Bochum.. Anthony Losilla lenkt den VfL Bochum so gut, dass er meistens nicht auffällt. Im Sommer läuft sein Vertrag aus. Die Konzentration gilt der Liga.

Eine Woche vor Weihnachten passierte, was eigentlich nicht passieren kann. Anthony Losilla fehlte. Natürlich war es keine Verletzung, erst recht keine Disziplinarmaßnahme. Der Kapitän des VfL Bochum war in Hannover gelb gesperrt. Der Zweiligist zeigte ohne den 34-Jährigen eines der schwächsten Saisonleistungen, trat mit einem 0:2 die düstere Heimreise an. Losilla dürfte an diesem Abend nicht gelächelt haben.

Das Lächeln im Gesicht des Franzosen ist längst wieder zurück. Der VfL fährt auf der Aufstiegsspur, am Sonntag (13.30 Uhr) kommt Eintracht Braunschweig, und Losilla ist wieder da, wo er immer ist: auf dem Platz. Er ist der Denker und Lenker, der Löcherstopfer und Löchermacher. Er versteht es so gut, die Mannschschaft zu führen, dass er bisweilen gar nicht mehr auffällt. Schon sein erster VfL-Trainer, Peter Neururer, sah in ihm den „Spiritus rector“, den führenden Geist.

Wird der Dauerläufer zum Torjäger?

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In den vergangenen zwei Spielen fiel er aber doch auf: Der Kapitän schoss seine ersten beiden Saisontore. Wird der Dauerläufer jetzt auch noch zum Torjäger? „Bitte?!? Ich habe immerhin in der vergangenen Saison fünf Tore gemacht – da war ich ein Torjäger!“ sagt er lachend im Gespräch mit dieser Redaktion. „Aber ich hätte nichts dagegen, wenn der Lauf anhält und ich so der Mannschaft helfen kann.“ Beim 1:2 gegen Karlsruhe habe er getroffen, aber es gab keine Punkte, gegen Osnabrück wurde doppelt gefeiert im Hause Losilla. „Wenn ich also treffe UND wir die Punkte holen – c'est bon!“

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C’est bon – das ist fein. In Bochum ist Losilla so wenig wegzudenken wie die Currywurst. Der Franzose, der seine Karriere in der zweiten französischen Liga begann und vor neun Jahren nach Deutschland zu Dynamo Dresden wechselte, ist eine Konstante im Auf und Ab des VfL. Losilla ist der, der immer spielt. Seit seinem Wechsel 2014 kam er zu 224, stand nur zweimal nicht im Kader, verpasste drei Spiele wegen einer Verletzung und zehn wegen einer Sperre.

Anthony Losilla: Konzentration auf die nächsten Spiele

Am 30. Juni läuft sein Vertrag in Bochum aus. Die Gespräche über eine Verlängerung seines Engagements haben noch nicht angefangen: „Aktuell konzentrieren wir uns auf die wichtigen Spiele, die vor uns liegen. Ich bin mir sicher, dass wir zu gegebener Zeit uns dann darüber unterhalten werden“, sagt Losilla. Zu gegebener Zeit weiß der VfL auch, in welche Richtung es geht. Derzeit liegen die Bochumer auf Rang zwei hinter dem HSV. Die Bundesliga würde auch Losilla reizen: „Natürlich. Wenn man Profi ist, möchte man sich immer mit den Besten messen.“

"Reis hat uns Stück für Stück nach vorne gebracht"

Eine wichtige Weiche für die Zukunft wurde bereits gestellt, der Vertrag mit Trainer Thomas Reis bis 2023 verlängert. Was den 47-Jährigen besonders macht? „Jeder Trainer ist eine eigenständige Persönlichkeit, genau wie jeder Spieler sich unterscheidet“, sagt Routinier Losilla. „Thomas Reis hat uns in einer schwierigen Phase übernommen und Stück für Stück nach vorne gebracht. Wir haben uns als Mannschaft gefunden, daran hat er sicherlich auch seinen Anteil. Er kommuniziert viel, bezieht das Team in seine Überlegungen mit ein.“ Reis habe die Mannschaft in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt.

VfL Bochum: Die Puzzleteile passen zusammen

Die Puzzleteile passen jetzt zusammen: Torjäger wie Simon Zoller und Robert Zulj blühen auf, junge Neuzugänge wie Gerrit Holtmann und Herbert Bockhorn haben ihren Platz gefunden, und die Routiniers wie Robert Tesche und Anthony Losilla ragen in den richtigen Momenten heraus. Die Mannschaft habe die richtige Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. „Wobei das Alter eigentlich immer hinter die Qualität zurücktritt“, schränkt Losilla ein. „Du musst gut sein, wenn du in die Mannschaft willst. Dann ist es egal, ob du 17 oder 34 Jahre alt bist.“