Bochum. Scholz, Zumdick, van Duijnhoven - der VfL Bochum hatte viele prägende Torhüter. Zwei treffen an diesem Samstag aufeinander: Riemann und Luthe.
Werner Scholz war der Erste. 1972 kam er zum VfL Bochum, der gerade sein erstes Jahr in der Bundesliga hinter sich hatte. Der frühere Aachener etablierte sich auf Anhieb, jahrelang hielt er den Kämpfern vor ihm den Rücken frei. Der VfL wurde damals als graue Maus belächelt, doch dieses Image forderte Trotz heraus: Die Bochumer Jungs wurden die stolzen Unabsteigbaren. Und Werner Scholz war ihr Rückhalt, in 207 Bundesligaspielen. Denn ohne einen starken Torwart kannst du als ewiger Außenseiter nicht überleben.
Das hat sich über die Jahre hinweg kaum verändert, Bochum blieb fast immer ein Ort, der starke, konstante Keeper anzog oder entwickelte. Namen wie Ralf Zumdick und Rein van Duijnhoven sind unvergessen. Und an diesem Samstag treffen zwei aufeinander, die für eine neue Generation von prägenden VfL-Torhütern stehen: Aufsteiger Bochum empfängt Union Berlin – mit dem extravaganten Manuel Riemann im Tor der Gastgeber und dem routinierten Andreas Luthe, der inklusive Jugendzeit 15 Jahre lang bis 2016 für den VfL spielte, auf der anderen Seite (15.30 Uhr/Sky).
Andreas Luthe kündigt an: „Die Punkte gehen am Samstag nach Berlin“
Natürlich ist es für den gebürtigen Velberter Luthe eine besondere Begegnung, daraus macht er keinen Hehl: „Ich freue mich sehr auf dieses Spiel“, sagt der 34-Jährige im Gespräch mit dieser Zeitung. „Beim VfL habe ich mein halbes bisheriges Leben verbracht. Ich habe immer gesagt: Einmal VfLer, immer VfLer.“ Wenn es ihm die Zeit erlaubt, verfolgt er noch jedes Spiel seines ehemaligen Vereins. „Die Bochumer haben den Schwung vom Aufstieg nicht verloren“, urteilt er. „Sie werden auch definitiv den Klassenerhalt schaffen. Am Samstag aber gehen die Punkte nach Berlin.“
Da muss Manuel Riemann natürlich anderer Meinung sein. Der 33-Jährige, auch schon seit sechs Jahren in Bochum, hat damals Andreas Luthe verdrängt – der aber ist ihm deshalb nicht böse: „Wir hatten beim VfL ein gutes Verhältnis, das ist bis heute so. Manu hat eine tolle Entwicklung gemacht, er ist ein Riesenfaktor für die Mannschaft.“ Riemann ist auch ein auffälliger Typ, auf dem Platz steht er unter Strom. „Ich brauche diese Impulsivität für mein Spiel“, hat er im Interview mit dieser Zeitung erklärt. „Emotionen gehören für mich dazu, und meine ständigen Kommentare sind auch ein Ventil, um diese Emotionen rauszulassen. Wenn ich allerdings auch privat andauernd so aufdrehen und alles kommentieren würde, hätte mir meine Frau vermutlich schon längst einen Vogel gezeigt. Da bin ich deutlich entspannter.“
Ralf Zumdick gefällt die Art, wie der aktuelle Bochumer Torwart auftritt. „Manuel Riemann ist ein Power-Männchen. Er hat seinen eigenen Charakter. Das finde ich sehr wichtig. Er pusht die Mannschaft. Er hat schon sehr, sehr gute Spiele gemacht“, sagt Zumdick im Gespräch mit dieser Redaktion.
Ralf Zumdick weiß: „Die Torhüter haben sich immer total mit dem Verein identifiziert“
Der heute 63-Jährige gehört beim VfL zu den Legenden: 14 Jahre lang, von 1981 bis 1995, hütete er das Bochumer Tor. Zumdick, der den Spitznamen „Katze“ bekam, war damals eine große Stütze für seine Mannschaft. „Wenn man in Bochum im Tor spielt, muss man davon ausgehen, dafür verantwortlich zu sein, ein paar Punkte zu holen. Das war immer eminent wichtig. Das waren auch immer Typen, die sich total identifiziert haben mit dem Verein – ob das jetzt ein Werner Scholz vor mir war oder alle danach waren, wie auch Rein van Duijnhoven. Wir waren immer eine Gemeinschaft, in der sich einer auf den anderen verlassen konnte“, sagt Zumdick. „Der VfL hatte in den vergangenen Jahrzehnten immer durchweg gute Torhüter. Es waren aber auch unterschiedlichste Typen.“
Luthe zum Beispiel ist ein ganz anderer Typ als Riemann, wie auch Zumdick weiß: „Andreas ist nicht so ein Außendarsteller, sondern eher introvertiert. Er hilft einer Mannschaft in einem anderen Sinne: ruhig und besonnen.“ Diese Abgeklärtheit wird Luthe vermutlich auch heute benötigen, wenn er die Punkte nach Berlin mitnehmen will. Zumdick drückt natürlich dem VfL die Daumen. „Das Stadion“, sagt er, „ist eine richtige kleine Festung geworden.“ Daran hat auch Manuel Riemann großen Anteil.