Der schwerste alliierte Luftangriff vernichtete am 4. November 1944 die Innenstadt fast völlig. Zwischen 900 und 1200 Menschen sind im Bombenhagel dieser Nacht vor 70 Jahren umgekommen. An zwei Stellen in Bochum wurde des schlimmen Jahrestages gedacht.

Der schwerste alliierte Luftangriff vernichtete am 4. November 1944 die Innenstadt fast völlig. 700 britische Bomber luden gestern vor 70 Jahren zwischen 19 und 20 Uhr mehr als 10 000 Sprengbomben und über 130 000 Brandbomben auf Bochum ab. Zwischen 900 und 1200 Menschen sind im Bombenhagel dieser Nacht umgekommen. An zwei Stellen in Bochum wurde des schlimmen Jahrestages gedacht.

In der abendlichen Pauluskirche gedachte OB Ottilie Scholz bei einem ökumenischen Friedensgebet gemeinsam mit Superintendent Peter Scheffler und Propst Michael Ludwig der Kriegsopfer; zuvor war an dem Mahnmal „Trauernde Mutter“ ein Kranz mit weißen Rosen und Nelken und den blau-weißen Stadtfarben niedergelegt worden. Um 19.15 Uhr, dem Zeitpunkt des Angriffs, läuteten die Totenglocken der Propstei- und der Pauluskirche – ein beklemmender Moment. Ebenso die gemeinsam von Ottilie Scholz und Reverend James Brown von der britischen Gemeinde gesprochene Versöhnungslitanei von Coventry. Sie steht im Geiste der Überwindung alter Feindschaften und der Völkerverständigung: die deutsche Bombardierung von Coventry 1940 war ein Anlass für die Angriffe der Briten auf die deutschen Städte in den Jahren danach.

Geschichte des Mahnmals

Auch im Zentrum für Stadtgeschichte/Stadtarchiv wurde an den 4.11.44 erinnert. Dort ist aktuell die Ausstellung „Bochum im Bombenkrieg“ zu sehen, die Fotografien von 1943 bis 1945 präsentiert, welche die Verheerung der Innenstadt dokumentieren. Zur Eröffnung gestern war Dr. Ralf Blank, Leiter Historisches Centrum Hagen, zu Gast. Der Historiker, der verschiedene Bücher über den Bombenkrieg veröffentlichte, strich in seinem Vortrag „Bitter Ends“ erschreckende Zahlen heraus: Beim November-Luftangriff auf Bochum waren 2742 Tonnen (!) Sprengstoff abgeworfen worden, in einer Stunden wurden 1375 Gebäude total und 1600 schwer beschädigt. 70 000 Bochumer wurden obdachlos. Damit nicht genug: Im letzte halben Jahr des Zweiten Weltkriegs fanden mehr Zivilisten und Soldaten den Tod, als in den vorausgegangen Kriegsjahren zusammen.

Seit dem 4. November 1956 erinnert an der Pauluskirche ein Mahnmal an Bochums Schicksalstag,ein Jahrzehnt später, 1966, wurde das von Gerhard Marcks (1889-1981) geschaffene Denkmal der so genannten „Trauernden Mutter“ zur zentralen Gedenkstätte unserer Stadt gegen „Gewaltherrschaft und Krieg“ erweitert. Die Kortum-Gesellschaft möchte mit einem öffentlichen Vortrag morgen (6.11.) die Geschichte dieses hochrangigen Denkmals nachvollziehen. Referent in den Räumlichkeiten an der Bergstraße 68 a ist Eberhard Brand, Beginn 19 Uhr, Eintritt frei.