Bochum. Trainer Thomas Letsch wurde im April gefeuert beim VfL Bochum, steht weiter auf der Gehaltsliste - vielleicht nicht mehr lange. Er spricht über Identifikation und seine Pläne.
Es ist recht ruhig geworden um Thomas Letsch, sogar in der Gerüchteküche. Wer den Ex-Trainer des VfL Bochum mal ein bisschen näher kennen gelernt hat, der weiß: Das findet er auch gut so. Denn es spricht dafür, dass vertrauensvolle Gespräche vertrauensvoll bleiben. Die vermeintliche Ruhe um ihn heißt nämlich keinesfalls, dass der 56-Jährige nicht aktiv ist auf der Suche nach einer neuen Herausforderung.
Je eher Letsch einen neuen Job findet, desto besser wäre das finanziell auch für den VfL Bochum. Im April hatte sich der Bundesligist von Letsch getrennt, sein Vertrag beim VfL Bochum läuft noch bis zum Sommer 2026. Er gilt auch für die 2. Liga.
Bis dahin steht er noch auf der Gehaltsliste – oder bis er einen neuen Klub hat. Das kann noch dauern, kann aber auch ganz schnell gehen. Der Fußball-Lehrer jedenfalls ist bereit: „Mein Akku war nie leer“, sagte Letsch rund acht Monate nach seinem Aus beim VfL im Gespräch mit dieser Redaktion. „Er war schon kurz nach meiner Freistellung wieder voll aufgeladen.“
Ex-Trainer Letsch über Identifikation mit dem VfL Bochum
Letsch lebt mit seiner Familie bei Salzburg, ist auch immer mal wieder in seiner Heimat bei Stuttgart. Er genieße es einerseits durchaus, mehr Zeit für seine Familie zu haben, sagt Letsch. Aber man spürt beim Gespräch förmlich, dass er möglichst bald wieder mitmischen will im Fußballgeschäft.
Er führe viele Gespräche, nutze dabei sein Netzwerk, schaue sich Spiele an, so Letsch. Klares Ziel sei es, wieder als Trainer eines Profivereins zu arbeiten. Eine Rückkehr in die Schule schließt der ehemalige Lehrer aus. Ob er bevorzugt einen Job in Deutschland oder im Ausland annehmen will? Der vielsprachige Letsch verrät keine Präferenzen. „Für mich ist es entscheidend, dass ich von einer neuen Aufgabe komplett überzeugt bin, mich mit ihr identifizieren kann. So, wie es auch beim VfL Bochum der Fall war.“
Letsch-Aus beim VfL Bochum nach 1:2 in Köln
Der VfL verpflichtete Thomas Letsch im September 2022 als Nachfolger von Thomas Reis. Der von Vitesse Arnheim geholte Bundesliga-Neuling übernahm den VfL mit einem Punkt nach sieben Spielen – und führte ihn nach einem furiosen Saisonfinale und einem spektakulären 3:0 gegen Leverkusen auf Rang 14 mit 35 Punkten, zum direkten Klassenerhalt. Wunder, Teil eins.
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Im November 2023 verlängerte der VfL den Kontrakt mit ihm um zwei Jahre bis zum Sommer 2026. Doch Anfang April dieses Jahres trennte sich der Klub von ihm nach einem 1:2 in Köln. Der FC gewann dank zweier Treffer in der 90. Minute und in der Nachspielzeit. Es war die fünfte Niederlage im sechsten sieglosen Spiel in Folge.
Der Klub um den damaligen Sport-Geschäftsführer Patrick Fabian wollte einen neuen Impuls setzen. Auch das Präsidium setzte sich dafür ein. Letsch habe keine Lösungen für das Ende der Talfahrt erklären können, wirke ratlos, hieß es unter anderem. Letsch kommentierte die Vorwürfe nie. Dabei bleibt es.
Punkteschnitt: Letsch liegt deutlich vor seinen Nachfolgern
Nach mehreren Absagen von Nachfolge-Kandidaten, unter anderem von Peter Stöger, übernahm Heiko Butscher den VfL als Tabellenfünfzehnter. Bochum rettete die Saison in der Relegation, mit einem 3:0 in Düsseldorf und einem erfolgreichen Elfmeterschießen. Wunder, Teil zwei.
Die Gesamtbilanz seit dem Letsch-Aus aber ist verheerend. Holte Letsch in seinen 55 Bundesliga-Partien mit dem VfL im Schnitt 1,09 Punkte, kommen seine vier Nachfolger in Summe auf 0,5 Punkte im Schnitt. In den 18 Bundesliga-Partien seitdem gab es nur zwei Siege und drei Remis.
Butscher war dabei der erfolgreichste Coach bisher, holte sieben Punkte in sechs Partien (1,16 im Schnitt). Peter Zeidler, der neue Mann für die neue Saison, holte nur einen Punkt in sieben Spielen (0,14), die Trennung erfolgte im Oktober, sein Vertrag läuft ebenfalls noch bis 2026. Interimstrainer Markus Feldhoff ging mit seinem Team gegen Bayern (0:5) und in Frankfurt (2:7) unter. Dieter Hecking gelang mit dem VfL bisher ein 1:1 gegen Leverkusen, es folgten die Niederlagen in Stuttgart und Augsburg (0,33 Punkte/Schnitt). Er soll nun das womöglich größte Wunder schaffen.
Zu einigen Bochumern pflege er noch Kontakt, sagt Letsch. Er verfolgt die Spiele des VfL. In Augsburg am vergangenen Samstag war er erstmals seit Köln wieder im Stadion bei einem Bochumer Spiel. Die Entwicklung des VfL aber will Letsch nicht kommentieren. Er sagt nur: „Es ist noch möglich, dass der VfL erneut die Klasse hält.“
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