Bochum. Bei ihrer Arbeit zum Schutz der Krötenwanderungen werden Tierschützer regelmäßig von Autofahrern angemotzt: Die Maßnahmen seien Geldverschwendung.

Tausende und Abertausende Erdkröten und Grasfrösche in Bochum können sich bei Naturfreunden wie Sebastian Semder oder Dennis Pieper bedanken. Jeden Morgen von 5 bis 7.30 Uhr früh und jeden Abend von 18 bis etwa 22.30 Uhr schützen sie die Amphibien vor dem sicheren Tod. Sie haben Krötenschutzzäune aufgebaut und sammeln die Tiere ein, damit sie beim Queren der Fahrbahn nicht von Autos plattgequetscht werden.

Nicht dankbar zeigen sich allerdings einige Autofahrer: Weil nachts einige Straßen gesperrt sind, motzen diese Autofahrer die Kröten-Helfer an und beschweren sich. „Eigentlich jeden Abend“, heißt es in den Reihen der Tierschützer. „Ihr Idioten, für sowas gebt Ihr Geld aus!“, habe ein Autofahrer gesagt. „Die meisten sehen nur Geldverschwendung. Traurig, aber wahr.“

Durch die Schutzmaßnahmen wird jährlich in Bochum eine fünfstellige Anzahl an Kröten und Fröschen gerettet. Sie suchen jetzt ihre Laichplätze an ihren Muttergewässern auf und müssen dazu eben auch über Autostraßen.

Rund 20 Minuten lang braucht ein Erdkrötenpaar, um sieben Meter zurückzulegen. Gäbe es die kleinen grünen Schutzzäune nicht, würden einige Straßen in diesen Wochen aussehen wie ein blutiges Schlachtfeld.

Auch Freiwillige helfen den Kröten in ihrer Nachbarschaft

Seit wenigen Tagen ist die Krötenwanderung besonders stark im Gange. Zum Beispiel an der Gräfin-Imma-Straße in Stiepel, an den Gräfin-Imma-Teichen. Sebastian Semder, Mitarbeiter des Umweltamtes, und Dennis Pieper, ein „Bufdi“ (Bundesfreiwilligendienst), leeren dort zweimal täglich Eimer, die sie zuvor direkt hinter die Zäune in die Erde gegraben haben. Die Amphibien fallen dort unweigerlich hinein, wenn sie am Zaun entlang ziehen.

Die Umweltschützer holen sie dann aus den Eimern heraus und bringen sie sicher über die Straße zu dem Gewässer. Bis zu 40 Tiere finden sie in einem Eimer vor, wo sie sich quasi gegenseitig heruntertreten. Allein an der Gräfin-Imma-Straße werden jährlich 2000 Kröten und 500 Frösche eingesammelt, wie Sina Friedrich vom Umweltamt berichtet. Sie leitet diese jährliche Krötenschutzaktion und ist deshalb auch öfter mal nachts unterwegs.

Sie erzählt auch, wie sich in einigen Straßen engagierte Anwohner um den Schutz der Amphibien selbst kümmern. Zum Beispiel in Langendreer am Herrensiepen und am Leithenhaus. Nicht immer aber hätten die Tiere genug Hilfe. Beispiel: „Im Mailand“ in Stiepel. Auch für diese Straße werden noch Freiwillige gesucht.