Gut besuchte Podiumsdiskussion des BUND. Nachdenkliche Politiker sagen nach Fäll-Aktionen Prüfungen zu

Die Empörung und das Unverständnis über den Umgang mit dem Grün in dieser Stadt muss schon groß sein. So groß, dass knapp 100 Menschen an einem herrlichen Sommerabend den Biergarten, den Balkon oder die heimische Terrasse freiwillig mit dem stickigen Clubraum in der Volkshochschule vertauschen. Geladen hatte der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), mit immerhin 500 Mitgliedern allein in Bochum.

Am Dienstagabend standen auf dem Podium Rede und Antwort Stadtbaurat Dr. Ernst Kratzsch, Martina Schmück-Glock (SPD), Lothar Gräfingholt (CDU), Wolfgang Cordes (Grüne) und Günter Gleising (Soziale Liste). Die Position des BUND erläuterte der Sprecher der Kreisgruppe, Dr. Rolf Ahlers. WAZ-Redakteur Michael Weeke moderierte die mitunter sehr lebhafte Diskussion. Vor allem aus dem Publikum hagelte es Kritik in Richtung der Stadt.

Immer wieder genannt: die vielfach auch in dieser Zeitung veröffentlichen Fällungen an der Dinnendahlstraße, am Hedtberg, im Rechener Park, im Laerholz oder anderen Punkten in der Stadt.

Kern der Vorwürfe: Es werde zu viel und oft zudem unnütz gefällt, kranke Bäume würden nicht von gesunden unterschieden und die Politik hätte nur bedingt die Chance, das Handeln der Verwaltung vor einer solchen Maßnahme zu kontrollieren.

Dr. Kratzsch: "Ich halte die Vorwürfe im Grundsatz für nicht gerechtfertigt. Die beiden wesentlichen Gründe für Fällungen sind die Verkehrssicherungspflicht und dringend nötige Baumpflegearbeiten." Dabei räumte er ein, dass etwa im Fall des Laerholzes ein holländisches Unternehmen gefällt habe. An solchen forstwirtschaflichen Eingriffen verdiene die Stadt kein Geld, dafür dürfe das Unternehmen jedoch das geschlagene Holz verwerten.

Sichtlich aufgebracht sagte Wolfgang Cordes: "Mit dieser Selbstbedienungsmentalität muss Schluss sein." Ähnlich wie er äußerten sich auch die anderen Politiker, die zusicherten, das Thema mit ihren Fraktionen zu diskutieren.

Die Politik müsse in bestimmten Fällen gar nicht zustimmen, weil die Verwaltung sozusagen im laufenden Geschäft handeln könne. Wenn etwa jedoch Straßenbäume (siehe oben) für ein Projekt entfernt werden müssten, werden die zuständigen Ausschüsse gehört.

Wichtige Punkte, wie künftig besser verfahren werden könne, fasste Martina Schmück-Glock zusammen. Etwa: Es sollten Gutachten vor Fällungen eingeholt werden, Alternativen geprüft, der Landschaftsbeirat gehört oder zeitiger Informationen an Bürger übermittelt werden. Außerdem müssten die Vergaben von Fällaufträgen künftig besser überprüft werden.

Das Podium griff außerdem eine Anregung aus dem Publikum auf, doch Baumpatenschaften zu installieren, dann könnte etwa das Geld für die Pflege eines Baumes über Spenden aufgebracht werden. Lothar Gräfingholt brachte den Begriff einer "Qualitätssicherung" im Umgang mit Bäumen ins Spiel, ein Wort, mit dem auch Dr. Kratzsch etwas anzufangen wusste: "Ich sage zu, dass wir uns die verbleibenden Buchen im Rechener Park ganz genau anschauen werden, bevor dort mehr passiert."