Bochum-Mitte. . Der beliebte Schleichweg durch die Franz-Vogt-Straße endet seit kurzem an einem verschlossenen Tor. Einen Schlüssel haben nur die direkten Anwohner.
Von der Oskar-Hoffmann-Straße mal eben in die Innenstadt? Von der Hermannshöhe schnell zum Supermarkt an der Joachim-straße? Kein Problem, wenn man die Franz-Vogt-Straße als Abkürzung nutzt. So dachten bisher viele Bürger. Doch seit gut einem Monat versperrt ihnen ein neu installierter Zaun samt abschließbarem Tor den Weg. Seither müssen sie lange und unliebsame Umwege in Kauf nehmen.
Wieso das Tor aufgestellt wurde, ist für die meisten Schleichweg-Nutzer unverständlich. „Beliebt ist der Zaun hier nicht. Das Tor wurde schon abgebaut und dann beim Autohändler wiedergefunden. Das Schloss wurde zugeklebt und angemalt“, berichtet eine Anwohnerin der Franz-Vogt-Straße, die namentlich nicht genannt werden möchte.
Ein 79-jähriger Rentner, der ebenso unerkannt bleiben will, sah die Franz-Vogt-Straße bisher als willkommene Abkürzung zum Bahnhof, zu Arztpraxen und zum Sport. „Ich bin zwar noch ganz gut auf den Beinen, aber der Verkehr auf der Universitätsstraße oder der Königsallee ist auch nicht ohne“, erläutert er, als er die Ausweichmöglichkeiten aufzählt. Und: Er sei mit seinem Ärger nicht allein, viele Nachbarn seien über die Maßnahme erzürnt.
Nach Bewohner-Beschwerden wurde der Zaun errichtet
Die Franz-Vogt-Straße ist Privateigentum der Bochumer Wohnstätten Genossenschaft. Diese hat den Zaun nach Beschwerden ihrer Mieter aufstellen lassen. Helga Banke, Abteilungsleiterin der Kundenbetreuung und Hausbewirtschaftung der Bochumer Wohnstätten, weiß um die Bedeutung des Privatweges als Abkürzung. „Wenn alles in Ordnung wäre, hätten wir ja auch nichts dagegen. Aber die Senioren, die dort wohnen, fühlen sich belästigt durch Fremdparker, Müllverschmutzungen und Graffitis.“ Banke weiter: „Wir müssen das Eigentum sichern.“ Sie verweist auf einen Parallelweg zur Kronenstraße, der lediglich einen Umweg von 50 Metern bedeuten würde. „Ich kann die Aufregung also nur bedingt verstehen.“
Kosten nicht auf Mieter umlegen
Die Mieter der Bochumer Wohnstätten an der Franz-Vogt-Straße fürchten nun, an den Kosten für Installation, Reparaturen und Instandhaltung des Tores beteiligt zu werden.
„Das wollen wir nicht auf die Mieter umlegen. Die angefallene Beseitigung des Mülls oder der Graffitis haben wir ebenfalls nicht auf die Mieter umgelegt“, sagt Banke dazu.
Ein Anwohner der nahe gelegenen Joachimstraße kennt diesen Parallelweg nur zu gut: „Im Moment sind die Büsche zwar noch recht kahl, aber wenn die wieder wuchern und man im Dunkeln dort lang geht, ist das dann doch schon unheimlich. Außerdem ist die Befestigung auch nicht gut, es ist sehr matschig.“
Um das Auf- und Abschließen des Tores kümmern sich die Bewohner der Anlage selbst; laut Banke mit einem Schlüssel, den jede Mietpartei erhalten hat.
Doch darf ein solches Tor überhaupt aufgestellt werden? Ja, sagt die Stadt. „Das Gebiet ist nicht Eigentum der Stadt. Grundsätzlich können die Eigentümer auf ihrem Grundstück natürlich einen Zaun aufstellen“, erklärt Barbara Gottschlich, Pressesprecherin der Stadt. Banke betätigt: „Das Tor ist mit der Stadt abgeklärt. Es gibt dort auch keine Wegerechte.“
CDU kritisiert: „Weg wurde mit öffentlichen Mitteln angelegt“
Das sieht die CDU im Bezirk Mitte anders: Fraktionschef James Wille erinnerte in der jüngsten Sitzung daran, dass die Stadt 15.000 Euro allein für die Beleuchtung des Wegs bis zur Oskar-Hoffmann-Straße gezahlt hatte. „Wenn der Weg mit öffentlichen Mitteln angelegt wurde, darf ein Eigentümer dann die Nutzung verbieten?“
Die Fachverwaltung will die Nutzungsrechte frühestens bis zum nächsten Bezirk klären.