Diplomat aus der Ukraine skizziert Situation in der Kriegsregion. Humanitäre Hilfe steht im Mittelpunkt, doch die Wege für Hilfsgüter bleiben ungewiss.
Die Spannung lag am Dienstagabend förmlich in der Luft, bevor der deutsche Generalkonsul von Donezk, Dr. Detlev Wolter, das Wort ergriff. Der Diplomat war der Einladung von Pfarrer Arno Lohmann, Leiter der Evangelischen Stadtakademie, gefolgt, um aus der von Krieg befallenen Ukraine und vor allem aus Donezk zu berichten. „Sie machen sich zu Recht Sorgen und ich möchte Sie ermutigen, Ihren humanitären Einsatz fortzusetzen“, sagte Wolter und betonte, dass die Nicht-Regierungs-Organisationen (NGOs), wie die Caritas, Diakonie und das DRK, in dieser Notlage eine herausragende Rolle einnehmen würden.
„Auch für das Generalkonsulat steht in Donezk nun die Unterstützung aller humanitären Hilfen im Vordergrund“, sagte Wolter. Andere Aufgaben wie der Strukturwandel in der Region nach Vorbild des Ruhrgebiets oder die Energiewende könnten derzeit in Donezk nicht weiterverfolgt werden. Er selbst habe die Stadt Donezk schon Mai letzten Jahres aus Sicherheitsgründen verlassen müssen, reise aber zu Terminen in die Region Donbass.
In den letzten Monaten seien in einem Notprogramm der Bundesregierung für viele Flüchtlinge mobile Winterunterkünfte bereitgestellt worden. Fast eine Million Binnenflüchtlinge seien derzeit in der Ukraine registriert. „Oft lassen sich nur die Frauen und Kinder registrieren, weil die Männer Angst vor den Separatisten haben“, sagte Wolter.
Waffen müssen schweigen
Die zentrale Frage des Abends „Wie kann es weitergehen mit der Partnerschaft zwischen Bochum und Donezk?“ vermochte der Generalkonsul aktuell nicht beantworten. „Wir werden schnell Einigkeit darüber erlangen, dass als erstes die Waffen schweigen sollen“, sagte der Diplomat. Der Verkauf von Kalaschnikows gehöre in der Ostukraine mittlerweile zum Alltag, schilderte er.
Die Vereinigungen, die die Städtepartnerschaft zwischen Bochum und Donezk gestalten, stellten sich einzeln vor: die Gesellschaft Bochum-Donezk, der Freundeskreis Bochum-Donezk und der Sachausschuss Donezk des Katholikenrates Bochum. In Bildern, etwa von der Leukämie-Station für Kinder, und einem filmischen Einspieler der Bach-Akademie in der Oper Donezk wurde klar, wie eng die Verbindung ist. Waltraud Jachnow, Ehrenvorsitzende der Gesellschaft Bochum-Donezk, zitierte einen aktuellen Brief: „Ja, in Donezk ist die Situation sehr schwierig. Der Beschuss von Donezk nimmt kein Ende.“ Jachnow fragte den Generalkonsul um Rat, wie sie ihre Hilfe vor allem für die an Leukämie erkrankten Kinder übermitteln könne. „Ich kann Ihnen Kontakte vermitteln zu Organisationen, die Ihnen mit Erfahrungen helfen können“, sagte der Konsul.