Langendreer. .
Zum Jahreswechsel gedachte Wolfgang Heinemann, SPD-Bezirksvertreter, noch einmal dem Tode Richard Ernys. Wie bereits mehrfach berichtet, war Bochums früherer Kulturdezernent (1970 bis ’90) Anfang September im Alter von 86 Jahren in Querenburg gestorben. Heinemann weist darauf hin, dass gerade der Bochumer Osten beim Blick zurück auf das Jahr 2014 Grund zum Gedenken an den damaligen Kulturdezernenten habe, „denn wir verdanken ihm zwei spektakuläre – und ich denke, erfolgreiche – Kunstaktionen“.
Wolfgang Heinemann: „Im Rahmen des ersten (und einzigen) Bochumer Bildhauersymposiums 1979/80 für Metallbildhauerei hatte der Schweizer Roman Signer den Carl-von-Ossietzky-Platz als Standort ausgewählt. Die Bezirksvertretung hatte den Plan unterstützt, aber angesichts der damaligen Aufregung um das ,Terminal’ dringend eine offensive Öffentlichkeitsarbeit eingefordert. Signer nahm das mit Vergnügen auf und erwies sich auf einer Bürgerversammlung und bei der Eröffnung als hervorragender Erklärer und Werber für seine Arbeit, stellte auch Werke für eine Ausstellung im Amtshaus zur Verfügung.“ Auf dem Ossietzky-Platz erinnert bis heute Signers „Atmende Säule“ an den 1938 geborenen Künstler. „Dass aus einem Parkplatz wieder eine Rasenfläche wurde und der Platz seine historische Gestalt behalten hat, hat mit dieser Aktion zu tun“, freut sich Heinemann. Denn die Pläne der Verwaltung, so der Lokalpolitiker, hätten damals anders ausgesehen.
Aufgrund dieses Erfolgs, erinnert sich Heinemann, bot Erny dem Bochumer Osten kurz darauf den Fluxus-Zug von Wolf Vostell an: „Das war ein Zug mit sieben Installationen, der 1981 durch Nordrhein-Westfalen tourte, und an seinen Haltepunkten – von einem lokalen Rahmenprogramm begleitet – in die jeweilige Kulturszene integriert werden sollte.“ Das lokale Rahmenprogramm? Kein Problem: Die Container, so Heinemann, seien an den Ümminger See verfrachtet worden, und Vostells Zug stand im Zentrum einer ungewöhnlich poetischen Bürgerwoche (Heinemann: „Es hätte sie in dem Jahr sonst aus finanziellen Gründen nicht gegeben“) – umrahmt und geprägt von Aktionen Bochumer Künstler. Nur Vostell war verärgert, zum Austausch kam es nicht. Wolfgang Heinemann: „Ich konnte ihn bei einem Auftritt beobachten, er wollte wohl doch Provokateur und gefeierter Star sein, nicht mit skeptisch-neugierigen Zeitgenossen Erfahrungen austauschen.“