Bochum. Anthony Losilla hat beim VfL Bochum alle Spiele bestritten. Gegen Berlin muss der Aufsteiger zeigen, dass er ohne den Dauerläufer bestehen kann.

Erst vor Kurzem hat Anthony Losilla seinen Vertrag beim VfL Bochum verlängert. Der Franzose ist Kapitän beim Aufsteiger und der älteste Spieler im Team, er ist läuferisch aber auch der beste. Trainer Thomas Reis hat ihn bisher in jedem Spiel von Beginn an gebracht. Gegen Hertha Berlin wird Reis das nicht machen können. Losilla hat Corona und fällt aus. Reis muss sich eine Alternative überlegen.

Die Zahlen sprechen für sich: 224,58 Kilometer ist Losilla bisher in den 20 Spielen in dieser Bundesligasaison in Summe gelaufen. Das sind im Schnitt 11,45 Kilometer pro Spiel. Bessere Werte hat kein anderer Spieler in der Bundesliga. Dazu ist Losilla einer der besten Ballabfänger der Liga.

Ihn zu ersetzen, scheint erst einmal nicht so leicht zu sein. Thomas Reis aber ist kein Trainer, der über Ausfälle klagt. Am Montagmittag, als er schon wusste, dass Losilla gegen Berlin fehlen würde, die Nachricht von der Corona-Infektion von Losilla und Erhan Masovic aber noch nicht offiziell vom Verein verkündet worden war, sagte er: „Wir haben aktuell wenig verletzte Spieler und verkraften es auch bisher ganz gut, wenn Spieler ausfallen.“

Routinier Tesche könnte Routinier Losilla ersetzen

Als Alternative für Losilla könnte Robert Tesche als alleiniger Sechser ins Team rücken. Ein Routinier könnte den anderen Routinier ersetzen. Die beiden offensiven Positionen könnten dann wie zuletzt Elvis Rexhbecaj und Eduard Löwen oder Milos Pantovic besetzen.

Möglich wäre auch, dass einer dieser drei Losillas Aufgabe übernimmt. Eine weitere Variante wäre der Einsatz von Konstantinos Stafylidis. Den gelernten Außenverteidiger hat Reis im Saisonverlauf gegen Ende einiger Spiele zumindest im defensiven Mittelfeld bereits eingesetzt.

Viele Trainingseinheiten hat Reis nicht, um den Losilla-Ersatz zu finden. Das Spiel des 21. Spieltages gegen Hertha BSC findet bereits am Freitag statt. Die Bochumer sind am Montag wieder ins Training eingestiegen, sie werden am Dienstag, Mittwoch und Donnerstag jeweils einmal trainieren, „dass dann aber intensiv“, wie Reis sagte. Bereits am Donnerstag geht es mit dem Zug nach Berlin.

Reis: „Ich kenne mein Team“

Nach drei freien Tagen sei es am Montag im Training zunächst darum gegangen, sagte Reis, „die Spieler wieder ans Laufen zu bringen. Trainingsinhalt war zudem, dass wir gut stehen, die Räume auf dem Spielfeld gut besetzen und möglichst schnell in die Tiefe kommen“.

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Im Spiel werde sein Team in bestimmten Situationen immer hektisch. „Wir arbeiten daran, dass das nicht passiert und wir auch unter Druck eines Gegenspielers die richtigen Entscheidungen treffen. Die richtigen Abläufe und Entscheidungen sollen sich verfestigen.“

Trotz der kurzen Trainingswoche seien die drei freien Tage wichtig gewesen. „Ich kenne meine Mannschaft“, sagte Reis. „Man hat im Test gegen Düsseldorf gesehen, dass wir nicht die Spannung hatten, die wir in Bundesliga-Spielen haben. In der Bundesliga sind wir in jedem Spiel extrem mental gefordert, daher war es wichtig, dass die Spieler an den drei freien Tagen die Köpfe etwas frei bekommen. Wichtig war, dass sich gegen Düsseldorf keiner verletzt hat.“ Mit dem positiven Corona-Befund von Losilla und Masovic konnte er da nicht rechnen.

Holtmann in Topform hilft dem VfL

Damit, dass Gerrit Holtmann Schütze des Tores des Jahres der ARD-Sportschau werden würde dagegen schon. Er ist der erste Spieler in der Geschichte des VfL Bochum, der das geschafft hat. „Natürlich habe ich ihm am Sonntag direkt gratuliert“, sagte Reis. „Ein Tor des Jahres zu erzielen, ist schon etwas Besonderes. Es war ein richtig gutes Tor. Die Auszeichnung gibt ihm vielleicht noch einmal Auftrieb und einen Leistungsschub. Er hat sich mit seinen Leistungen bereits stabilisiert, aber vielleicht kommt noch mehr.“

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Ein Holtmann in Topform würde den Bochumern gegen Hertha Berlin in jedem Fall helfen. Im Gegensatz zum VfL haben die Berliner in der Winterpause ihren Kader deutlich verändert.

„Wir wollten in der Winterpause nicht zu viele Spieler holen“, sagte Reis. „Mit Jürgen Locadia haben wir einen Spieler geholt, der viel Erfahrung hat und der bei uns eine Plattform bekommt, um sich anzubieten. So funktioniert das auch mit Leihspielern. Natürlich würde ich gerne den einen oder anderen unserer aktuellen Leihspieler halten. Aber das muss auch immer finanziell darstellbar sein. Viele andere Vereine haben da bessere Möglichkeiten als wir.“

VfL ist mit der Hertha in der Tabelle auf Augenhöhe

So wie die Berliner. Vier neue Spieler kann Hertha-Trainer Tayfun Korkut bereits gegen den VfL einbauen. Reis aber sieht das nicht nicht zwingend als Vorteil. „Die Spieler müssen sich jetzt in Berlin erst einfinden.“ Er bereitet sein Team daher weniger auf neue Spieler, sondern darauf vor, dass die Berliner weiterhin sehr variantenreich in ihrer Grundordnung spielen werden.

„Wir haben in dieser Saison bereits Erfahrungen gegen viele Grundordnungen gesammelt und wissen, wie wir im Spiel darauf reagieren müssen“, sagte Reis. „Die Niederlage aus dem Hinspiel können wir nicht wieder gut machen, wir können es im Rückspiel nur besser machen. In der Hinrunde war das aber die Phase, in der wir als Absteiger Nummer zwei neben Greuther Fürth gesehen wurden und wir uns in der Liga noch einfinden mussten. Die Berliner haben andere finanzielle Möglichkeiten als wir, dennoch sind wir mit ihnen in der Tabelle auf Augenhöhe.“