Bochumer. In keiner anderen Polizeibehörde in NRW gibt es - gemessen an der Bevölkerungszahl - bei Verkehrsunfällen so wenig Verletzte wie in Bochum. Allerdings gab es im Vorjahr auch einen starken Anstieg an tödlichen Unfällen.
Bochums Polizeipräsidentin Diana Ewert hat eigentlich eine relativ gute Nachricht: In keiner anderen Kreispolizeibehörde in NRW gab es im vergangenen Jahr, gemessen an der Einwohnerzahl, so wenig Verletzte im Straßenverkehr wie in Bochum, Herne und Witten. Allein auf Bochumer Stadtgebiet gab es bei 13.452 Unfällen „nur“ 875 Verletzte. Schon „seit vielen Jahren“, sagte Ewert gestern bei der Vorstellung der Unfalljahresstatistik, liege die Bochumer Polizei in dieser Hinsicht „an der Spitze“. Allerdings ist ihre Freude darüber sehr getrübt, denn im abgelaufenen Jahr waren besonders viele Verkehrstote zu beklagen.
Acht Menschen verloren durch Unfälle auf Bochumer Stadtgebiet ihr Leben – - im Jahr 2013 waren es drei. „Eine bittere Entwicklung“ sei dies. Allerdings betonte die Polizeipräsidentin, dass es sich um eine „Häufung tragischer Einzelfälle“ handle. „Er ist kein Muster zu erkennen.“
Vielmehr handelte es sich bei den jeweiligen Unfällen um einen internistischen Notfall des Fahrers, individuelle Fahrlässigkeit oder Ablenkung. Bei einem der Unfälle (4. März, Hauptstraße) soll eine Autofahrerin (46) durch eine Handy-Nachricht derart abgelenkt worden sein, dass sie in den Gegenverkehr geriet. Zwei Insassen eines entgegenkommenden Autos waren damals gestorben und ein Motorradfahrer extrem schwer verletzt worden. Im März steht die Unfallverursacherin wegen fahrlässiger Tötung vor Gericht. Die Polizei beklagte gestern, dass immer mehr Menschen am Autosteuer zu ihrem Handy greifen. Aus diesem Grund waren im vorigen Jahr mehr als 4600 Kraftfahrer im ganzen Polizeibezirk erwischt worden (60 Euro Buße, ein Punkt).
„Wenn Sie eine SMS schreiben, ist das so, als fahren Sie mit 1,1 Promille“
Polizeipräsidentin Diana Ewert: „Wenn Sie eine SMS schreiben, ist das so, als fahren Sie mit 1,1 Promille. Wenn Sie ohne Freisprechanlage telefonieren - wie mit 0,8 Promille.“ Man würde „wie im Blindflug fahren“. Polizeidirektor Rudi Koriath nannte die vermehrte Handy-Nutzung am Steuer eine „gefährliche Tendenz“. Der Unfall an der Hauptstraße sei ein „klassisches, sehr tragisches Beispiel“ für die enormen Gefahren durch Ablenkung.
Gleichzeitig konnte die Polizei gestern aber auch positive Entwicklungen auf Bochumer Stadtgebiet vermelden. So sank zum Beispiel die Anzahl der verunglückten Kinder deutlich (von 72 auf 56). Gesunken ist auch die Anzahl der Unfälle mit Personenschäden (von 828 auf 741). Außerdem gab es deutlich weniger Unfälle unter Alkoholeinfluss (115). Ebenfalls erfreulich: Senioren haben immer weniger Unfälle mit Personenschäden gebaut, obwohl mittlerweile immer mehr motorisiert sind.