Bochum. Brigitte Käding, kaufmännische Direktorin am Schauspielhaus, tritt in den Ruhestand - nach 31 Jahren in der Bochumer Theaterburg an der Königsallee. Es ist ein Rückzug mit Wehmut. „Ich bin theaterverrückt“, sagt Brigitte Käding, „den Job aufzugeben, das ist ganz schwer für mich.“
31 Jahre sind eine lange Zeit, auch für Brigitte Käding. So lange ist die kaufmännische Direktorin schon an „ihrem“ Schauspielhaus aktiv. Nun geht’s in den Resturlaub, und am Jahresende in den Ruhestand. Die magische „65“ ist erreicht. Ein Rückzug mit Wehmut. „Ich bin theaterverrückt“, sagt Brigitte Käding, „den Job aufzugeben, das ist ganz schwer für mich.“
Käding, Markenzeichen: feuerrote Mähne, gebürtig aus Berlin, war junge Verwaltungsangestellte im Rathaus, als sie 1983 die interne Stellenaussschreibung las: Schauspielhaus-Verwaltungsleiter Rolf Paulin suchte eine Mitarbeiterin für das Sachgebiet Urheberrecht, Werbung und Gastspiele; Claus Peymann war eben Intendant geworden. Das lockte sie.
Theater-Marketing war damals kaum entwickelt. Die Neue – „ich bin ein Organisationsfreak“ – ging die Sache beherzt an. Käding kümmerte sich um die Vermarktung, sie organisierte Gastspielfahrten („vom Busfahrplan in Bochum bis zum Stadtrundgang in München“), wurde schnell zum Mädchen für alles. „Ich habe einen guten Draht zu Menschen“, sagt sie „ich konnte immer ganz direkt mit allen reden“. Vom Intendanten bis zum Lichttechniker fand sie die passende Ansprache. Ob es um einen Kaffeeschwatz in der Kantine oder das Aushandeln von Verträgen mit Schauspielern und Angestellten ging; eine Aufgabe, die ihr später zufiel, zuletzt als Direktorin.
Ehrenamtliche Botschafterin
Es gab gute und nicht so gute Zeiten. Nicht so gut, räumt sie ein, sei die jüngere Vergangenheit gewesen, als das Millionenloch im Etat klaffte. Stolz ist sie auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz, den sie für das Haus forciert hat. Gut gewesen sei dagegen alles, was der Theaterstadt Bochum gedient habe. Also in erster Linie die Aufführungen, die Regisseure, die Schauspieler.
Mit Brigitte Käding kann man lustvoll, nachdenklich und kenntnisreich stundenlang übers BO-Theater plaudern. Peymann, Steckel, Hausmann, Hartmann, Goerden, Weber: Sechs Intendanten hat sie kommen, fünf hat sie gehen sehen. Alle Persönlichkeiten, alle mit eigener Macke: „Ich musste sie zu nehmen wissen“, sagt Käding. Und wenn es doch mal zu viel wurde, schmunzelt sie, habe ihr ja noch ihre Berliner „Klappe“ zu Gebote gestanden. Über große Inszenierung wie Peymanns „Mutter Courage“ kann sie so lebendig erzählen, als sei es gestern gewesen. Und von den hunderten Schauspielern, die sie alle gekannt hat, ohne je einen besonderen Liebling gehabt zu haben. Oder doch? „Warten Sie… ja, vielleicht doch Kirsten Dene!“ Das Theater „loslassen“ kann eine wie Brigitte Käding nicht. Deshalb möchte sie fortan ehrenamtlich wirken: „Ich will eine Botschafterin des Schauspielhaus sein“.
Eine mit mehr Herzblut dürfte man schwerlich finden.