Bottrop.
. Ein cooler Junge lässt Bücher links liegen, denn Lesen ist nur was für Mädchen. Wenn sich diese Auffassung und dieses Selbstbild erst einmal in den Köpfen von Grundschülern verfestigt hat, ist es fast schon zu spät, um Jungen für das Lesen zu begeistern. Daher baut die Schule am Stadtgarten eine Bücherei für ihre Schüler auf, in der vor allem die Jungen Lesestoffe finden sollen, die sie interessieren.
Schulleiterin Gertrudis Kobler bestätigt, was Pisa- und Iglu-Studie festgestellt haben: „Wir haben gemerkt, dass Jungen eine besondere Leseförderung brauchen.“ Die Motivation von Jungen ist im Vergleich zu Mädchen geringer, ein Buch in die Hand zu nehmen. Daraus resultiert eine geringe Lesepraxis. „Je nach Jahrgang zeigen Jungen d schlechtere Leistungen“, erklärt Lehramtsanwärterin Alexandra Gumula, die sich an der Stadtgarten-Grundschule mit Förderschwerpunkt Sprache mit dem Leseverhalten der Jungen beschäftigt hat. Sie bilden immerhin zwei Drittel der Schülerschaft. Die Referendarin ist der Frage nachgegangen, welche Themen Jungen interessieren: Geschichten über Dinosaurier und Fußball stehen oben auf der Hitliste. Und wenn ein Buch aus pädagogischer Sicht nicht wertvoll ist, dann spielt diese Einschätzung eine untergeordnete Rolle: Es gibt keinen falschen Lesestoff, Hauptsache, der Junge liest überhaupt. In dieser Auffassung sahen sich Schulleiterin und Referendarin bestärkt durch Nadine Krüger, Bibliothekarin in der Stadtbücherei. Sie beriet Alexandra Gumula, als die Referendarin das Konzept für die Bücherei ausfeilte.
Der Grundstock ist mittlerweile gelegt; der Förderverein der Schule hofft, den Bestand mit Hilfe von Sponsoren ausbauen zu können. 300 Bücher, angeschafft mit Spendenmitteln, warten in einem separaten Raum auf die Schüler der 3. und 4. Klasse. Sie werden als erste Erfahrungen sammeln mit dem Modell der freien Lesezeit. Jeder Schüler, das ist die Zielsetzung von Schulleiterin Kobler, soll einmal pro Woche 45 Minuten lang Zeit haben, in der Bücherei auf Entdeckungsreise zu gehen.