Bochum. Er hat, so viel ist sicher, dazu gelernt in Bielefeld: Marc Rzatkowski will es nach einem Jahr bei der Arminia in Bochum wissen. „Ich will spielen, das ist mein Anspruch“, sagt der Mittelfeldmann. „Am liebsten auf der Zehn.“
Spielpraxis sollte er sammeln, der kleine Techniker des VfL Bochum. Dieser Plan jedenfalls ging voll auf: Marc Rzatkowski, der gebürtige Bochumer, 22 Jahre jung, hat 37 der 38 Drittliga-Spiele bestritten für Arminia Bielefeld. Ein einziges verpasste er wegen einer Gelb-Sperre. Resultat: Rzatkowski hat sich weiter entwickelt, so viel ist sicher. Ob es reicht zum Stammspieler in der 2. Liga, wird sich zeigen.
Die Voraussetzungen für „Ratsche“, der nach einem Jahr in Ostwestfalen mit eigener Wohnung zwischenzeitlich wieder bei Mama oder Papa wohnt („Ich bin noch auf Wohnungssuche“), sind zweifellos besser als vor seinem Abschied vor einem Jahr, als der VfL noch Aufstiegs-Ambitionen hegte. Zur Erinnerung: Unter Friedhelm Funkel schaffte es Rzatkowski, der auch „auf der Alm“ vor allem mit seinem Freund und Mentor Slawo Freier „ständig Kontakt“ gehalten hat, kurz vor der Winterpause 2010/11 in die erste Elf, traf gegen Paderborn zum 3:0. Doch nach vier Einsätzen kam in der Rückrunde kein einziger hinzu. Funkel ist mittlerweile Bochumer Geschichte, und nicht nur Jens Todt, der Sportvorstand, sieht das Leih-Lern-Jahr bei Arminia als geglückt an. Für den Spieler - für den Verein.
Rzatkowski hat ein „super Jahr“ hinter sich
Rzatkowski, dessen Vertrag bis 2013 läuft, selbst sagt, dass er zugelegt hat. Nicht an Schnelligkeit, die ihm zur unumstrittenen Stammkraft vielleicht fehlt - aber an Zweikampfhärte, Robustheit, Erfahrung, auch im menschlichen Bereich. „Es war ein super Jahr“, sagt er. Es wäre womöglich verlängert worden, wenn Bielefeld mehr Geld hätte.
So aber ist er zurück in seiner Heimat, will sich durchsetzen. „Ich kann und will mich in allen Bereichen weiter verbessern“, sagt Rzatkowski, stellt aber auch klar, dass er sich „in einer guten Mannschaft, die mit Team-Spirit für eine Überraschung sorgen kann“ stark genug sieht, „um zu spielen. Das ist mein Anspruch.“ Rzatkowski wirkt selbstbewusst, wenn er hinzufügt: „am liebstenauf der Zehn, da bin ich am stärksten.“ Wie in Bielefeld.
Insofern wurmt es ihn gewaltig, dass der VfL händeringend einen Spielmacher sucht, einen offensiven Mittelfeldspieler; dass er Sehar Fejzulahi nun zum dritten Mal testet und er, Rzatkowski, auf der linken Seite ran muss. Der Abiturient ist schlau genug, diesen inneren Unmut öffentlich nicht zu sagen, er will die Herausforderung „sportlich nehmen“, will „auch links“ überzeugen, will „da spielen, wo der Trainer mich aufstellt“. Zuletzt, trotz der normalen Defizite inmitten der Vorbereitung wie der „noch etwas fehlenden Frische“ (Rzatkowski), hat der Linksfuß auf der linken Mittelfeldseite überzeugt, obwohl er eigentlich einer ist, der mehr über Spielwitz kommt als über das auf der Außenbahn noch wichtigere Tempo.
Die Tür zur Mitte ist noch nicht zu
Was dafür spricht: Auf links agierten am Ende der letzten Saison der nun wieder ins defensive Zentrum gerückte Christoph Dabrowski und der nun in Augsburg spielende Kevin Vogt. Aktuell ist Sören Bertram (20) ein Kandidat - derzeit hat Rzatkowski, bei offensiver Ausrichtung, auf dieser vakanten Position wohl die Nase vorn. Wobei Trainer Andreas Bergmann die Tür zur geliebten Mitte noch nicht zugschlagen hat: „Er ist sicher auch ein Kandidat für die Acht“, sagt er - ein Mittelding zwischen Sechser und Zehner also.
Fußballerisch bringt er ja fast alles mit, ist ein Typ Spaßfußballer, der „auch auf engem Raum noch eine Lösung hat“, wie Bergmann lobt. Mitunter fehlen ihm da noch Übersicht und Ruhe, eine Frage der Erfahrung auch. Er müsse noch häufiger den „einfachen“, sicheren Pass spielen, sagt Rzatkowski selbstkritisch.
Und noch mehr Torgefahr will er entwickeln: vier Mal traf er für Bielefeld, ein gutes Dutzend Treffer bereitete er vor. Gut? „Geht so“, sagt Rzatkowski. „Da ist noch Luft nach oben.“