Bochum. . In der Nähe der ehemaligen Zeche Lothringen lebten Bergleute Haus an Haus. Heimatgefühl und detailverliebte Fassaden überstrahlen die Schattenseiten.

Endstation Schürbankstraße. Kurz bevor Bochum an Dortmund-Bövinghausen grenzt, setzt die Straßenbahnlinie 308/318 zur Rückfahrt in die Gegenrichtung an. Hier in Gerthe, im Bochumer Nordostens, zweigt die Schürbankstraße ab. Nach wenigen Metern grüßt ein Kiosk-Schild wie noch üblich im Kohlenpott. Das Büdchen ist gut in Schuss. Die Frau des griechischen Inhabers informiert. „Wir haben den Kiosk vor acht Jahren übernommen, aber es ist ein alter Kiosk.“ Die Straße selbst, sie ist eng verbunden mit der Vergangenheit auf Zeche Lothringen. Auf der rechten Seite fällt ein stattliches Wohnhaus in den Blick. „Das Haus mit dem Bergmannsmotiv, dort wohnte der Fahrsteiger Kuno Müller. Die Eheleute haben wir beide beerdigt“, sagt Elisabeth Niggemann.

Die Niggemanns leben und arbeiten seit 1957 an der Schürbankstraße. Das älteste Bestattungsinstitut in Gerthe wurde 1928 gegründet. Walter Niggemann junior führt es in dritter Generation. Er lebt mit seiner Frau Winnie, die aus Norwegen stammt, und zwei Söhnen hier. Seine Mutter lebt hinter der Schürbankstraße an einem angrenzenden Grundstück. Elisabeth Niggemann zeigt die beiden Gärten gern. „Bei einem runden Geburtstag meines Mannes kam einmal einer von der Stadt, der sagte: ,Man sollte gar nicht meinen, dass es etwas so Schönes auf der Schürbankstraße gibt’“, schildert die 82- Jährige.

Walter Niggemann und  seine Frau Winnie, hier mit Hund Balko, leben aus Familientradition an der Schürbankstraße.
Walter Niggemann und seine Frau Winnie, hier mit Hund Balko, leben aus Familientradition an der Schürbankstraße. © Ingo Otto / Funke Foto Services

Geschäftsleben in ruhiger Straße

Das soll aber nicht bedeuten, dass die Schürbankstraße hässlich wäre. Es gibt einige Häuser, die mit aufwendiger Gründerzeit-Architektur und frischem Anstrich der Straße ein schönes Gesicht verleihen. Andere Wohnhäuser hingegen verbreiten mit schmuddeligen Fassaden etwas Düsternis.

Schürbankstraße

Dirk Warschun posiert mit einem Modellauto auf der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Dirk Warschun posiert mit einem Modellauto auf der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Eckhaus mit hohem Erker steht am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 am Eingang zur Schürbankstraße. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Eckhaus mit hohem Erker steht am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 am Eingang zur Schürbankstraße. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Eckhaus mit hohem Erker steht am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 am Eingang zur Schürbankstraße. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Eckhaus mit hohem Erker steht am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 am Eingang zur Schürbankstraße. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Haus in der Schürbankstraße spiegelt sich am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 auf dem Dach eines Autos. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Haus in der Schürbankstraße spiegelt sich am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 auf dem Dach eines Autos. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Haus in der Schürbankstraße spiegelt sich am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 auf dem Dach eines Autos. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Haus in der Schürbankstraße spiegelt sich am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 auf dem Dach eines Autos. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
An der Gaststätte
An der Gaststätte "Zum Schürbänkchen" sind am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 an Fenster und Türen die Rolladen heruntergelassen . Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Eine Hausfassade an der Schürbankstraße ziert am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 der Schriftzug
Eine Hausfassade an der Schürbankstraße ziert am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 der Schriftzug "Glück auf". Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Blumenornamente zieren eine Hausfassade an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Blumenornamente zieren eine Hausfassade an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Eine Hausfassade an der Schürbankstraße ziert am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 der Schriftzug
Eine Hausfassade an der Schürbankstraße ziert am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 der Schriftzug "Glück auf". Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Mehrfamilienhäuser in der Schürbankstraße weisen am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 eine einheitliche Fassadengestaltung auf. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Mehrfamilienhäuser in der Schürbankstraße weisen am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 eine einheitliche Fassadengestaltung auf. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Blickfang ist ein Haus mit Fassadenschmuck an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Blickfang ist ein Haus mit Fassadenschmuck an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Blickfang ist ein Haus mit Fassadenschmuck an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Ein Blickfang ist ein Haus mit Fassadenschmuck an der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Walter Niggemann geht mit seiner Frau Winni und Hund Balko am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 an seinem Beerdigungsinstitut an der Schürbankstraße vorbei. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Walter Niggemann geht mit seiner Frau Winni und Hund Balko am Donnerstag, den 05. Maerz 2015 an seinem Beerdigungsinstitut an der Schürbankstraße vorbei. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
Dirk Warschun posiert mit einem Modellauto auf der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services
Dirk Warschun posiert mit einem Modellauto auf der Schürbankstraße am Donnerstag, den 05. Maerz 2015. Foto: Ingo Otto / Funke Foto Services © Ingo Otto / Funke Foto Services
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Ansonsten hat die Schürbankstraße doch unerwartet viel zu bieten: zwei Friseurgeschäfte, einen Tierarzt, eine Kinderbetreuung, ein Geschäft für Modellbau und das „Schürbänkchen“, das Vereinslokal der 1. Kompanie des Bürgerschützenvereins Gerthe. Zwischen den Häusern hindurch erhascht der Spaziergänger einen Blick auf den Jugendstil-Turm der denkmalgeschützten Christuskirche an der Lothringer Straße.

Lebensmittel im Fachwerkhaus

Daten und Fakten

Personen. In der Schürbankstraße sind 281 Anwohner gemeldet, davon 138 weibliche. Hier leben 37 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, davon 15 weibliche. 194 Anwohner sind zwischen 18 und 65 Jahre alt, davon 96 weibliche und 50 Anwohner (27 weibliche) sind Senioren ab 65.

Statistik Die Schürbankstraße ist etwa 450 Meter lang und verzeichnet 42 Hausnummern.Die Schürbankstraße gehört zum Stadtbezirk Bochum-Nord und befindet sich im statistischen Bezirk Gerthe.

In der Schürbankstraße sind 20 Gewerbe angemeldet, vom DJ über die Trinkhalle bis hin zum Maurer und Stuckateur.

Die Haltestelle Schürbankstraße wird von den Straßenbahnlinien 308 und 318 und von der Buslinie 353 angefahren. Die Straßenbahn hat hier ihre Endstelle und startet in die Gegenrichtung.

Die Zeit ist nicht stehen geblieben, die Zeche ist heute ein Kulturbetrieb. Kaum jemand weiß dies hier wohl besser als Günter Paßmann. 1932 in Bochum-Harpen geboren, lebte er ab etwa 1935 mit seinen Eltern und zwei Brüdern an der Schürbankstraße in einem Kotten. Sein Vater fing als Bergmann auf Lothringen an. Paßmann selbst eröffnete 1957 mit seiner Frau Margret ein Lebensmittelgeschäft im Elternhaus. Nach 30 Jahren gaben sie ihren Laden auf. „Dann kamen die Großen, da lohnte es sich einfach nicht mehr“, sagt der 82-Jährige. Das Fachwerkhaus steht heute nicht mehr und Günter Paßmann wohnt in einem Haus dahinter. Wegziehen war für ihn kein Thema. „Ich habe hier meine Kindheit verbracht und mir alles aufgebaut. Das ist einfach so“, sagt er. Viele Menschen sind an der Straße sesshaft und die meisten Häuser in Privatbesitz. Auch die 45-jährige Winnie Niggemann, die aus Norwegen nach Gerthe kam, sagt: „Hier ist einfach mein Zuhause, darum fühle ich mich wohl.“

Zeche „Schürbank“ gehörte einst zu Lothringen 

Der Straßenname Schürbankstraße erinnert an die Zeche Vereinigte Schürbank & Charlottenburg, ein Steinkohlebergwerk im Dortmunder Stadtteil Aplerbeck.

Die Zeche war bereits 1811 durch die Zusammenlegung der noch im 18. Jahrhundert niedergebrachten Zechen Schürbank und Charlottenburg entstanden. Bis auf eine Eisenbahnbrücke über die Emscher im Osten von Dortmund erinnert nichts mehr an das Bergwerk, dessen Kohle einst vor allem in der 1841 gegründeten Hermannshütte in Hörde und in der 1857 eröffneten Aplerbecker Hütte Abnehmer fand.

Die Zeche Vereinigte Schürbank & Charlottenburg hatte 1872 mit 460 Mitarbeitern eine Förderleistung von rund 1,6 Millionen Zentnern Kohle vorzuweisen. Das Bergwerk gehörte zuletzt der Gewerkschaft Lothringen, daher der Namensbezug zu Gerthe. Aufgrund von Schwierigkeiten mit der Wasserhaltung wurde das Bergwerk 1925 stillgelegt. Die Zeche Lothringen mit mehreren Standorten war ein Jahrhundert lang der wichtigste Arbeitgeber in Gerthe.