Bochum. Nach Umsatzeinbrüchen von bis zu 30 Prozent hat die Lueg-Gruppe erste Konsequenzen gezogen: Der Mercedes-Händler schließt in NRW mehrere Autohäuser.

Drei Autohäuser in Marl, Gladbeck und Gelsenkirchen-Mitte mit rund 80 Mitarbeitern sollen voraussichtlich geschlossen werden. „Uns hat die Absatzkrise in der Automobilbranche regelrecht überrollt”, sagt der Betriebsratsvorsitzende Horst Kampmeier.

Bedrückte Reaktion

Auf einer Belegschaftsversammlung im RuhrCongress in der vergangenen Woche reagierten die rund 800 anwesenden Mitarbeiter bedrückt auf die Ankündigungen. Nach WAZ-Informationen gibt es einen Aufsichtsratsbeschluss, die komplette Unternehmensstruktur zu überprüfen.

Drei Standorte

Seit dem 1. November führt Jürgen Tauscher, zuvor Leiter der Daimler-Niederlassung Rhein-Ruhr, das Unternehmen. Er wollte nicht bestätigen, dass die genannten drei Standorte geschlossen werden, räumte jedoch entsprechende Überlegungen ein. Zur Höhe des Umsatzrückgangs wollte er ebenfalls keine Angaben machen, Einbrüche von 30 Prozent seien aber zu hoch gegriffen.

Personalabbau angekündigt

„Es wird einen Personalabbau in der Größenordnung zwischen 100 und 130 Stellen geben.” Darunter befändensich auch Zeitarbeitskräfte. Der Abbau beziehe sich allein auf die Mercedes-Sparte mit zur Zeit noch insgesamt 1070 Beschäftigten. Lueg sei jedoch bemüht, diesen Abbau sozialverträglich hinzubekommen. Betriebsbedingte Kündigungen könnten zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden.

Darüber hinaus hat eine Unternehmensberatung bereits ein Konzept zur langfristigen Stabilisierung der ins Schlingern geratenen Firma erarbeitet. Bis Ende Januar soll an diesem Konzept weiter gearbeitet werden. Tauscher kündigt an, dass es in den kommenden drei Jahren Investitionen in einer Größenordnung von bis zu 40 Millionen Euro geben werde. Es sei auch an die Eröffnung zusätzlicher Niederlassungen gedacht. Dies wertet der Vorstandsvorsitzende auch als Signal, dass die Gesellschafter an die Zukunft des Unternehmens glauben, auch wenn „wir noch ein sehr schwieriges 1. Quartal 2009 erwarten”.

Kritik vom Betriebsrat

Nach verschiedenen Wechseln an der Unternehmensspitze habe die Lueg-Gruppe es verpasst, rasch auf die sich abzeichnende Negativentwicklung zu reagieren, kritisieren Betriebsräte. Der Konzern erwirtschaftete nach eigenen Angaben 2007 mit 1750 Mitarbeitern noch einen Gesamt-Umsatz von 621 Millionen Euro. Insgesamt 25 400 Fahrzeuge konnten verkauft werden. Die Lueg-Gruppe ist an insgesamt 33 Standorten mit den Schwerpunkten Ruhrgebiet, Sauerland und Sachsen präsent.

"Nichts zu beschönigen"

„Es gibt an der jetzigen Situation nichts zu beschönigen”, so Kampmeier. Obwohl er das 1868 gegründete Bochumer Traditionsunternehmen prinzipiell für überlebensfähig hält, sei endlich Zeit, auf die veränderte Marktlage angemessen zu reagieren.

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