Bochum. Der Kunstverein Kulturrat zeigt die sehenswerte Einzelausstellung „Offene Gärten“ der Iserlohner Künstlerin.

Der Kunstverein Kulturrat in den charaktervollen alten Zechenräumen im Kulturmagazin Lothringen entwickelt sich zunehmend zu einer Top-Adresse für junge Kunst. Nach der zuletzt ausgestellten wild-provokanten Malerei von Gordan Nikolic geht es nun mit Jette Flügges „Offenen Gärten“ ruhiger, aber nicht minder spannend zu.

Zu sehen sind Zeichnungen, Druckgrafiken, Fotografien, Objekte und eine Installation der in Iserlohn lebenden Künstlerin Jette Flügge (*1974), die im Kulturrat ihre bisher größte Einzelausstellung realisiert. Flügge arbeitet scheinbar leichthin, und doch zeigt sie auf eine sehr subtile Weise, wie sich „Welt“ verändert, wenn sie erst einmal durch den Künstler hindurchgeflossen ist.

In ihren Drucken nähert sich Flügge organischen, floralen Formen, in ihren höchst filigranen Zeichnungen widmet sie sich Blüten- oder Blättermotiven, wobei das Kleinste und noch das Allerkleinste für sich steht, und doch den individuellen „Blick“ auf die Landschaft, auf das Motiv des Gartens nie verliert. Mithin entstehen sozusagen Andeutungen von Erzählungen auf Papier, die Flügge virtuos ausfabuliert, und die der Betrachter dann für sich auslesen kann.

Verspielt und hintergründig

Je länger er verweilt, desto überraschender ist diese Kunst: von der „Blumenlese“ über das „Lob des Kleinen“ bis zu einem regelrechten „Maikäferdrama“, so einige assoziative Titel von Flügges Arbeiten. Der immer wieder anders aufgegriffene Natur-/Gartenbezug greift aber auch in den Raum hinein, etwa in Form einer betörende Installation mit aufgestellten, getrockneten Wiesenschierling-Pflanzen oder einem fotografischen Fliegenpilz-Hexenkreis.

Jette Flügges persönliches künstlerisches Biotop ist verspielt und hintergründig, zurückhaltend und erregend zugleich. Der Weg zum Kulturrat nach Gerthe lohnt, der Ruf dieser individuellen archetypischen Symbolwelt einer vielversprechenden Künstlerin ist zu verlockend!

Kunstverein Kulturrat, Lothringer Straße 36, bis 10. April, Öffnungszeiten Di 15-18 Uhr, Do. u. Fr. 18-20 Uhr