Bochum. Auf der Tagesordnung stehen mehrere Anträge, unter anderem zur Vereinsspitze, aber auch zum Stadion - wir erklären die wichtigsten Themen.
So spät im Jahr wie noch nie lädt der VfL Bochum zur Mitgliederversammlung 2024, und zwar am 12. Dezember im Ruhrcongress (Beginn 19 Uhr). Die Tagesordnung ist eher unspektakulär. Dennoch könnte es hoch hergehen - unter anderem, weil die Vereinsspitze in der aktuellen sportlichen Krise unter Beschuss steht. Es herrscht Unruhe bei Fans, Mitgliedern, Sponsoren. Bochum ist kurz vor Weihnachten Schlusslicht mit erst zwei Punkten.
- Lesetipp - Loer gegen VfL-Präsidium: „Dramatische Verfehlungen“
- Den Liveticker zur Mitgliederversammlung finden Sie hier
VfL Bochum: Zwei Direktoren-Stellen unbesetzt
Zudem sind aktuell zwei wichtige Posten unbesetzt, die des Sportdirektors nach der Trennung von Marc Lettau und die des Marketing-Direktors. Tim Jost wechselt Anfang Dezember zur TSG Hoffenheim. Kommissarisch übernommen hat sein bisheriger Stellvertreter Andreas Kluy, im sportlichen Bereich gibt es keine Nachrücker. Der seit dem Sommer alleinige Geschäftsführer Ilja Kaenzig, intern und extern hoch geschätzt, muss Nachfolger finden, hat in allen Bereichen enorm viel zu schultern. So ist er auch für die Transfers im Winter verantwortlich, gemeinsam mit Trainer Dieter Hecking soll der Kader in der Breite reduziert und in der Spitze verstärkt werden. Ein bis zwei Spieler, die sofort Stamm sein müssten, sollen kommen, Geld sei vorhanden.
Und: Der Vereinspräsident und Aufsichtsratsvorsitzende der ausgegliederten Profiabteilung, Hans-Peter Villis, hat sein Amt vor einigen Wochen auf ruhend gestellt. Laut Vereins-Mitteilung aus gesundheitlichen Gründen. Nach Informationen dieser Redaktion war aber ausschlaggebend, dass es in einer Sitzung zu einem Disput zwischen Villis und mehreren Personen des aktuellen Präsidiums kam und Villis mit seinem vorläufigen Rückzug einer Abwahl als Vorsitzender des Gremiums entging. Der amtierende Aufsichtsrat dementiert dieses Vorhaben. Über den Vorsitz entscheidet das Präsidium selbst mit einfacher Mehrheit, nicht die Versammlung, die das Präsidium „en bloc“ wählte.
Das Präsidium bilden derzeit Uwe Tigges, Martin Volpers (als Fan-Vertreter), Christina Reinhardt, Andreas Eickhoff, Jupp Tenhagen und Volker Goldmann (als Vorsitzender des Wirtschaftsrates). Tigges ist kommissarisch Aufsichtsratsvorsitzender der Kapitalgesellschaft und übt übergangsweise Villis‘ Amt als Vorstandsvorsitzender im Verein zusammen mit Martin Volpers aus.
VfL Bochum: Antrag auf Präsidiums-Abwahl
Zahlreiche Wechsel und Abgänge auf Schlüsselpositionen (Trainer, Direktoren), interner Streit im Aufsichtsrat, eine schlechte Außendarstellung und daher zweifelnde Sponsoren, die die Lage genau beobachten mit Blick auf eine zukünftige (weitere) Zusammenarbeit sind einige Gründe, warum ein Mitglied einen Antrag auf Abberufung des Präsidiums gestellt hat (Bericht: hier).
Der selbstständige Unternehmer Carsten Loer, Vermögensberater mit 140 Mitarbeitern, will seinen Antrag nach Informationen dieser Redaktion auch nicht zurückziehen. Anders als vor zwei Jahren, als er zunächst als Einzelbewerber für das Präsidium bei der damals anstehenden Wahl seinen Hut in den Ring geworfen hatte.
Damals setzte sich das jetzige Präsidium, das „Team Hans-Peter Villis“, in der turnusmäßigen Wahl gegen das Team um Dr. Karl-Heinz Bauer durch. Es ist noch für zwei weitere Jahre bis 2026 gewählt. Offen ist, ob und- falls ja - wann Villis zurückkehrt. Dass das Gremium in dieser Konstellation dann wieder harmonisch zusammenarbeiten könnte, scheint ausgeschlossen.
Satzung sieht hohe Hürden für Präsidiums-Abwahl vor
Der Antrag von Loer zielt auch darauf ab, dass das Thema Abwahl bzw. Neuwahl ausführlich diskutiert wird in der Versammlung. Eine Abstimmung über eine Abberufung wird es am 12. Dezember wohl nicht geben. Die Satzung sieht vor, dass hierfür bis spätestens 14 Tage vor der Versammlung mindestens 10 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder (aktuell rund 2500) den Antrag schriftlich mit Begründung beim Präsidium einreichen müssen. Eine solche Unterschriftensammlung hat Loer nicht gestartet.
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Das Präsidium entscheidet über die Zulassung oder Ablehnung von Anträgen. Den Antrag von Loer auf Abberufung des Präsidiums hat es abgelehnt. „Dieser Antrag ist nach übereinstimmender Auffassung aller für den VfL haupt- und ehrenamtlich tätigen Juristen, sowie nach Einschätzung einer externen unabhängigen Kanzlei offenkundig unzulässig. Die exakten Gründe dafür werden wir auf der Mitgliederversammlung natürlich gerne erläutern“, erklärte der Verein in einer Mail an seine Mitglieder am Mittwochabend. Unabhängig davon aber beschäftigt er den Verein und seine Mitglieder und wird voraussichtlich zumindest in der Aussprache auch ein brisantes Thema sein.
Antrag zum Stadion: Das sind die Anträge der VfL-Mitglieder
Insgesamt drei Anträge von Mitgliedern stehen unter Programmpunkt auf der Tagesordnung - zwei davon sind von Carsten Loer. Zum einen der erwähnte Abwahlantrag, zum anderen eine Anfrage, wie hoch die Aufwands-Entschädigungen für das ehrenamtliche Präsidium sind.
Ein dritter Antrag dreht sich um das Stadion: VfL-Mitglied Klaus Windt beantragt, sämtliche Planungen zur Stadionmodernisierung einzustellen, um stattdessen ein neues Stadion zu bauen. Die finanziellen Probleme des Vereins könnten nur durch einen Neubau gelöst werden, nicht durch einen Umbau: „Auch andere Traditionsvereine gleicher Größenordnung haben die Zeichen der Zeit erkannt und haben ein größeres Stadion gebaut oder sind aktuell in der Planung, ohne ihre Identität aufzugeben“, schreibt Windt in seiner Begründung.
Der Antrag wird auch zur Abstimmung kommen und birgt durchaus Sprengstoff - würde er angenommen, wäre das ein Problem für die Führung des VfL, die sich festgelegt hat, dass der VfL an der Castroper Straße bleibt. Das allerdings ist auch der Wunsch wohl der meisten Mitglieder und auch der aktiven Fanszene - von daher ist damit zu rechnen, dass Windts Antrag nicht erfolgreich ist. Zumal die Planungen der städtischen Besitzgesellschaft und des VfL zur Modernisierung des Stadions - Eigentümerin ist die Stadt - längst laufen.
Diese Satzungsänderungen schlägt der VfL Bochum vor
Das Präsidium selbst stellt einige Änderungen der Satzung zur Abstimmung. Die Wichtigsten kurz gefasst im Überblick:
- Der VfL will in seiner Satzung festhalten, dass das Präsidium die Mitgliederversammlung als Präsenzversammlung, hybride oder virtuelle Versammlung einberufen kann. Mitglieder sollen künftig zudem die Möglichkeit erhalten, digital an einer Präsenzversammlung teilzunehmen, allerdings ohne Mitwirkungsrechte.
- Auf der vergangenen Versammlung gaben die Mitglieder dem Präsidium den Auftrag, die Hürden zur Einberufung einer außerordentlichen Versammlung - zum Beispiel für Neuwahlen des Präsidiums - zu vereinfachen. Bisher mussten mindestens 20 Prozent der stimmberechtigten Mitglieder einen Antrag auf eine außerordentliche Versammlung einreichen, künftig sollen es nur noch zehn Prozent sein. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die Mitgliederzahl in den vergangenen Jahren auf derzeit rund 31.000 förmlich explodiert ist.
- Eine weitere Änderung betrifft die Findungskommission, die für die Auswahl der Kandidaten/innen für das Präsidium zuständig ist. Die Findungskommission wird alle vier Jahre von der Versammlung gewählt, war zuletzt vor der Wahl 2022 mit den „Teams Bauer und Villis“ gefordert. Aktuell ist Roland Mitschke ihr Sprecher. Die neue Satzung soll unter anderem regeln, dass Kandidaten/innen mindestens ein Jahr lang Mitglied im Verein sein müssen. Bisher reichte es, Mitglied zu sein, also zum Beispiel erst seit einem Tag. Die Findungskommission soll Wahlblöcke vorschlagen.
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