Bochum.. Eine Bochumerin rauschte mit ihrem Auto in ein Treppenhaus, ein 90-Jähriger trickste einen Trickbetrüger aus, ein Königspython machte es sich in einem Opel Astra gemütlich und Papagei Pascha randalierte auf der Polizeiwache - im Jahr 2014 erlebten Polizei, Feuerwehr und Richter in Bochum wieder allerhand Kurioses.

Januar:

Polizeihund Chuck hatte den richtigen Riecher und vielleicht auch mächtig Appetit bei diesem Einsatz Ende Januar. Polizisten sahen, dass die Tür des Reiterstübchens, der Gaststätte eines Reitvereins an der Zillertalstraße, aufgebrochen war. Sie entdeckten frisch ausgepackte Schnitzel und eine eingeschaltete Friteuse. Den hungrigen Eindringling (49), der zu dem Zeitpunkt keinen festen Wohnsitz hatte, entdeckten die Beamten in der Sattelkammer. Er ließ sich ohne Widerstand festnehmen.

Februar:

Da war im Februar die Lust aufs Kicken gucken größer gewesen als die Vorsicht. Ein Fußballfan aus Baden-Württemberg hatte Champions-League-Finalkarten für 5000 Euro im Internet ersteigert. Doch der Anbieter, ein bereits vorbestrafter Bochumer, dachte gar nicht daran, zu liefern. Er war einschlägig vorbestraft und ergaunerte sich so einiges wie eine teure Küche oder einen Fernseher. Das Gericht war "not amused" und verurteilte den betrügerischen Bochumer zu einer einjährigen Haftstrafe.

März:

Polizeikontrolle? Nix da, dachte sich ein Motorradfahrer im März. Er gab Gummi und fuhr der Polizeistreife davon. Das wollten die Polizisten nicht auf sich sitzen lassen und nahmen die Verfolgung auf. Als sie ein Auto rechts überholen wollten, wechselte die Autofahrerin ebenfalls auf die rechte Fahrspur - was die Verfolgungsjagd vorzeitig beendete: Ergebnis: Der Streifenwagen war platt und der Motorradfahrer über alle Berge.

Manche Menschen parken Autos in Garagen. Andere - eher nicht. Ein studierter Volks- und Betriebswirt pflegte in einer angemieteten Garage seinen grünen Daumen: Er züchtete professionell Cannabis-Pflanzen. Doch dann kam ihm der Schnee dazwischen. Der Garagenvermieter wunderte sich, dass überall Schnee lag, nur die Garage verschont blieb. Er öffnete sie und traute seinen Augen nicht: Cannabis statt Cabrio. Die Hitze der Anlage hatte den Schnee schmelzen lassen. Am Ende verurteilte das Bochumer Schöffengericht den Volkswirt im März wegen Drogenhandels zu einem Jahr und neun Monaten Haft auf Bewährung. O-Ton Richter: „Es scheitert immer an den Kleinigkeiten.“ Und eine Nachforderung seines Stromanbieters musste der Verurteilte auch noch begleichen.

April:

Kater Archibald war dermaßen rauflustig, dass seine Besitzer die Polizei riefen.
Kater Archibald war dermaßen rauflustig, dass seine Besitzer die Polizei riefen. © Fischer | Fischer

Kater Archibald fuhr im April kräftig die Krallen aus - gegen seine eigenen Dosenöffner, eine junge Frau und ein junger Mann aus Wattenscheid. Archibald zeigte seine Zuneigung durch zahlreiche Kratzer, die er ihnen zufügte. Verzweifelt riefen die beiden die Polizei. Die bald - ebenso mit ihrem Latein am Ende - die Katzenflüsterer von der Tierrettung zur Hilfe rief. Am Ende landete Archibald im Tierheim, wo er sich nach einiger Zeit ebenfalls kräftig daneben benahm. „Echt fuchtig“ sei er gewesen, sagte Tierheimleiterin Carmen Dechert, die ihren Schützling jedoch nicht verurteilen wollte. „Wir glauben nicht, dass er von Grund auf aggressiv ist“, so Dechert. Er sei wohl nur unausgelastet. Als Freigänger sei er in der Wohnung gehalten worden. Vor vier Wochen sei er kastriert worden, stecke noch voller Hormone. Wie auch immer: Die Besitzer aus Wattenscheid wollten Archibald nicht mehr zurück haben.

Beim Blitzmarathon werden nicht nur Bleifüße erwischt: Ein älterer Mann war mit seinem kleinen Lieferwagen im April auf der Königsallee geblitzt worden - 61 statt erlaubter 50 km/h. Eigentlich halb so wild. Jedoch stellte sich heraus, dass der Mann nicht nur ein wenig zu schnell, sondern auch ohne Führerschein unterwegs war; und das schon seit 41 Jahren. Das Auto musste er stehen lassen. Nachdem alle Formalitäten erledigt waren, rauchte der Mann schnell eine Zigarette und stiefelte zu Fuß weiter. Zum Strafverfahren, das deswegen auf ihn wartete, reiste er hoffentlich mit dem Bus statt mit dem Auto an.

Mai:

Papagei
Papagei "Pascha" gab sich auf der Polizeiwache - und auch schon vorher - recht krawallig. Zumindest bis sein Herrchen eintraf. © Polizei | Unbekannt

Im Überflug hatte im Mai ein Graupapagei eine Baustelle an der Berliner Straße in Wattenscheid begutachtet. Die Dachdecker wurden stutzig und fingen den Papagei ein. Der "dankte" es ihnen mit einem beherzten Biss in eine Bauarbeiterhand. Später ging die Randale im Polizeiwagen weiter: Der wütende Vogel fraß sich durch den Pappkarton, in den man ihn verfrachtet hatte. Der Beamtin trieb die Aktion Schweißperlen auf die Stirn, der Polizeiwagen fuhr sicherheitshalber mit Blaulicht zur Wache  Auch dort ließ sich der Graupapagei durch Apfelstücke und Wasser nicht beeindrucken oder besänftigen. Er warf kurzerhand die Wasserschale um. Als jedoch der Papageienpapa seinen "Pascha" auf der Wache abholte, kamen die Polizisten aus dem Staunen nicht mehr heraus: Pascha war gar nicht mehr vogelwild, sondern handzahm. Er ließ sich sogar von Herrchen kraulen.

Juni:

Mit den Folgen des Sturms Ela am Pfingstmontag im Juni ging jeder auf seine ganz eigene Weise um. Ein Rechtsanwalt fand den engagierten Einsatz der Sturmhelfer gar nicht gut. Er hatte Dienstaufsichtsbeschwerde eingereicht, weil Helfer des Technischen Hilfwerks (THW) in der Sturmnacht ein Chemie-Toilettenhäuschen in seine Privateinfahrt gestellt hatten. Dadurch sei ihm eine unnötige Erschwernis entstanden. Der Vorfall hatte - auch in den Medien - viel höhere Wellen geschlagen, als der erboste Anwalt wohl angenommen hatte. Gut fürs THW, denn der Anwalt zog seine Beschwerde zurück und wollte stattdessen sogar dem Förderverein des Technischen Hilfswerks etwas spenden.

Juli:

Da hatte sich der Betrüger das falsche Opfer ausgesucht. Ein 90 Jahre alter Mann war im Juli an einer Bushaltestelle an der Karl-Friedrich-Straße aus einem Auto heraus angesprochen worden. Seine Tochter habe ihn geschickt, sie brauche sofort mehrere hundert Euro, und er solle ins Auto einsteigen und mit zur Bank fahren. Der Mann durchschaute die Masche, ging dennoch zum Schein drauf ein und stieg ins Auto. Ganz praktisch, da er ohnehin in die Richtung wollte, in die der Betrüger nun fuhr. In Bochum-Weitmar stieg der 90-Jährige aus und machte sich schnell davon - nicht jedoch ohne dem Tricktäter vorher noch einen "schönen Tag" gewünscht zu haben.

Aber wenn doch der neue Turbo gestestet werden muss... Für Testfahrten dieser Art hat die Polizei kein Verständnis. Im Juli blitzte sie an der Kosterstraße in Bochum-Stiepel einen 21 Jahre alten BMW-Fahrer. Der war mit 163 Stundenkilometern auf der abschüssigen Straße unterwegs gewesen - erlaubt sind 70. Die Polizei hielt das für lebensgefährlich und stoppte den Raser. Der erklärte freimütig, dass er seinen neuen Turbo testen wollte. Und überhaupt sei seine Probezeit wegen eines anderen Geschwindigkeitsverstoßes bereits verlängert worden. Na dann... Sicher waren dem 21-Jährigen als Mindeststrafe auf jeden Fall zwei Punkte in Flensburg und ein Fahrverbot von drei Monaten. Und dazu noch ein happiges Bußgeld und eventuell eine komplette Wiederholung der Führerscheinprüfung.

Manchmal ist es besser, die Füße still beziehungsweise den Mund geschlossen zu halten. Doch daran dachte ein 20 Jahre alter Mann aus Bochum nicht, als er im Juli der Bundespolizei im Hauptbahnhof in Dortmund mitteilte, dass ihm 800 Euro gestohlen worden seien. Er wollte Anzeige erstatten. Dumm nur, dass die Polizei seine Daten überprüfte und feststellte: Der 20-Jährige war selbst ein verurteilter Dieb, der eine Geldstrafe von 600 Euro nicht bezahlt hatte. Das Ende vom Lied: Er kam in die JVA Dortmund. Zuvor nahm ein Bundespolizist jedoch noch seine Anzeige auf.

Da nutzten auch die guten Laufschuhe nichts, die ein 17-Jähriger aus Herne in einem Geschäft am Bochumer Südring im Juli gestohlen hatte. Als er in den neuen Schuhen türmte, nahmen der Filialleiter, ein 17 Jahre alter Zeuge und ein Polizist zu Fuß die Verfolgung auf. Die Verfolgungsjagd ging unter anderem über den Südring bis zu den Gleisen am Hauptbahnhof, dann zur Wittener Straße und über die Gleise wieder zurück. Auch ein knapp drei Meter hoher Zaun hinderten den Polizisten und den Zeugen nicht daran, den Schuhdieb zu verfolgen. Der gab irgendwann erschöpft auf und wollte nur noch eins: Wasser. Reumütig entschuldigte er sich beim Filialleiter und beteuerte, die Schuhe im nächsten Monat bezahlen zu wollen. Guter Versuch, schützte ihn aber nicht vor einer Strafanzeige wegen Ladendiebstahls und wegen unberechtigten Betretens von Bahnanlagen.

August:

Wenn ein Opel-Astra aus Hordel zur Schlangengrube wird: So geschehen Ende Juli, Anfang August. Ein junger, 1,20 Meter langer Königspython hatte sich entweder selbst Freigang genehmigt oder war ausgesetzt worden und erkundete das schöne Bochum. In Hordel gefiel es ihm im Opel-Astra von Dragan Durmis so gut, dass er es sich im Fahrzeuggestell für Tage gemütlich machte. Somit war Durmis seines fahrbaren Untersatzes erstmal beraubt. Die Feuerwehr brachte den Wagen in die Wache und versuchte, die Schlange einzufangen. Doch auch durch einen Lebendköder - Maus in Käfig - ließ sich der Jungspund nicht hervorlocken. Pfiffigerweise streuten die Feuerwehrmänner sogar Paniermehl um das Auto, um eventuelle Ausflüge des Pythons nachvollziehen zu können. Knapp eine Woche später war die ganze Sause vorbei. Die Schlange lag auf dem Auspuff. Feuerwehrmänner montierten den Auspuff ab und fingen das Tier ein. Ende gut, alles gut? Schon. Der Wittener Reptilienexperte Bodo Haarmann kümmerte sich um den jungen Python und verpasste ihm - eine Wurmkur.

September:

Was macht man, wenn man in einen Unfall verwickelt wurde, aber gerade so schlecht parken kann? Einfach weiterfahren, dachte sich ein 55-jähriger Bochumer im September. Ihm war auf dem Castroper Hellweg jemand hinten ins Auto gerasselt. Doch da er gerade so ungünstig im Kreuzungsbereich gestanden habe, sei er - mit eingedrücktem Heck - einfach weitergefahren, um noch etwas zu erledigen, erzählte er der Polizei. Später kehrte er an die Unfallstelle zurück, fand jedoch keinen Parkpkatz und fuhr deswegen einfach wieder davon, direkt nach Hause. Die Polizei machte ihn ausfindig und bestand auf einem Alkoholtest. Der verlief jedoch negativ. Den Führerschein war der Bochumer erstmal los. Dafür ermittelte die Polizei wegen Verdachts auf Fahrerflucht.

War das eine Werbeaktion für das Rasen vor Kindergärten? Im September schwärzten Unbekannte an einem Kindergarten in Langendreer zwei Straßenschilder. Sie beschmierten ein Tempo-30-Schild und ein Überholverbotsschild. Die Polizei ermittelte wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

Oktober:

Voll für die Tonne. Ein Handtaschendieb trieb im Oktober auf der Franz-Vogt-Straße sein Unwesen. Eine 30-jährige Frau und ihr Freund beluden ein Auto. Als unerwünschter Ballast stellte sich jedoch besagter Dieb heraus. Als die Frau wieder zu ihrem Auto ging, sah sie, wie der Mann auf dem Fahrersitz kniete und ihre Handtasche nahm. Er rannte weg, sie hinterher. Nicht zimperlich warf der 28-jährige Bochumer mit einer Bierflasche nach seiner Verfolgerin. Irgendwann ließ er die Tasche fallen und rannte weiter. Die Bestohlene ließ von dem Dieb ab. Jedoch sah eine Anwohnerin, wie der Mann in Höhe der Taubenstraße in einen Müllcontainer krabbelte, um sich zu verstecken. Dort fischte ihn die Polizei heraus und nahm ihn fest.

Sozusagen mit der Tür ins Haus fiel im Oktober eine 75 Jahre alte Bochumerin. Mehrfach habe ihr Auto aufgeheult, so ein Zeuge, bevor es dann losging: Mit richtig Schmackes schoss ihr Opel über den Gehweg des Lilienwegs, ab in einen Vorgarten und dann in den Hausflur eines Hauses. Nur der innere Treppenaufgang setzte der Irrfahrt ein Ende. Verletzt wurde zum Glück niemand. Die Frau hatte ein Einsehen und gab ihren Führerschein freiwillig der Polizei. Eigentlich, erklärte sie den Polizisten, habe sie ihren Opel nur ein Stück zurücksetzen wollen, weil er zu nah am Bürgersteig gestanden habe. Da war sie wohl übers Ziel hinausgeschossen.

Aus der Welt der "Der-tut-nix" und "Ich war's nicht"-Fraktion: Ein Cockerspaniel auf Freigang sorgte im Oktober für Chaos im Feierabendverkehr. Er genoss seine Freiheit, in dem er über den viel befahrenen Donezkring flitzte. Es kam, wie es kommen musste - und zwar zu einem Auffahrunfall. Als die Polizei eintraf, herrschte bereits Stillstand auf dem Stadtring. Mehrere Polizisten beendeten den folgenreichen Ausflug des Cockerspaniels, indem sie ihn recht schnell einfingen und seinem Herrchen übergaben.

November:

Irgendwie fanden es die Polizisten, die im Streifenwagen unterwegs waren, seltsam: Ein Mann lief im November mit einem 40 Zentimeter großen Kruzifix über den Willy-Brandt-Platz. Sie sprachen den Kruzifixträger an. Der gestand ganz schnell seine Sünde. Er habe das Kreuz aus einer Krankenhauskapelle gestohlen. Doch alles halb so wild, schließlich habe er im Gegenzug eine tote Taube hinterlegt. Das überzeugte die Polizisten nicht wirklich. Gegen den 37 Jahre alten, polizeibekannten Mann wurde ermittelt.

Wer kann es dem Stier verdenken, dass er sich einen schlanken Fuß machen wollte. Im November büxte der Bulle aus einem privaten Schlachthof an der Freudenbergstraße aus. Erst tauchte er in einem Grünstück unter. Sogar ein Polizeihubschrauber suchte nach dem Fahnenflüchtigen. Ein Zeuge zückte kurzerhand sein Handy und filmte, wie der Bulle später entspannt die Dorstener Straße (B 226) entlangspazierte. "Der ist direkt vor unserer Nase vorbeigelaufen“, berichtete Apothekerin Leonore Kappner. „Der wirkte ganz zahm.“ Mehr als zwei Stunden konnte der Bulle sein Leben in Freiheit genießen, dann erschoss ein Jäger ihn an der Unteren Heidestraße. Laut einem Veterinär sei eine Narkose nicht möglich gewesen.

Dezember:

Polizisten retten in einem Parkhaus am Ruhr-Park einen Hund wohl vor dem Tod durch Ersticken. Sie hatten das Tier auf der Rücksitzbank eines verschlossenen Kleinwagens entdeckt - fixiert mit einer Leine an der Gurtschnalle im Auto, die sich bereits mehrfach um seinen Hals gewickelt hatte. Die Polizisten schlugen mit ihrem Schlagstock die Seitenscheibe des Pkw ein und befreiten den Vierbeiner. Trotz Lautsprecherdurchsagen im Einkaufszentrum erschien die Halterin des Hundes nicht. Deswegen wurde das Tier zur Polizeiwache Langendreer gebracht. Dort musste er dann nicht mehr lange warten. Später erschien das „Frauchen“ auf der Wache. Auch ihr hellbrauner Mischlingshund hatte sich inzwischen gut erholt, notierte die Polizei: „Mit wedelndem Schwanz begrüßte er sein Frauchen, dem sichtlich ein riesiger Stein vom Herzen fiel.“

Das Bochumer Polizeipräsidium nutzt einen Gag-Bericht der Internet-Satire-Seite "Der Postillon", um einen Appell an alle Autofahrer zu richten: Zieht so schnell wie möglich Winterreifen auf. Ende November hatte „Der Postillon“ vermeldet, dass ein Großteil der Kinderspielplätze „immer noch ohne Winterreifen“ sei. Dadurch komme es bei ungünstiger Witterung zu schweren Unfällen. Für zwei Bezirksbeamte ein Anlass, das in ihrem Revier zu kontrollieren. Während auf den Spielplätzen alles in Ordnung zu sein scheint, sieht es auf den Straßen ganz anders aus. Immer wieder stellten die Beamten des Präsidiums fest, dass noch immer viele Autos mit Sommerreifen unterwegs. Allerdings lässt auch der Winter in diesem Jahr ziemlich auf sich warten.