Bochum. Der VfL Bochum will den Bayern-Sieg am Samstag in Stuttgart „vergolden“, sagt Trainer Reis. In der Startelf gibt es mindestens zwei Wechsel.

Eduard Löwen zählte zu den vielen begeisterten Zuschauern beim 4:2-Bochum-Spektakel gegen den FC Bayern. „Was die Mannschaft abgeliefert hat vor allem in der ersten Halbzeit, das war wirklich Wahnsinn“, sagt der Mittelfeldspieler des VfL, der gegen die Bayern nicht zum Kader zählte.

Am Samstag geht es zum VfB Stuttgart (15.30 Uhr/Sky). Löwen, nach seiner Coronainfektion nun seit gut einer Woche wieder komplett im Mannschaftstraining, wird wieder zum Aufgebot zählen, erklärte Trainer Thomas Reis am Donnerstag bei der Spieltags-Pressekonferenz. Vielleicht wird Löwen auch von Beginn an spielen, da er „gut trainiert“ habe – und Elvis Rexhbecaj gesperrt ist nach seiner fünften Gelben Karte.

Der Hertha-Leihspieler drückt aus, was man von allen Spielern so oder so ähnlich hört in diesen Nach-dem-Jahrhundertspiel-Tagen: „Samstag steht ein noch wichtigeres Spiel an gegen einen Konkurrenten im Abstiegskampf. Es wird wichtig sein, dieses Spiel auf keinen Fall zu verlieren“, sagt Löwen.

Gerrit Holtmann: Müssen klar in der Birne sein

Auch interessant

Bayern war ein Fest – der Fokus gilt dem VfB. „Das wird ein absolutes Kampfspiel werden. Es wird wichtig sein, dass wir in der Birne klar sind“, meint Gerrit Holtmann, der gegen den FCB aufdrehte wie selten, vielleicht nie zuvor.

Der Turboaußen, der längst auch trifft und Tore auflegt (vier Tore, sechs Assists), zählte auch zur Elf, die gegen den BVB ein 1:1 holte Mitte Dezember und drei Tage später in Bielefeld einen schwachen Tag hatte beim 0:2. Allein das: Warnung genug, meint auch Trainer Thomas Reis. Und auch manche Statistiken könne er den Spielern „an den Bart schmieren“ als Mahnung. Dass Bayern-Besieger die nächste Partie zuletzt immer verloren haben zum Beispiel. Oder, noch wichtiger: Dass Werder Bremen sich in der Vorsaison zu diesem Saisonzeitpunkt gerettet wähnte, dann fast nur noch verlor – und am Ende abstieg.

In Bielefeld fehlte dem VfL Bochum die Frische

Auch interessant

Aber zurück zur eigenen, jüngeren Vergangenheit. Nach dem emotionalen BVB-Streich ging es bereits drei Tage später nach Bielefeld, die fordernde Hinrunde neigte sich dem Ende zu. „Man hat damals gemerkt, dass die Akkus etwas leer sind, auch vom Kopf her. Aber es war auch eine Englische Woche und das Ende der Hinrunde“, sagt Reis. „Wir wissen, was damals passiert ist und sind gewarnt. Wir wollen auch in dieser Hinsicht zeigen, dass wir reifer geworden sind.“ Ähnlich sieht es Kapitän Anthony Losilla. „Uns hat damals die Frische gefehlt, diesmal haben wir eine ganze Woche Zeit, uns vorzubereiten. Das ist eine andere Situation“, sagt der 35-Jährige.

Wie vor rund zwei Monaten aber geht es erneut zum Tabellen-Siebzehnten, diesmal Stuttgart. Wie damals ist der Gegner nach einer Sieglos-Serie – Stuttgart holte aus den letzten sieben Partien nur einen Punkt, beim 0:0 in Fürth – mindestens schwer angeschlagen. Obendrein hat Stuttgart in dieser Woche drei neue Coronafälle zu beklagen: Tanguy Coulibaly, Daniel Didavi und Ergänzungsspieler Enzo Millot sind in häuslicher Isolation, fallen aus. Bei Bochum indes sind alle Spieler bis auf Simon Zoller und den gesperrten Rexhbecaj bereit. Dennoch hat Stuttgart „viel Qualität“, betont Anthony Losilla. Der VfB hat eine junge Mannschaft, „die einen Gegner auseinandernehmen kann, wenn man sie spielen lässt“, sagt Gerrit Holtmann.

Schwache Auswärtsbilanz: Erst sieben Punkte, erst sieben Tore

Bochum will diesen Gegner wieder möglichst weit weg vom eigenen Strafraum halten, früh genug attackieren, stabil agieren, aggressiv in den Zweikämpfen sein, so Reis. Der VfL will selbst wieder spielerisch überzeugen, über seine schnellen Außen zum Erfolg kommen – und damit auch auswärts einen Schritt nach vorne machen. „Wir müssen von der ersten Minute an da sein, was uns teilweise in den Auswärtsspielen nicht gelungen ist“, sagt Reis auch mit Blick zurück auf das jüngste Auswärtsspiel bei Hertha BSC. Da verschlief Bochum die erste Halbzeit, steigerte sich nach der Pause, holte noch ein 1:1.

Es war der erst siebte Punkt auf fremdem Platz. Bisher gewann der VfL nur in Fürth (1:0) und Augsburg (3:2). In der Auswärtstabelle ist Bochum aufgrund des 0:7 in München und damit des schwachen Torverhältnisses nur Siebzehnter, wobei auch Leipzig, Mainz, Stuttgart und Augsburg nur sieben Punkte holten in der Fremde. Mit erst sieben erzielten Toren, davon ja allein drei in Augsburg, stellt Bochum auswärts die schwächste Offensive der Liga. Bilanzen, die man verbessern will – und damit einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt schaffen kann.

Bei einem Remis würde Stuttgart weiterhin zehn Punkte zurückliegen, bei einem VfL-Sieg könnte er Bochum wohl kaum noch einholen in den dann noch folgenden elf Bundesliga-Partien. Stuttgart habe eine hohe Qualität mit technisch starken, jungen Spielern, sagt Reis. Stuttgart „steht brutal unter Druck, wird alles reinwerfen. Da müssen wir dagegen halten und konzentriert über die komplette Distanz sein.“

Reis lobt die Trainingsqualität in dieser Woche

Bei aller Vorsicht, bei allem Respekt: Reis klingt optimistisch, strahlt Zuversicht aus. „Wir wollen unseren Sieg gegen die Bayern vergolden“, sagt er. Die Basis sei gelegt – im Training.

Auch interessant

Natürlich prägte eine „positive Stimmung“ die Woche, erklärt der Coach. Gleichzeitig aber sah er „Engagement und Intensität“ auf hohem Niveau. Auch die Spieler, die zuletzt hinten dran waren, drängten sich auf. „Dadurch hatten wir eine hohe Trainingsqualität.“ Nicht einmal das stürmische Wetter habe diese beeinträchtigt, „wir konnten heute im Ruhrstadion ganz normal trainieren.“

Auch interessant

Das Training gebe es denn auch her, über Wechsel in der Startelf – neben Rexhbecaj – nachzudenken, sagt Reis. Dies gilt insbesondere fürs Mittelfeld. Anthony Losilla ist als Sechser gesetzt, mit ihm könnten Patrick Osterhage, Eduard Löwen oder Milos Pantovic von Beginn an spielen. Auch Konstantinos Stafylidis sei eine Option für eine der beiden vakanten Positionen, so der Trainer.

Manuel Riemann kehrt ins Tor zurück

Klar ist, dass Manuel Riemann ins Tor zurückkehrt nach seiner überstandenen Coronainfektion. Reis lobt die starken Leistungen von Michael Esser, als Nummer zwei immer parat zu sein sei „keine einfache Situation“. Aber: „Mit Manu kehrt unser Stammtorwart zurück“, so Reis, Riemann werde auch spielen in Stuttgart. Danny Blum indes muss sich noch gedulden und weiter aufholen im Training. Blum sei „noch nicht so weit“, einen anderen Spieler aus dem Kader zu verdrängen.