Bochum. Bei seiner Rückkehr ins Bochumer Tor macht Philipp Heerwagen eine unglückliche Figur. “Das passiert vielleicht alle zehn Jahre mal“, sagt der Schlussmann zu seinen Billard-Gegentoren. Heerwagen hält seine Mannschaft aber auch mit starken Paraden im Spiel.

Es war im November 1991, als aus dem Bundesliga-Torwart Oliver Reck der "Pannen-Olli" wurde. Damals köpfte Werder Bremens Schlussmann nach einem Pfostenschuss des Bayern-Brasilianers Mazinho den Ball ins eigene Tor. Fortan hatte Reck seinen Spitznamen in der Fußballszene weg.

21 Jahre später war wieder ein Torwart Hauptdarsteller kurioser Szenen. Philipp Heerwagen hieß der große Pechvogel beim VfL Bochum, der gleich zweimal zur falschen Zeit am falschen Ort war. Im Spiel gegen Energie Cottbus, das 2:2 endete, kassierte er zwei Billard-Gegentore. "Das passiert vielleicht alle zehn Jahre einmal, dass der Ball vom
Pfosten ins Gesicht und von dort ins Tor springt. Dass es
gleich zweimal im Spiel passiert, ist unglaublich", sagte Heerwagen nach Spielschluss.

Ersatz für verletzten Andreas Luthe

So hatte er sich seine Rückkehr ins Bochumer Tor bestimmt nicht vorgestellt: Am 12. September 2010 - bei der 0:2-Niederlage gegen den FC Augsburg - hatte der 29-Jährige zuletzt im Rewirpower-Stadion zwischen den Pfosten gestanden. Später war Heerwagen hinter Andreas Luthe nur die Nummer zwei, auch während seines Intermezzos beim FC St. Pauli kam kein weiteres Liga-Spiel hinzu. In der Vorwoche musste er für den verletzten Luthe ins Spiel - als die Partie bei Erzgebirge Aue eigentlich schon gelaufen war. Heerwagen kassierte bei der 1:6-Klatsche noch drei Treffer.

Umso motivierter war er am Sonntag, als er gegen Cottbus in der Startelf stand. Und dann das: Nach fünf Minuten köpfte Gäste-Torjäger Boubacar Sanogo den Ball Richtung Tor. Das Spielgerät klatschte erst gegen den Innenpfosten und dann Heerwegen ins Gesicht. Da Ball trudelte über die Linie - die Slapstick-Einlage war perfekt.

Sanogo staubt einfach ab

Es kam noch dicker für Heerwagen: Ivica Banovics Distanzschuss lenkte er an den Innenpfosten, doch wieder prallte der Ball gegen seinen Körper. Sanogo musste nur noch abstauben (52.). "Das siehst du als Torwart natürlich schlecht aus, aber das ist einfach nur Pech", erklärte Heerwagen die Gegentreffer.

Die Pechvogel hatte aber auch starke Momente. Mit einer Parade gegen Marc Andre Kruska (22.) und einer kühnen Rettungstat gegen Sanogo (38.) hielt er seine Mannschaft im Spiel. So kam Bochum in der Schlussphase zurück. Zlatko Dedic sorgte schließlich dafür, dass der Tag für Heerwagen noch ein versöhnliches Ende nahm.

Torwart-Pannen müssen also nicht der ganzen Mannschaft schaden. Auch Oliver Reck konnte sein Kopfball-Eigentor anno 1991 verschmerzen. Bremen gewann das Spiel im Münchener Olympia-Stadion damals mit 4:3.