Bochum. Trainer Karsten Neitzel vom VfL Bochum setzte im Heimspiel gegen den FSV Frankfurt auf Michael Ortega und Alexander Iashvili. Bislang galt Ortega ausschließlich als Alternative zu Iashvili. Dieser Schuss ging krachend nach hinten los.
Dieses Experiment ist gründlich in die Hose gegangen. Und wer sich gefragt hat, warum Andreas Bergmann und sein aktueller Nachfolger Karsten Neitzel so lange gezögert haben, Michael Ortega in die Startelf des VfL Bochum zu befördern, der kennt nach der desaströsen 1:3-Niederlage gegen den FSV Frankfurt die Antwort.
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Eigentlich galt Ortega, die Leverkusener Leihgabe, bereits nach den ersten Trainingseinheiten in Bochum ausschließlich als Alternative zu Alexander Iashvili. Auf dieser offensiven Position, ungebunden und weitgehend befreit von taktischen Zwängen, könnte der Kolumbianer seinen Spieltrieb, der nur dann erwacht wenn er den Ball am Fuß hat, am ehesten ausleben, ohne die defensive Struktur der Mannschaft zu gefährden. Doch Neitzel ging das Wagnis ein, Ortega und Iashvili, der, wie zu Beginn der Saison befürchtet, sein anfänglich imposantes Laufpensum nicht durchhalten kann und inzwischen physisch auf dem Tiefpunkt angelangt ist, gemeinsam zu bringen. Ein Schuss, der krachend nach hinten los ging. Zumal auch Leon Goretzka, der allmählich verschlissen wird in dieser auseinander driftenden Gruppe, dringend eine Pause benötigt, und Florian Brügmann immer wieder vor allem so wirkt: überfordert.
Iashvili wirkt ausgelaugt
Wenn denn nun ein nicht gerade für seine Arbeit gegen den Ball berühmter Offensiv-Spieler wie Zlatko Dedic, ein ausgelaugt wirkender Iashvili und ein taktisch und kämpferisch unterbelichteter „Künstler“ wie Ortega zu keiner akzeptablen Defensivarbeit fähig sind und den Gegner nicht richtig anlaufen können oder wollen, dann ist es vorbei mit strukturiertem, erfolgsorientiertem Fußball. Gemeinsamkeit und Gleichzeitigkeit sind die Zauberwörter der modernen Ballkunst, alle Spieler reagieren und agieren - unverzüglich - aufeinander und miteinander, verschieben sich nach vorne und nach hinten, doppeln und pressen, erfüllen ihre taktischen Aufgaben und halten die vereinbarten Abstände ein. Oder eben nicht.
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Wenn zwei, drei oder gar noch mehr Bausteine aus diesem System Mannschaft herausbrechen, stürzt das gesamte Haus ein, bekommt man Fußball aus dem letzten Jahrhundert geboten und muss Karsten Neitzel am Ende sagen, dass man „das Spielfeld zu lang gemacht“ habe. Was ja nur bedeutet, dass diese so genannte Mannschaft in ihre einzelnen Teile zerfallen ist und sich nahezu über das komplette Spielfeld verteilt hat. Das erinnert dann allerdings mehr an Freizeit-Sport auf dem Bolzplatz, auf den man wahrlich nicht die ganze Woche lang hinarbeiten muss, denn an Profifußball. Und es ist ein gefundenes Fressen für jeden halbwegs aufmerksamen Gegner, der die Geschenke, die er serviert bekommt, nur noch anzunehmen braucht. Was dann am Dienstagabend ja geschah.
FSV Frankfurt stellt keine übermächtige Zweitliga-Mannschaft
Auch wenn das beim VfL vermutlich anders gesehen und anders nach außen kommuniziert wird: Der FSV Frankfurt stellte zwar eine ordentlich und klar organisierte, aber sicher, was die Summe der individuellen Fähigkeiten betrifft, keine herausragende oder gar übermächtige Zweitliga-Mannschaft. Gegen einen VfL Bochum, der zu allem Überfluss ja aktuell auch noch mit einem kaum fassbaren Torwartproblem geschlagen ist, reichte das allerdings schon aus, um zu gewinnen.
Und die Aussichten? Personell sind sie, wie skizziert, nicht berauschend, aber wichtiger erscheint doch, dass man zu einer professionellen Grundstruktur zurückfindet. Kompaktheit, Laufbereitschaft nach hinten wie nach vorne, gemeinsame Arbeit gegen den Ball - eigentlich sollte das selbstverständlich sein.