Gais/Südtirol. Er hat sich am Meniskus „leicht“ verletzt, sagt Michael Esser. Der Torwart des VfL Bochum will bald wieder dabei sein. Und Riemann Druck machen.

Am Dienstag wirkte Michael Esser noch tiefenentspannt und voller Tatendrang zugleich im Trainingslager des VfL Bochum im Südtiroler Gais in Italien. Doch am Mittwochmorgen, bei der Trainingseinheit vor dem ersten Testspiel gegen Parma Calcio, verdrehte sich der 33-Jährige das Knie. Am Donnerstag wurde er vor Ort und in Begleitung von Mannschaftsarzt Dr. Karl-Heinz Bauer näher untersucht.

Die Diagnose: Esser hat sich „leicht“ am Meniskus verletzt, sagte der Keeper am Freitagnachmittag. „Es ist hoffentlich nichts weiter Schlimmes. Wir schauen jetzt, wie es sich in den nächsten Tagen verhält. Ich hoffe, dass ich dann schnellstmöglich im Training wieder dabei bin.“ Vielleicht, so seine Hoffnung, könne er in einer Woche wieder auf den Platz zurückkehren.

Esser bleibt bis zum Schluss mit dem VfL Bochum im Trainingslager

Esser wird definitiv für den Rest des Trainingslagers und auch die ersten Tage danach ausfallen. Die Verletzung wird zunächst konservativ behandelt, Esser bleibt in Südtirol und fliegt am Sonntag mit dem Team zurück.

Der heimatverbundene Keeper ist ja in diesem Sommer zurückgekehrt zu seinem Ex-Verein, den er im Sommer 2015 Richtung Sturm Graz verlassen hatte. Vom aktuellen Team war nur Anthony Losilla damals schon da, aber Torwart-Trainer Peter Greiber, Trainer Thomas Reis, Zeugwart Andi Pahl und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennt er aus seiner langen gemeinsamen VfL-Zeit ja bestens. Der Kontakt ist nie ganz abgerissen.

So sieht Michael Esser seine Rolle beim VfL Bochum

Verdrehte sich im Training am Mittwoch das Knie: Michael Esser im Trainingslager mit dem VfL Bochum in Gais.
Verdrehte sich im Training am Mittwoch das Knie: Michael Esser im Trainingslager mit dem VfL Bochum in Gais. © RHR-FOTO | Dennis Ewert

Geholt worden ist er aber nicht, um seine Karriere beim VfL ausklingen zu lassen. Esser soll der Nummer eins Manuel Riemann Druck machen.

So sieht es auch Esser selbst, wie er im Gespräch mit der WAZ noch vor seiner Verletzung erklärte: „Natürlich möchte ich noch so viele Spiele wie möglich machen. Aber ich weiß auch, dass Manu mit der Mannschaft aufgestiegen ist. Das ist alles klar abgesprochen.“

Und der VfL hat Esser zudem auch als Typ zurückgeholt, als feinen Charakter, als Teamplayer. Ein Beispiel? „Wenn unsere Talente Tjark Ernst oder Paul Grave spielen und wir dadurch die Klasse halten, ist mir das auch recht“, sagt Esser.

Bei der Körpergröße hat er Vorteile

Gas geben wolle er im Training, wenn er wieder gesund ist. Sich verbessern zum Beispiel beim Spiel mit dem Fuß, im Aufbau, so der erfahrene 1,98 Meter große Torwart. Im Passspiel ist Riemann der Stärkere, in der Körpergröße hat Esser einen Vorteil.

Und klare Ansagen an seine Vorderleute liefert Esser auch. Vielleicht nicht ganz so impulsiv und oft wie Riemann, aber doch deutlich. „Da sollte man mich nicht unterschätzen“, sagt er ganz ruhig und genüsslich auf der Terrasse des Mannschaftshotels Windschar in Gais.

Esser sammelte in Graz, Darmstadt und Hannover viele Erfahrungen

2008 kam Esser vom SV Sodingen zur damaligen zweiten Mannschaft des VfL, erst spät stieg er zur Nummer eins bei den Profis auf, ehe ihn Andreas Luthe wieder verdrängte. Esser wechselte im Sommer 2015. Auch, um mal „etwas anderes“ zu machen. „Ich habe viele Erfahrungen gesammelt, positive wie negative.“

Positive wie bei Sturm Graz. Bruno Esser, dessen Spitzname ihm einst Rouven Schröder verpasst hat, weil in Bayern ein Bär namens Bruno durch die Gegend tigerte, stieg in der ersten Liga Österreichs schnell zum Publikumsliebling auf. „Warum, weiß ich bis heute nicht so genau.“

Mit Darmstadt aber und Hannover 96, wo er in der Vorsaison zuletzt in der 2. Liga pariert hat, stieg er aus der Bundesliga ab. Meist war er Stammkraft: Esser bringt es auf 63 Bundesliga-, 54 Zweitliga-Spiele und 34 Partien für Graz in der ersten österreichischen Liga. Zwischenzeitlich war er noch ein halbes Jahr bei der TSG Hoffenheim, kam dort aber nicht zum Einsatz.

Das ändert sich im Hause Esser in Castrop-Rauxel

Jetzt ist er zurück. Hannover kam seiner Bitte zur Vertragsauflösung nach, in Bochum erhielt er einen Kontrakt über zwei Jahre. Jetzt ist Bruno Esser wieder komplett eingezogen daheim in Castrop-Rauxel, bei seiner Frau Celina und seinen Kindern Tom (12) und Sophia (6), die er auch während seiner Zeit in anderen Städten oft besucht hat.

Insofern, sagt er lächelnd, „ändert sich nicht viel zuhause. Nur, dass meine Tochter jetzt wieder in ihrem eigenen Bett schlafen muss.“