Herne/Bochum. . Mit dem Tanzstück hat sich Theater- und Fernsehregisseur Nico Celik auf neues terrain begeben. Ein großer Erfolg auch dank atemberaubender Musik.
Alles beginnt damit, dass sechs junge Leute in grauen Schuluniformen an einem Spielgerüst stehen und sich munter die Zeit vertreiben. Sie necken sich, sie ärgern sich, das geht eine Weile so dahin.
Bis einer kommt, der anders ist als die anderen. Der ein feuerrotes Kleid und dazu Rastalocken und einen Bart trägt. Dessen Bewegungen großspuriger und dessen Lächeln sonderbarer ist als das der anderen. Keiner weiß, wer dieser Neue, Fremde ist, aber offensichtlich zieht seine Aura die anderen in den Bann. Erst beäugen sie ihn misstrauisch, dann umgarnen sie ihn, später vergöttern sie ihn – und schließlich lassen sie ihn fallen.
Eindringliche Bilder
Es sind eindringliche Bilder, die Regisseur Neco Celik für seinen Tanzabend „Ruhm“ findet, der am Samstag unter tosendem Applaus seine Uraufführung in den Kammerspielen erlebte. Die Herner Tanzkompanie Renegade, mittlerweile zum fünften Mal an der Königsallee zu Gast, scheint eine treue Fangemeinde gefunden zu haben. Die pulsierenden Choreographien aus dem Hause Renegade reihen sich damit nahtlos ein in die spannende Historie des Bochumer Tanztheaters, das mit der Pionierarbeit von Reinhild Hoffmann in den 80er Jahren begann und später mit den poetischen Tanzabenteuern von Henrietta Horn während der Goerden-Intendanz ihre Fortsetzung fand.
Auch wenn das Thema „Ruhm“ und seine Flüchtigkeit nicht erst seit dem berühmten Satz von Andy Warhol („In Zukunft wird jeder 15 Minuten berühmt sein“) extrem durchgekaut ist: Dass Regisseur Neco Celik damit sein Debüt als Choreograph gibt, sieht man dem Spiel nicht an. Geschickt versteht er es, den lediglich mit einer weißen Stoffbahn geschmückten Raum von Berit Schog zu nutzen und das fabelhafte Spiel seiner sieben Tänzer punktgenau zu arrangieren.
Das Ensemble ist erstklassig, wobei besonders Alexis Fernandez Ferrera zu nennen ist, dessen roter Tanzteufel nachhaltig im Gedächtnis des Zuschauers bleibt. Wenn die Tänzer am Ende des nur knapp einstündigen Spiels völlig verschwitzt und außer Atem übereinander liegen, dann ahnt der Sportmuffel im Saal, welchen konditionellen Höchstleistungen er soeben beiwohnen durfte.
Eine weitere, ganz wichtige Rolle des Abends spielt die Musikerin Anna Suda, die Fans der Electro-Szene unter ihrem Künstlernamen „An On Bast“ kennen. Im hinteren Teil der Bühne hat sie Computer und Mischpult aufgebaut und arrangiert zu den pulsierenden Tanzszenen einen wahrlich atemberaubenden Klangteppich. Die Melodien fließen ineinander, die Beats peitschen, einmal kommt sogar ein Hauch Klassik durch die Boxen geweht. Live hat sie das nur bei der Premiere gespielt, doch auch vom Band ist Anna Sudas Komposition gewiss ein Genuss.