In Riemke wurde eine Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg entschärft. Etwa 1000 Anwohner, darunter die Schüler und Lehrer der Cruismannschule, mussten evakuiert werden.

Für die 150 Schülerinnen und Schüler der Cruismannschule war es kein Unterrichtstag wie jeder andere. Anstatt in den Klassenzimmern zu sitzen und zu büffeln ging es gestern Morgen gleich mit Bogestra-Bussen zu einem kostenfreien Tierparkbesuch. Der Grund: wegen einer Bombenentschärfung an der Raiffeisenstraße mussten Schule und zirka 1000 Bewohner in einem Radius von 250 Metern um den Fundort evakuiert werden.

In Bussen werden Anwohner ins nahe Altenheim gefahren, Foto: Karl Gatzmanga
In Bussen werden Anwohner ins nahe Altenheim gefahren, Foto: Karl Gatzmanga © WAZ

Vor allen Dingen bei älteren Bochumern wurden Erinnerungen an eine schlimme Zeit wach. So beim 79-jährigen Artur Wroben. Er war im Dezember 1944 auf einem Segelschulschiff der Marine, als er die Nachricht bekam, dass der Stadtteil Grumme ausgebombt worden war. Er konnte daraufhin umgehend nach Hause fahren. „Da stand ich dann vor einem Trümmerhaufen” erinnert er sich. Und Franz Schmitz (74) weiß noch ganz genau, dass die erste Bombe auf Bochum in der Nähe der jetzigen Autobahn 43 gefallen war.

Autobahn gesperrt

Die Autobahn spielte gestern auch eine Rolle, musste sie doch während der Entschärfung des Blindgängers in der Zeit zwischen 12.37 Uhr und 13.05 Uhr zwischen den Anschlussstellen Riemke und Gerthe voll gesperrt werden.

70 Einsatzkräfte

Erst nach der Sperrung und nachdem sich die rund 70 Feuerwehrleute und Helfer des DRK sicher waren, dass innerhalb der Sperrzone keine Menschen mehr in ihren Häusern waren, begann Sprengmeister Walter Luth vom Kampfmittelbeseitungdienst der Bezirksregierung Arnsberg seine Arbeit. Nach knapp 20 Minuten hatte er den Aufschlagzünder aus der amerikanischen Fünf-Zentner-Bombe herausgeschraubt. Komplikationen hatte es glücklicherweise nicht gegeben.

In vier Metern Tiefe

Die Bombe lag in fast vier Metern Tiefe unter einer Garage und war bei der Auswertung von Luftbildern entdeckt worden. „Die Luftbilder sind von den Engländern zur Verfügung gestellt worden, von den Amerikanern, die die Bombe abgeworfen haben, gibt es keine”, berichtet Hans Weber, Leiter der Innenstadtwache der Feuerwehr.

An den Haken genommen

Helmut Jansen, dem seit fast 40 Jahren die Garage gehört, war im August 2006 über den gefährlichen Fund informiert worden. „Ein komisches Gefühl hab' ich nicht gehabt, wenn ich mein Auto darin abstellte”, erzählt er, während er mit seiner Kamera festhält, wie die entschärfte Bombe am Haken einer Baggers baumelt und auf einen Lkw verladen wird.

Sprengmeister Walter Luth entschärfte den Blindgänger, Foto: Karl Gatzmanga
Sprengmeister Walter Luth entschärfte den Blindgänger, Foto: Karl Gatzmanga © WAZ

Nach Einschätzung von Walter Luth, der vor wenigen Wochen auch die an der Viktoriastraße gefundene Bombe entschärft hat, wird es noch Jahre dauern, bis in Bochum kein derartiges Relikt aus den schlimmen Jahren des Zweiten Weltkrieges mehr gefunden wird.

Fotostrecke: Bombenfund in Riemke