Bochum. 37. WAZ-Nachtforum beleuchtete moderne Behandlungsmöglichkeiten bei einem Schlaganfall. Geschädigtes Gehirn kann durch Rehabilitation neu lernen.

Mit gutem Grund stieß das 37. WAZ-Nachtforum zum Thema „Interdisziplinäre Behandlung des akuten Schlaganfalls“ am Donnerstagabend auf großes Interesse in der Leserschaft. Allein im Ruhrgebiet erleiden täglich 50 Menschen einen Schlaganfall, das sind rund 18.000 im Jahr. Beim WAZ-Nachtforum schilderten drei Spezialisten im Knappschafts-Krankenhaus Langendreer, wie ein Schlaganfall entsteht, was dann zu tun ist und wie die Ärzte den betroffenen Patienten helfen können.

Gerd Zepper, der vor etwa einem Monat einen Schlaganfall erlitt, berichtete Dr. Annika Kowoll eingangs, wie es ihm ergangen ist. Dank der schnellen Reaktion seiner Ehefrau, die ihn nachts auf dem Boden liegend und mit schiefem Mundwinkel fand, konnte Zepper schnell im Knappschafts-Krankenhaus behandelt werden. „Mir geht es zu 80 Prozent wieder gut. Die Lähmung hat sich zurückgebildet, aber das linke Bein will noch nicht so richtig nach vorne“, schilderte der 64-Jährige.

Computertomographie des Gehirns

Prof. Werner Weber, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, demonstrierte mit beeindruckenden Bildern, wie der Gefäßverschluss im Gehirn von Gerd Zepper entfernt wurde. Der Blutpfropf, ein so genannter Thrombus, wurde auf mechanische Weise herausgesaugt. Von den 550 Schlaganfallpatienten, die jährlich im Knappschafts-Krankenhaus behandelt werden, hätten 2013 sieben Prozent von der Technik profitiert, berichtete später Prof. Jens Eyding, Leiter der Stroke Unit, einer speziellen Schlaganfallstation. „Die Methode steht noch nicht so lange zur Verfügung, etwa seit 2008/2009“, berichtete der Radiologe Weber.

Er zeigte, wie mittels Computertomograph das betroffene Gefäß gefunden und der Verschluss verortet wird. „Wir können mit dem Katheter über die Leiste bis ins Gehirn“, erläuterte er. Mit speziellen Stents und einem Absaugsystem wird dann der Pfropf entfernt, so dass das Blut wieder fließen kann. Nicht nur bei dieser Methode, sondern bei Schlaganfällen generell gelte, dass der Patient schnellstmöglich behandelt werden muss, um das Gehirngewebe zu retten. „Wenn der Patient erst nach sechs, sieben oder acht Stunden kommt, können wir in der Regel nicht mehr helfen“, so Weber.

Allerdings könne auch die Rehabilitation große Erfolge erzielen, betonte Eyding. Man wisse mittlerweile, dass das geschädigte Gehirn fähig sei, sich neu zu organisieren.

Dr. Andreas Jähnert referierte über den Zusammenhang zwischen Herz und Hirn und schilderte Faktoren, die zu einer Gefäßverkalkung, der so genannten Arteriosklerose, beitragen und einen Schlaganfall befördern können. Das Vorhofflimmern nahm als häufige Erkrankung des Herzens eine Sonderstellung ein. Es berge die Gefahr eines Gerinnsels, das sich ablösen und ins Gehirn wandern könne, so Jähnert.

Prof. Jens Eyding stellte eine Stroke Unit vor und wies auch auf die transitorische ischämische Attacke, kurz TIA, hin. Bei dieser Vorstufe verschwinden die Schlaganfallsymptome wie Lähmungserscheinungen und Übelkeit zwar schnell wieder. Aber er warnte: „Auch das ist ein Notfall, bei dem Sie die 112 wählen sollten. Das Risiko, einen echten Schlaganfall zu bekommen, ist deutlich erhöht.“