Bochum..

Doppelpremiere im Theater Rottstraße 5: Neben der Neuauflage von „Hagens Klage“ stand dabei August Strindbergs „Traumspiel“ auf dem Spielplan. „Hagens Klage“ von Carsten Marc Pfeffer und Hans Dreher feierte ursprünglich im Jahr 2011 im Rahmen des Nibelungen-Zyklus seine Uraufführung. Das Besondere dabei war die Musik des Gitarristen Boris Jakov Babic, der Motive von Richard Wagner für Gitarren und Schlagwerk zu einem performativen Musikstück verarbeitet hatte.

Opulenter Post-Rock

Die Neuinszenierung von 2015, wieder von Oliver Paolo Thomas ins Werk gesetzt, wurde nun bereichert durch die Mitwirkung von Musikern der Bochumer Symphoniker. Oboe, Viola, Violoncello und Kontrabass verstärken die götterdämmrige Atmosphäre im Kellergewölbe unter der Eisenbahn, opulenter Postrock und Versatzstücke aus dem Heavy Metal verbinden sich hier mit klassischem Kolorit. Heraus gekommen ist eine eigenwillige Rockoper mit Spoken Words (Performance: Felix Lampert, Charlene Markow) statt Kunstgesang, die allerdings dann und wann, mangels ruhigerer Töne, etwas zu barock gerät.

Lose verknüpft

August Strindbergs „Ein Traumspiel“ (1902) unter der Leitung der Folkwang-Regie-Studentin Laura N. Junghanns wirkt hingegen auf eine andere Weise verschwenderisch. Diese Inszenierung ist ganz schön wuselig und lässt den Zuschauer kaum zu Atem kommen!

Agnes (stimmlich und sprachlich stark: Paulina Alpen), die Tochter des indischen Gottes Indra, steigt aus Mitleid mit den Menschen auf die Erde herab. In immer neuen, lose verknüpften, traumhaften Sequenzen erfährt sie die Freuden und Leiden menschlicher Existenz. Sie begegnet unterschiedlichen Figuren wie einem Offizier, einem Anwalt oder einem Plakatkleber. Sie heiratet, bekommt eine Tochter und lernt die Enge des Familienlebens kennen. Sie erkennt, dass weder Karriere und Erfolg noch die Liebe dem menschlichen Dasein einen Sinn geben können. Die unendliche Wiederholung des Immergleichen treibt schließlich alle in die Verzweiflung.

„Traumspiel“ ist ein Alptraum, den die junge Regisseurin grotesk in Szene setzt. Immer wieder findet sie wunderliche Bilder für die einzelnen Stationen, die Agnes auf der Erde durchläuft. Junghanns’ Inszenierung ist eine starke, körperbetonte Ensembleleistung, die sie stringent durchchoreographiert, ohne die Arbeit am Text zu vernachlässigen. Ein skurriler Abend, der im Laufe der Zeit immer mehr an Substanz gewinnt.