Bochum. Lange war im Spiel zwischen Bochum und Darmstadt wenig los. Dann machte der VfL plötzlich aus einem 0:1 ein 2:1.
Welch ein irrer Jahresauftakt im Ruhrstadion mit drei Treffern in fünf Minuten und einem strahlenden Sieger. Den VfL Bochum. Nach einem 0:1 drehten die Bochumer nach einem Eigentor und einem Treffer des eingewechselten Pantovic das packende Zweitliga-Duell gegen Darmsadt 98 binnen zwei Minuten in der dramatischen Schlussphase. Der VfL startete damit mit einem 2:1-Sieg ins neue Jahr der 2. Liga und steht vorerst auf Aufstiegsrang zwei.
Trainer Thomas Reis vertraute der Elf, die am Abend vor Heiligabend im Pokal beim FSV Mainz triumphiert hatte. Auf der Bank nahm erstmals der 17-jährige Verteidiger Verthomy Boboy aus der U19 Platz. Darmstadts Coach Markus Anfang musste auf seinen Kapitän Holland (Gehirnerschütterung) verzichten. Für ihn spielte Matthias Bader.
Bochum und Darmstadt sind beste Teams 2020
Die beiden erfolgreichsten Zweitliga-Teams des Jahres 2020 eröffneten im Ruhrstadion das neue Fußballjahr – und zeigten von Beginn an, dass sie ihren Lauf fortsetzen wollten. Darmstadt kam mit der Empfehlung von drei Siegen und 9:0 Toren aus den letzten drei Pflichtspielen nach Bochum, der VfL hatte seine letzten Heimspiele 3:0, 5:0 und 3:0 gewonnen.
Es war gleich ein hohes Tempo und eine hohe Intensität in der Partie zwischen zwei spielstarken, offensiv ausgerichteten Mannschaften, die sich ein umkämpftes Duell auf hohem Zweitliga-Niveau lieferten. Bochum hatte die ersten beiden Chancen: Gerrit Holtmann, der sein Tempo zu selten durchzog bis in den Strafraum, scheiterte aus spitzem Winkel an Torwart Marcel Schuhen (3.), Danny Blum verzog frei aus 13 Metern deutlich (7.).
Darmstadt spielt gegen VfL Bochum mit Dreierkette
Der SVD, der erneut mit einer Dreierkette agierte, versteckte sich keineswegs, zeigte Biss. Beide Mannschaften hatten eine gute Struktur, Ordnung und Raumaufteilung. Bei beiden Teams aber endeten die gefälligen Angriffe meist in Strafraumnähe.
Bitter für den VfL: Bereits nach zehn Minuten sah Rechtsverteidiger Cristian Gamboa die Gelbe Karte, er fehlt damit beim nächsten Spiel in Regensburg kommende Woche Sonntag. Für ihn könnte dann Herbert Bockhorn beginnen. Und kurz darauf sah auch der starke Innenverteidiger Armel Bella-Kotchap, der sich packende Zweikämpfe mit Darmstadts bissigen Torjäger Serdar Dursun lieferte und sie meist gewann, nach einem Halten Dursuns die Gelbe Karte. Eine Hypothek für den weiteren Verlauf.
Beim VfL Bochum kommt der letzte Pass nicht an
Bis zum Sechzehner sah das Bochumer Spiel, gelenkt von Robert Tesche und Robert Zulj, ordentlich aus, der letzte Pass aber kam nicht an, Darmstadt verteidigte konzentriert. Ebenso der VfL. Die Defensive um Maxim Leitsch und Bella-Kotchap sowie davor Robert Tesche, der viele Bälle eroberte, schnappte meist früh genug zu. Die Distanzschüsse von Dursun und Fabian Schnellhardt (21./23.) waren kein Problem für Riemann, so dass es beim leistungsgerechten 0:0 der guten Sorte blieb bis zur Pause.
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Darmstadt kam energischer aus der Kabine. Und Bochum hatte Glück, als der Schuss von Tobias Kempe von Bella-Kotchap zur Ecke abgelenkt wurde. Nach einem klaren Abseitstreffer flog Tim Skarkes 20-Meter-Schuss nur knapp übers Tor (50.). Auf der anderen Seite in der nun chancenreicheren Partie traf Holtmann nur das Außennetz (51.) und Robert Zulj schoss aus zentraler Position übers Tor (53).
Darmstadt geht nach 79 Minuten in Führung
Es blieb eine Partie mit offenem Visier, hoher Intensität und viel Druck auf den Ball. Wer setzte den Lucky Punch? Danny Blum nicht. Nach Klasse-Pass von Tesche legte der im zweiten Durchgang stärkere Holtmann mustergültig zurück, doch Blum schoss frei aus zwölf Metern zentraler Position über das Tor (70.).
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Und dann schlug Darmstadt zu. Nach einem Foul von Losilla gab es Freistoß für die Lilien aus 20 Metern zentraler Position. Tobias Kempe nahm sich der Sache an – und zirkelte den Ball über die Mauer direkt ins linke Toreck. 1:0 für die Lilien nach gut 79 Minuten. Der Knockout? Nein!
VfL Bochum: Reis beweist glückliches Händchen
VfL-Trainer Reis reagierte sofort, brachte den schon vor dem Freistoßtor bereit stehenden Milos Pantovic für Blum. Und Bochum steckte den Rückschlag wie so oft in der jüngeren Vergangenheit weg, schlug sofort zurück. Und wie!
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Nach einer Freistoß-Flanke von Zulj stieg Losilla zum Kopfball, letztlich prallte der Ball von Kempe zum umjubelten 1:1 ins Netz nur zwei Minuten nach dem 0:1. Und es kam noch besser: Reis wechselte Herbert Bockhorn für Holtmann als Linksaußen ein. Der Neuzugang spurtete praktisch von der Bank aus mit Tempo über die linke Seite, brachte den Ball scharf und flach auf den zweiten Pfosten, wo der ja ebenfalls gerade erst eingewechselte Pantovic den Ball über die Linie schoss. 2:1 für Bochum – Spiel komplett gedreht in nur zwei Minuten (82./84.). Wären Fans im Stadion gewesen, sie wären ausgeflippt, als sich die Bochumer Spieler beim Jubeln fast erdrückten.
VfL Bochum springt in der Tabelle nach oben
Beide Trainer wechselten nach diesen dramatischen Minuten noch einmal durch, Darmstadt aber kam nicht mehr gefährlich vor das VfL-Tor. Und Bochum hüpfte zum Jahresauftakt gleich auf Rang zwei.