Bochum. Anthony Losilla hat eine starke Saison gespielt. Der Kapitän des VfL Bochum führt eine Liga-Rangliste sogar an. Noten, Teil zwei: das Mittelfeld.
Der VfL Bochum hat als Aufsteiger eine starke Saison hinter sich. Die Noten für die Spieler in der abgelaufenen Saison, Teil zwei: das zentrale Mittelfeld.
Anthony Losilla (33 Einsätze, 33 Mal Startelf)
Die Franzosen haben schöne und kurze Formulierungen um auszudrücken, wenn ihnen etwas gefällt. Sie sagen dann „Oh, lala,“ oder „très Chic“. Das passt gut zu Losillas Saison. Mitten in der Saison war dann auch irgendwann ein Fernsehteam aus Frankreich da, um über den immer frischen Franzosen im VfL-Trikot zu berichten, der Otto Rehhagel und dessen Spruch bestätigte, demnach es keine alten oder jungen, sondern nur gute oder schlechte Spieler gibt.
Losilla ist längst der dienstälteste Akteur im Team, der älteste schon länger. Mit 35 spielte er seine erste Saison in der Bundesliga. Losilla spielte mit der Freude eines Mannes, der dankbar ist, genau jetzt Bundesliga spielen zu können und zu dürfen. Er machte einfach mit den Sachen weiter, die ihn vorher schon zu einem unersetzlichen Teil des VfL-Teams gemacht hatten. Er lief und ordnete und ordnete und lief – in der Bundesliga spulte nur Wolfsburgs Maximilian Arnold mehr Kilometer ab als Losilla (372,1 Kilometer).
Schwarzenbeck hätte an Losilla seine helle Freude
Und zwischendurch grätschte er so formvollendet, dass Georg „Katsche“ Schwarzenbeck, einer der Erfinder des tiefen Anflugs auf den Gegner, seine helle Freude haben musste. Sogar Platz eins gab es für den Kapitän bei den gewonnenen Kopfballduellen (143) und Rang sieben bei den gewonnen Zweikämpfen. Wichtige Tore machte er auch. Zudem spielte er schlauer als noch vor zwei, drei Jahren. Und was sagt ein Franzose dann dazu: C’était vraiment délicieux! Note: 2
Elvis Rexhbecaj (32 Einsätze, 30 Mal Startelf)
Interessant zu sehen wäre es, ob Rexhbecaj im Supermarkt genauso abgeht wie auf dem Spielfeld. Also, ob er vehement, mit wild rudernden Armen das Öffnen einer weiteren Kasse fordert, um es dann genauso vehement mit wild rudernden Armen zu feiern, dass eine weitere Kasse geöffnet wird. War gefühlt mehr Arme und Hände als Beine in dieser Saison. Die Daten aber weisen ihn dennoch als fleißigsten Läufer im Team hinter dem unerreichbaren Anthony Losilla aus.
Ein Tor machte er nicht, das ärgerte ihn aber nur ein bisschen. Schließlich erfüllte er erneut die Mission Nichtabstieg. In der Vorsaison schaffte er das mit dem 1. FC Köln in der Relegation, diesmal mit dem VfL Bochum vorzeitig mit dem 4:3-Sieg im Derby bei Borussia Dortmund. Er kann sich jetzt wohl seinen Verein aussuchen, zunächst kehrt er nach der Leihe zum VfL Wolfsburg zurück (Vertrag dort bis 2023). Bei seiner Wahl könnte eine Rolle spielen, ob er erneut gegen den Abstieg spielen möchte, oder ob er mal eine Spielzeit absolvieren möchte, in der er nicht danach gefragt wird, wie man es schafft, nicht abzusteigen. Note: 2,5
Milos Pantovic (28 Einsätze, 18 Mal Startelf)
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Bei ihm stellt sich die Schuld-Frage nicht. Er war immer Schuld. Er kann einfach machen was er will, er kann es keinem recht machen. Er ist so ein bisschen der Berti Vogts im VfL-Kader. Der ehemalige Nationaltrainer merkte einmal an, dass seine Kritiker sagen würden, wenn er übers Wasser laufe, dass er nicht mal schwimmen könne. Pantovic machte zwei Tore aus großer Distanz.
Vorgehalten wurde ihm, der sowohl als Achter als auch auf den offensiven Flügeln zum Einsatz kam, aber immer wieder, dass er bei den Abschlüssen aus näherer Distanz den Ball nicht im Tor unterbringt. Dabei traf er sowohl mit dem Kopf als auch mit dem linken und dem rechten Fuß. Und Tempo fehle ihm. Möglich, dass Pantovic demnächst dem VfL fehlt. Die Gespräche über eine Verlängerung des auslaufenden Vertrages laufen aber noch. Note: 3
Eduard Löwen (26 Einsätze, 15 Mal Startelf)
Schön wäre es in dieser Saison mit ihm beim VfL gewesen, wenn sich die Schlagzeile „Löwen, der König“ aufgedrängt hätte. Hat sie aber nicht. Technisch ist er einer der besten Akteure im VfL-Team. Zeigen konnte er das aber immer nur in Ansätzen.
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Wie gut sein rechter Fuß bei Standards oder beim Abschluss sein kann, zeigte er zum Beispiel gegen Greuther Fürth, als sein Freistoß den Kopf von Losilla fand und der Ball zum 1:0 zum Sieg im Tor landete. Oder am letzten Spieltag, als er gegen Union Berlin wohl temperiert den Ball zum zwischenzeitlichen 2:2 ins rechte untere Eck des Tores legte.
Hatte, weil er an den Olympischen Spielen teilnahm, erst Trainingsrückstand, dann Corona und wieder Trainingsrückstand. So findet auch ein Feinfuß nicht zu konstant guten Leistungen. Löwen kehrt nach seiner Leihe zunächst zu Hertha BSC zurück - auch im Fall des Abstiegs der Berliner. Note: 3,5
Patrick Osterhage (13 Einsätze, 6 Mal Startelf)
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More to come, sagt man heutzutage, wenn die Zukunft rosiges verspricht. Lange Zeit musste man Trainer Thomas Reis einfach glauben, wenn er sagte, dass der VfL, dass die Fans noch viel Freude an dem 22-Jährigen, gekommen aus der vierten Liga, haben würden.
Lange ließ Reis das junge Rennpferd auf der Weide, ließ ihn mit den erfahrenen Akteuren laufen, auf das er sich entscheidende Dinge abschaue und aneigne. Als er ihn dann endgültig von der Leine ließ, bestätigte Osterhage durchaus die optimistische Prognose. Könnte in der kommenden Saison noch etwas mehr Spielzeit bekommen, zumindest wenn er es weiterhin schafft, dass Reis ein Fan von seiner Art zu spielen ist. Note: 3
Robert Tesche (11 Einsätze, 5 Mal Startelf)
Fußballgott. Und: „Ohne Tesche wär’n wir gar nicht hier.“ Eigentlich reicht das schon bei der Beurteilung der Saison des Routiniers, die mit einem Handspiel gegen den VfL Wolfsburg begann und auf dem Zaun bei den Fans nach dem letzten Heimspiel und seinem Abschied vom VfL endete.
Gab genau da ein leider viel zu wenig beachtetes Interview bei DAZN. Die kommentierenden und fragenden DAZN-Jungs brachte er mit seiner Art etwas aus der Form. Er sollte seine Emotionen schildern, die doch an so einem Tag bei diesem Abschied und der Feier mit den Fans ausufernd gut sein müssten. Und Tesche so, komplett bei sich, also ohne irgendwie auch nur den Hauch von Euphorie zu zeigen, so wie er halt ist: „Ja, hat Spaß gemacht.“ Dem ist nichts hinzuzufügen. Note: 4
Konstantinos Stafylidis spielte auch einige Partien im Zentrum, deutlich häufiger aber als Außenverteidiger und wurde dort bewertet.