Bochum. Mit Schauspielstudierenden inszeniert Henner Kallmeyer im Theater Unten das Weltkriegsdrama „Im Westen nichts Neues“.
Eines Klassikers des 20. Jahrhunderst nimmt sich die diesjährige Koproduktion des Schauspielhauses mit der Folkwang Universität der Künste an.
Nur kurz außer Reichweite
Der 1928 erschienene Roman „Im Westen nichts Neues“ von Erich Maria Remarque ist bis heute ein einzigartiges Porträt des Ersten Weltkriegs und der Materialschlachten aus Sicht des einfachen Soldaten. Sehr bekannt ist auch der US-Film von 1930, der das Buch, seine Geschehnisse und Protagonisten 1:1 auf die Leinwand brachte. Die Schützengräben wurden schonungslos „in Szene gesetzt“. Genau das tut Kallmeyer nicht. „Mich hat mehr interessiert, welche Spuren der Krieg in den Köpfen hinterlässt, wie unterschiedlich Gesellschaften und Einzelpersonen solche Traumata verarbeiten“, so der Theatermacher (*1974), der am Schauspielhaus unter anderem „Der Räuber Hotzenplotz“ einrichtete.
Jugendliche Soldaten kommen zu Wort
„Im Westen nicht Neues“ gibt einer Generation das Wort, die, wie es bei Remarque heißt, „vom Kriege zerstört wurde, auch wenn sie seinen Granaten entkam“. Dies ist der inszenatorische Ansatz: Wie können Soldaten vom Krieg sprechen? Wovon wollen sie überhaupt sprechen, nach Trommelfeuer, Granaten und Tod? „Es ist verständlich, dass man sich auf das Gute beschränken will: auf Geschichten von Kameradschaft und Mut und Eskapaden hinter der Front. Aber Krieg und Tod sind nur kurz außer Reichweite und immer im Hinterkopf“, so Kallmeyer.
In einem zeitleeren Raum
Im Theater Unten wird es eine Gruppe jugendlicher Kriegs- „Veteranen“ sein, die auf einem Fest weilt, und ihre Kriegsjahre zum Besten gibt. Plötzlich sind sie wieder da: Bilder und Ängste, die man nicht los wird, Geschichten von willkürlichen Grausamkeiten und verzweifeltem Überlebenskampf. Der Schrecken wird ausschließlich in den Köpfen der Zuschauer erzeugt, „ich hätte es unangemessen gefunden, den Krieg auf der Bühne nachspielen zu lassen“, sagt Kallmeyer.
Die Inszenierung spielt in einem zeitleeren Raum, es geht nicht expressis verbis um den Ersten Weltkrieg, sondern um alle Kriege. Und um das, was sie aus den Menschen machen, die als Soldaten hingingen und als Gezeichnete zurückkehren – wenn sie zurückkamen.
Die Premiere am 26.3. und die Aufführung am 30.3. sind ausverkauft. Die nächsten Termine: 11., 22., 27.4, Tickets 0234/3333-5555.