Hattingen. . Ursula Bebko baut ein wackeliges Gebilde aus Europaletten. „KünstlerBunt MultiColor“ lädt zur Aktion auf die Wiese am Gemeindezentrum
Ursula Bebko hat eine Europalette in ihre Einzelteile zerlegt und zu einem höchst wackeligen Gebilde neu zusammengesetzt, das als Sinnbild für „Europa im Taumel“ steht. Der „KünstlerBunt MultiColor“ belebt mit diesem und anderen Werken nicht nur die Diskussion um Europa als Friedensprojekt, sondern sorgt auch für frischen künstlerischen Wind im Stadtteil, nachdem das Theater ohne Mittel (ToM) dort wie berichtet aus finanziellen Gründen nicht starten konnte.
Angetrieben haben die Gruppe auch das Projekt „Unser Dorf hat Zukunft“ und die Einbindung ins Heimatfest Eflringhausen Ende des Monats, das viel Publikumszulauf hat. Das Thema hatte sich „KünstlerBunt MultiColor“ sowieso vorgenommen. Die Gruppe füllt jetzt mit „Eureka Europa!“ kurzfristig keine kulturelle Lücke in Elfringhausen. Als sie sich entschied, sich mit der schwierigen Situation in Europa und mit nicht-europäischen Partnern wie der Türkei und Polen zu befassen, sei noch nicht klar gewesen, „dass es nicht klappt mit dem Theater“, sagt Christiane Nicolai als Sprecherin der Gruppe.
Weder sie noch Ursula Bebko, die ebenfalls noch Kontakt zu den Theatermachern hat und ihnen auch immer wieder Mut macht, haben ToM abgeschrieben. Sie hoffen vielmehr, dass vielleicht irgendwann ein neuer Anlauf möglich ist. Wobei Nicolai darauf setzt, dass sich vielleicht an der Werksstraße künftig noch eine Möglichkeit ergibt.
Künstlerischen Horizont erweitern
Zunächst nehmen jetzt 13 Frauen und Männer in Angriff, ihren künstlerischen Horizont mit Europaletten zu erweitern. Industrie und Logistik setzen europaweit auf diese Palette, Lager- und Transportsysteme kommen nicht ohne die Holzelemente aus, die auch Möbelbauer gern mal umwandeln in Sitz- oder Schlafgelegenheiten oder Möbel für den Balkon. Eigentlich war geplant, auch interessierte Bürger in die Aktion einzubinden. „Beteiligte aus dem Kick hatten Interesse“, sagt Christiane Nicolai. Doch die Grünfläche hinter dem Gemeindehaus, wo die Kunstwerke entstehen und präsentiert werden sollen in einem Workshop, ist einfach nicht groß genug für noch mehr Beteiligte.
Deshalb sei der Workshop nicht öffentlich ausgeschrieben worden, erklärt Nicolai. „Wir hätten das gern gemacht“, versichert sie, „doch die Wiese ist zu klein und wir müssen sie mit den Kinderaktivitäten teilen.“
Unter den Aktiven ist auch Andreas Nicolai, den eine Schnullerkettenverordnung auf den Plan gerufen hat. Die 54 Seiten allein über die Kette für den Babytröster haben den Hattinger auf die Palme gebracht. Seine Frau, die das Enkelkind betreut, während sie von dem neuen Kunstprojekt berichtet, muss beim Gedanken daran immer noch schmunzeln.
Einschlagpapier statt Schnullerkette
Die Palette wird jetzt aber doch nicht in Schnullerketten gewickelt, da Andreas Nicolai festgestellt hat, dass der eigentliche Ursprung keine europäische, sondern eine deutsche Verordnung ist. Kein Grund aufzugeben. Der Geschäftsführer der Nico Wälzlager GmbH ist umgeschwenkt und bearbeitet die Palette jetzt mit einem speziellen Einschlagpapier aus der Firma.