Bochum. . Beliebte Literaturreihe feiert 15-jähriges Bestehen. Heiterer Mix aus lustigen Texten, Musik und Hochprozentigem ist auch außerhalb Bochums gefragt.

Dies ist die Geschichte von vier Freunden und einer lustigen Idee. Beim Literaturfestival „Macondo“ im Jahr 2000 wollten ein paar Bochumer Kulturschaffende das umfangreiche Programm um eine weitere Attraktion erweitern. „Das war unsere erste Lesung“, erinnert sich Frank Schorneck.

Unter dem Titel „Lauschen und berauschen“ wurden im Biercafé schräg gegenüber der Kammerspiele Texte gelesen, in denen es vornehmlich um Whisky und andere hochprozentige Getränke geht. Dazu gab es Live-Musik, vor allem Irish Folk, und in den Pausen wurde reichlich eingeschenkt.„Ich weiß noch, dass die erste Lesung über vier Stunden dauerte“, sagt Schorneck schmunzelnd.

Viel kürzer gingen die folgenden „Whiskylesungen“ nie über die Bühne. Seit 15 Jahren treten Macondo-Macher Frank Schorneck, Blues-Musiker Ralf „Ralle“ Weber, Folksänger Rüdiger Boldt und der Autor Dirk Oltersdorf einmal jährlich im Biercafé auf. Gemeinsame Termine zu finden, sei manchmal nicht so leicht, weil alle vier bürgerlichen Berufen nachgehen. Doch immer wieder führen sie ihre beliebten „Whiskylesungen“ auch zu Gastspielen in NRW.

Erst wird gesungen, dann gelesen

Der Ablauf ist meist ähnlich: Zunächst singen sie gemeinsam einen Folk-Song, dann werden in sechs Blöcken kurze Geschichten gelesen. Ein Thema eint sie alle: Es geht um Hochprozentiges. „In allen Texten wird grundsätzlich getrunken“, meint Rüdiger Bolt. Anfangs seien das durchaus komplexe Abhandlungen etwa über die Herstellung von Whisky gewesen. „Das war manchmal wie ein Seminar“, so Schorneck. Mittlerweile stehen reine Spaßgeschichten etwa von Jochen Malmsheimer gleichberechtigt neben Werken der Weltliteratur: von Haruki Murakami bis Roddy Doyle.

In den Pausen wird verköstigt

Die fünf Pausen nutzt das Publikum und widmet sich der Verköstigung. Im Biercafé gibt es stolze 28 verschiedene Whisky-Sorten. Die Folge: „Spätestens in der zweiten Runde schmettert das Publikum meist lauthals mit“, erzählt Schorneck. „Und niemand kümmert sich darum, dass der nächste Tag ein Arbeitstag ist.“ Auch das ist das Besondere an dieser Lesung: Im Biercafé findet sie traditionell am Mittwochabend statt.

Mit dem Schlusslied „Whisky in the jar“ geht mancher im Publikum dann leicht angeschwipst nach Hause. Nur die Whiskyleser selber üben sich den Abend über in Abstinenz: Sie trinken nicht mit. „Besoffen kann man keine Musik machen“, steht für Rüdiger Bolt fest. Überhaupt sei die Lesung kein reines Besäufnis: „Whisky-Verköstigungen sind sehr in Mode, aber die meisten sind ziemlich steif. Bei uns geht es erheblich lockerer zu.“

Böse Mail wegen „Frauenfeindlichkeit“

Übrigens: Den Vorwurf, Alkohol zu verherrlichen, mussten sich die Whiskyleser schon anhören. „In einer erzürnten E-Mail nach einem Gastspiel in Moers ist uns auch Frauenfeindlichkeit unterstellt worden“, wundert sich Schorneck. Die Mail hätten sie bei der nächsten Lesung dann vorgetragen: sehr zur Erheiterung auch der weiblichen Besucher. Und dazu gab es dann einen Text der Autorin Katinka Buddenkotte. Titel: „Wär ich doch beim Erdbeersekt geblieben“.

Die nächsten Lesungen: am 7. Februar in „Die Röhre“ Moers, am 28. März in der „Rohrmeisterei“ Schwerte. In Bochum wieder am 9. Mai im Clochard, Buscheyplatz (Eintritt frei).