Bochum. Schweres Gerät ist am Tor 4 des ehemaligen Opelwerkes vorgefahren. Seit Montag laufen die Abrissarbeiten am Werkstor und der ehemaligen Lackiererei.
Zerdeppert und verbeult liegen sie da unten am Fuße der Lackiererei an der Wittener Straße, die einst stolzen vier Lettern, „O-P-E-L“. Ein paar Meter daneben liegt das, was vom Opel-Blitz übrig geblieben ist. Es war schon dunkel, als ein Autokran am Freitag vorfuhr und Arbeiter in wenigen Stunden das Firmenemblem entfernten. Dass dies eine „Nacht-und-Nebel-Aktion“ gewesen sei, dementiert der Weltkonzern, dass es der Beginn des Abrisses ist, wird hingegen bestätigt.
Ganz klein begann am Montag der „Rückbau“ und der „Eingriff in die Gebäudestruktur“, wie Opel den Abriss schönfärberisch beschreibt. Zunächst haben Arbeiter, zum Teil Opel-Beschäftigte, die selbst früher Kadett, Astra oder Zafira zusammengeschraubt haben, begonnen, Dämmstoffe und Kabel am Tor 4 zu entfernen. Mit grünen Sichtschutzmatten war zuvor der Zaun undurchsichtig gemacht worden für die Augen von Schaulustigen.
Verwaltungsgebäude auf der Denkmalliste
Zwei Werkschutzleute kurvten im funkelnagelneuen Zafira herum und hatten ein Auge auf Journalisten und Gaffer. Noch hat der mächtige Abrissbagger mit seiner stählernen Klaue nicht die Gebäudestruktur angeknabbert. Aber in dieser Woche soll es losgehen. Ein zweiter Abrissbagger soll voraussichtlich von der anderen Seite die Lackiererei angehen. Die war früher einem Kokon gleich von der Außenwelt abgeschottet, um Staub vom Lack fernzuhalten. Stück für Stück wird dieser Bagger den Schornstein, von Süden eine weithin sichtbare Landmarke, abreißen.
Während an der einen Ecke des einstigen Automobilwerkes bereits mit den Abbrucharbeiten begonnen worden ist, gibt es eine ganz andere Neuigkeit vom anderen Ende der Opel-Fläche in Laer. Für zunächst sechs Monate ist das einstige Verwaltungsgebäude am Opel-Ring in die Denkmalliste eingetragen worden, diese bestätigte die Adam Opel AG als Noch-Besitzer dieses Backsteinbaus.
„Hier hatten zum Schluss alle die Schnauze voll.“
Wegen des Symbolgehaltes und als ein herausragendes Beispiel für die Ansiedlung neuer Arbeitsplätze in Bochum nach der verheerenden Bergbaukrise 1960 hatte die SPD angefragt, welche Möglichkeiten es denn für den Denkmalschutz gebe. Mit der nun zunächst befristeten Maßnahme ist es derzeit nicht möglich, dort den markanten Opel-Schriftzug zu entfernen. Dieser hatte sowohl in guten Zeiten bei spektakulären Großaufträgen oder den Demonstrationen für einen Erhalt der Automobilproduktion eine fotogen Kulisse abgegeben.
Auf die Frage eines Journalisten, ob er traurig wegen des jetzt beginnenenden Abrisses sei, reagierte ein Opel-Mann nur schulterzuckend: „Ach wissen Sie, hier hatten zum Schluss alle die Schnauze voll.“