Bochum. „Es gibt eine Entwicklung in der Mannschaft - und die ist positiv.“ Wer am Freitagabend den VfL Bochum spielen und rennen gesehen hat gegen den TSV 1860 München, dürfte Sportvorstand Jens Todt trotz des 0:0 derzeit nicht widersprechen wollen.
„Es gibt eine Entwicklung in der Mannschaft - und die ist positiv.“ Wer am Freitagabend den VfL Bochum spielen und rennen gesehen hat gegen den TSV 1860 München, dürfte Sportvorstand Jens Todt derzeit nicht widersprechen wollen. Es war für die Mehrzahl der 13000 auf den Tribünen eine Art Aha-Erlebnis nach einer ausgedehnten Dürreperiode. Fußball mit Mut und Herz, von Trainer Andreas Bergmann - ungeachtet der Ergebnisse - immer wieder gefordert, war da zu besichtigen. Man mochte sich fast die Augen reiben.
Zum Glück fehlte nur ein cooler Knipser
Wenn die öffentliche und veröffentlichte Meinung, was selten genug vorkommt, kaum ein Haar in der Suppe zu finden vermag, muss eine Mannschaft in ihrer Gesamtheit schon gut funktioniert haben. Und so war es ja auch am Freitag, als den Bochumern zum ganzen Glück nur ein cooler Knipser fehlte. Dennoch darf man nach diesem Abend einige Akteure herausheben, zum Beispiel, weil in der Vergangenheit oft kritisiert, Lukas Sinkiewicz, der es unter anderem als Innenverteidiger auf 90 Ballkontakte brachte, oder Carsten Rothenbach. Rothenbach ist nun nicht gerade der wendige, ballgewandte Typ Fußballer, auch kein Flügelflitzer, und dennoch hat er enorm viel Druck über die rechte Seite entwickelt, war immer anspielbar und damit ein zusätzliches Schwungrad für das Bochumer Offensivspiel.
Und dann wären da ja noch - neben dem „alten“ Mann mit der unglaublichen Ballbehauptung und der guten Rundumsicht, Alexander Iashvili, und dem deutlich verbesserten Yusuke Tasaka - die drei Jungs im diesmal sehr starken Mittelfeld. Marc Rzatkowski (22), Christoph Kramer (21) und Leon Goretzka (17) verkörpern derzeit am ehesten die Zukunft des VfL, wobei Zukunft ein schwieriger Begriff im Profifußball ist. Rzatkowskis Vertrag läuft Ende der Saison aus, Kramer muss dann, wenn Bayer Leverkusen Bedarf anmeldet oder andere Pläne verfolgt, weiterziehen. Das wäre für den VfL ausgesprochen schade, denn der mitunter zu Schnörkeln neigende defensive Mittelfeld-Spieler legte gegen die „Löwen“ eine Partie ohne jeden Schnickschnack hin - und war deshalb besonders wertvoll.
Goretzka wird eine Pause benötigen
Über Leon Goretzka zu sprechen, bereitet Freude. In seinem erst fünften Zweitliga-Spiel wirkte der 17-Jährige bereits so, als hätte er überhaupt keine Manschetten mehr vor dieser Leistungsebene. Und wenn wir alle zusammen Glück haben, bleibt Goretzkas Familie ihrer Linie treu und belässt das Ausnahmetalent in seiner gewohnten Umgebung, bis Leon 2014 mit dem Abitur in der Tasche die Schule verlässt. Das ist der Zeitrahmen, der dem VfL maximal zur Verfügung steht.
Dass man mit 17 oder 18 nicht eine komplette Zweitliga-Saison auf stabilem Niveau wird absolvieren können, dürfte jedem einleuchten. Auch Goretzka wird einmal eine Pause benötigen. Deshalb ist es gut, dass Andreas Bergmann so langsam Michael Ortega in Stellung bringt. Der ist übrigens nur ausgeliehen - für diese Saison.