Bürger stimmen regelmäßig über verkaufsoffene Sonntage ab: mit den Füßen. Das Ergebnis war erst am Sonntag zu sehen. In Bochum und in vielen anderen Städten der Region waren die Innenstädte voll mit Menschen, die dem Angebot zum Shoppen und Flanieren liebend gern folgten.

Die Kritik der „Allianz für den freien Sonntag“ geht somit ein Stück weit an der Lebenswirklichkeit vorbei. Es ist ja aller Ehren wert, wenn Kirchen und Gewerkschaften die Sonntagsarbeit geißeln, in vielen Branchen wird darüber aber allenfalls gelacht. Neun verkaufsoffene Sonntage sind, auch im Vergleich mit den Nachbarstädten, keinen großen Aufschrei wert. Zeiten und Gewohnheiten ändern sich. Das gilt nicht nur fürs Sonntags-Shoppen. Dass zum Beispiel der Weihnachtsmarkt vor Totensonntag beginnt – das wäre vor Jahren ein Unding gewesen – ist den gleichen Bedürfnissen geschuldet. Und auch der Karneval hält sich längst nicht mehr an traditionelle Termine. In Wattenscheid und Linden legen die Narren schon am Samstag los. Drei Tage vor dem 11.11. Warum nicht gleich Karneval im Sommer feiern? Die Kollegen in Rio de Janeiro zeigen ja, was möglich ist.