Bochum. Der Japaner Koji Miyoshi stieß als vorerst letzter Akteur zum VfL Bochum. Trainer Peter Zeidler fühlt sich an einen der besten VfL-Spieler erinnert.

Seit Montag vergangener Woche ist Koji Miyoshi nun beim VfL Bochum. Der Japaner war die letzte Verpflichtung des Bundesligisten in der Sommer-Transferphase. Im Testspiel gegen den Drittligisten Rot-Weiss Essen gab er in der vergangenen Woche sein Debüt. „Er hat zwei, drei Mal den Ball leicht verloren, aber sein Können ein paar Mal aufblitzen lassen“, sagte VfL-Trainer Peter Zeidler und dass er „in die Tiefe spielen kann.“

Dass ihm der Ball am Fuß klebe, so Zeidler, erinnere „ein bisschen an Dariusz Wosz“. 60 Minuten spielte der Japaner, eine weitere Trainingswoche werde ihm guttun. Möglich, dass er bereits in Freiburg am Samstag zum Kader des VfL zählt - oder sogar zur Startelf.

Sein Wechsel aus England an die Castroper Straße kam durchaus überraschend. Wie die Bochumer Verantwortlichen betonten, habe der Spieler aufgrund seiner Qualitäten schon länger im Blickfeld gestanden. Grund genug, sich die Stärken und Schwächen des 27-jährigen Japaners anhand der Daten des Datenanalyse-Unternehmens CREATEFOOTBALL einmal genauer anzugucken.

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    Dabei sticht direkt in Auge, dass Miyoshi giftig und leidenschaftlich Fußball zu spielen scheint - auch im Test gegen Essen. Seine Spielweise ist von einer hohen Laufintensität vor allem gegen den Ball geprägt. Mit diesen Qualitäten passt er also gut zur Art des Fußballs, die sein neuer Trainer Peter Zeidler spielen lassen will.

    Für das aggressive Pressing erscheint der Japaner bestens geeignet, ist ein aggressiver Anläufer und mutig im Nach-vorn-Verschieben, führt dabei viele Zweikämpfe und gewinnt dadurch viele Bälle in gefährlichen Räumen. In der Defensivbewegung allerdings fallen seine schlechten körperlichen Voraussetzungen (nur 1,67 Meter groß, nur 64 Kilogramm schwer) negativ ins Gewicht. Er gehörte in der englischen Championship in der vergangenen Saison zu den ineffizientesten Zweikämpfern. Und auch gegen RWE hatte er leichtere Probleme.

    VfL Bochum: Koji Miyoshi kreiert viele Chancen

    Sein Körper ist aber auch seine Stärke. Der vielseitig einsetzbare Offensivspieler kann auf nahezu allen Offensivpositionen spielen, kam sowohl links, im Zentrum als auch rechts schon zum Einsatz, als Achter oder als Stürmer. In den Halbräumen bewegt er sich aufgrund seines niedrigen körperlichen Schwerpunkts sehr gut und kann für viel Raumgewinn mit seinen Dribblings sorgen.

    Er sucht häufig das Duell Mann gegen Mann. Nach anfänglichen Schwierigkeiten setzte er sich auch gegen RWE immer wieder durch. Grundsätzlich orientiert er sich laut Daten in der Regel nach vorn, sucht die vertikalen Pässe in die Spitze und glänzt dabei mit einer ordentlichen Präzision von 71 Prozent angekommener Zuspiele.

    Koji Miyoshi im Testspiel des VfL Bochum gegen Rot-Weiss Essen.
    Koji Miyoshi im Testspiel des VfL Bochum gegen Rot-Weiss Essen. © Jürgen Fromme/ firo Sportphoto | Jürgen Fromme

    Er ist sehr aufmerksam, sehr fleißig, er hört gut zu“, sagte Zeidler unter der Woche. „Er ist immer fokussiert und man sieht direkt, dass er technisch sehr gut ausgebildet ist. Der Ball ist sein Freund.“ Ein Passpieler wie Kevin Stöger etwa ist er dabei aber nicht, viel mehr kreiert er mit dem Ball am Fuß viel Raumgewinn, ist im Ballbesitz deutlich durchsetzungsstärker als ohne Ball. In der vergangenen Saison bereitete er so immerhin sechs Treffer für Birmingham City vor. In seiner Zeit bei Royal Antwerpen in Belgien war die Quote noch etwas schwächer. Doch auch in Belgiens erster Liga war er Leistungsträger vor seiner schweren Knieverletzung mit dem Kreuzbandriss. Bei Birmingham glänzte er zudem trotz Abstiegs mit der Chancenkreation. 1,6 Torschüsse pro 90 Minuten legte er dabei auf - und war so unter den besten zehn Mittelfeldspielern der Championship. Dabei drang er immer wieder von außen in den Strafraum ein und legte dann ab - häufig in den Rückraum.

    Körperliche Voraussetzungen sind Miyoshis Nachteil

    Im letzten Drittel überzeugt der Japaner also mit guter Übersicht und vielen präzisen Pässen in den Strafraum, wodurch er viel Torgefahr erzeugt. Der Vorwärtsdrang kann dem VfL Bochum in der Bundesliga helfen, wenngleich sich der 27-Jährige sicher erst an das Niveau in Deutschland gewöhnen muss. Zumal eben die körperlichen Voraussetzungen in Zweikämpfen ein Nachteil sein können.

    Miyoshi könnte dennoch ein wichtiger Spieler werden, der mit seiner Laufbereitschaft gut zur neuen Spielweise Zeidlers passt. Vor allem als Vorbereiter könnte er einen Impact haben - aber auch als Torschütze selbst. Sechs Tore erzielte er in der vergangenen Spielzeit, er sucht häufig selbst den Abschluss, auch aus der zweiten Reihe. Seine Chancenverwertung allerdings ist ausbaubar. So auch gegen RWE, als er eine gute Chance liegen ließ.

    Miyoshi könnte dem VfL Bochum ein Element ins Spiel bringen, das die Mannschaft nach dem Abgang von Stöger so nicht mehr hatte. Als kreativer Techniker findet er auch Lösungen unter Druck - die ersten Pflichtspiele in dieser Saison haben gezeigt, dass Bochum Probleme im Aufbauspiel hat. Der 27-jährige Japaner könnte sie zum Teil lösen.