Freiburg. Statt Jubel über den nahenden Klassenerhalt gab es Prügel. Der VfL Bochum ging beim SC Freiburg mit 0:3 unter. Rot für Stafylidis und Reis.

Mit einem Erfolg beim SC Freiburg hätte der VfL Bochum den nächsten großen Schritt in Richtung Klassenerhalt in der Bundesliga machen können. Bei gleichzeitigen Niederlagen von Hertha BSC und Bielefeld wäre sogar nach dem 30. Spieltag der vorzeitige Klassenerhalt möglich gewesen. Auf den Klassenerhalt aber müssen die Bochumer noch warten. Sie verloren bei ihrer Premiere im Europa-Park-Stadion mit 0:3 (0:2). Das beste daran war, dass es nur drei Gegentore wurden.

Es war das erste Mal, dass die Bochumer in neuem Freiburger Stadion vorspielen durften. Erst seit Mitte Oktober 2021 ist das Stadion die Heimspielstätte der Freiburger. Es war zudem das erste Mal, dass das Europa-Park-Stadion in dieser Saison ausverkauft sein durfte. 34.700 Zuschauer passen hinein, sie können eine immense Lautstärke entwickeln und für eine intensive Atmosphäre sorgen. Das bekamen die Bochumer schnell zu spüren.

Erster Gegentreffer nach wenigen Minuten

Nach nicht einmal fünf Minuten lagen sie mit 0:1 zurück. Nicolas Höfler hatte Lukas Kübler auf der rechten Seite bedient. Gegen seinen Rechtsschuss war Manuel Riemann ohne Abwehrchance. Erst mühsam fanden die Bochumer etwas besser ins Spiel, konnten es etwas beruhigen. An der Aufstellung lag es aber eher nicht, dass die Bochumer schwer ins Spiel fanden. 

Da hatte Trainer Thomas Reis nur für eine kleine Überraschung im Mittelfeld gesorgt. Er startete mit Eduard Löwen im offensiven Mittelfeld. Er rückte für den ansonsten bisher nur mit einer Ausnahme immer gesetzten Elvis Rexhbecaj in die Startelf.

Rexhbecaj hatte das Spiel gegen den VfB Stuttgart am 23. Spieltag wegen einer Gelbsperre verpasst. Am 19. Spieltag gegen Mainz hatte Reis ihn eine halbe Stunde vor Spielende eingewechselt. Ohne Rexhbecaj in der Startelf hatten die Bochumer bisher nicht gewonnen. Gegen Mainz gab es eine 0:1-Niederlage, gegen Stuttgart ein 1:1. Die weiteren Plätze im Mittelfeld hatten wie erwartet Konstantinos Stafylidis und Anthony Losilla bekommen. Stafylidis, gelernter Außenverteidiger, hatte diese Rolle das erste Mal beim 2:1 bei der TSG Hoffenheim ausgefüllt. Gegen Leverkusen bestätigte er, dass er auch im Mittelfeld mit Zweikampfhärte und Ruhe am Ball überzeugen kann. 

Freiburg einfach gedanklich schneller

Die Viererkette vor Torwart Manuel Riemann bildeten wie zuletzt gewohnt Cristian Gamboa, Armel Bella Kotchap, Maxim Leitsch und Danilo Soares. Im Angriff versuchten sich zusammen mit Löwen wie zuletzt Milos Pantovic, Takuma Asano und Sebastian Polter. Die vier Offensiv-Akteure brachten lange nichts Erwähnenswertes auf den Rasen. Dafür legten die Freiburger nach. Wieder ging es über die rechte Freiburger Seite. Diesmal war Roland Sallai den Endabnehmer einer schnellen Kombination. Auch er zog mit rechts ab, auch diesmal war Riemann ohne Chance. Der Ball ging vom Innenpfosten zum 2:0 ins Tor (16.).

Die Freiburger gewannen in dieser frühen nicht Phase des Spiels zwingend mehr, aber die entscheidenden Zweikämpfe. Sie wirkten gedanklich schneller, agierten, so muss man es sagen, in der Tat wie ein Team, das sich auf das Spiel im DFB-Halbfinale freut und noch alle Möglichkeiten hat, sich für einen internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Da spielte der Tabellenfünfte gegen einen Aufsteiger, der überdeutlich merkte, dass er in jedem Spiel in dieser Saison an sein Limit kommen muss, um bestehen zu können.

Zwei Vergleiche hatte es in dieser Spielzeit bisher zwischen den beiden Teams gegeben. In der Liga hatte Bochum gewonnen, obwohl Freiburg überlegen war. Im Pokal hatte Freiburg gewonnen, obwohl Bochum besser war. Diesmal führte früh völlig verdient das deutlich bessere Team mit 2:0. Die Freiburger konnten es nach dem 2:0 sogar mit der Bochum-Erfolgstaktik versuchen. Torwart Mark Flekken schlug lange Bälle auf die Freiburger Angreifer. Sofort sah es wieder nach Torchance aus.

Auch Bochumer Wechsel brachten keine Wende

Reis reagierte mit Beginn des zweiten Abschnitts. Er nahm Soares, Asano und Pantovic herunter, brachte Simon Zoller, Danny Blum und Elvis Rexhbecaj. Stafylidis rückte auf die Rechtsverteidiger-Position, Rexhbecaj ins Mittelfeld, Zoller und Blum besetzten die Außenbahnen. Besser wurde das Spiel dadurch aus Bochumer Sicht nicht. Erneut benötigten die Freiburger nur eine kurze Anlaufphase. Mit dem 3:0 durch einen Kopfball von Sallei war sie in der 53. Minute bereits beendet. Das Spiel schien nicht nur zu diesem Zeitpunkt entschieden, es war entschieden.

Zu aufgepumpt mit Selbstvertrauen, sich an sich selbst berauschend wirkten die Freiburger, überfordert dagegen wirkten weiter die Bochumer. Das Spiel nahm phasenweise Züge des bösen 0:7 der Bochumer in der ersten Saisonhälfte bei den Bayern an. Das Spiel wurde zu einer Übungseinheit. Für die Freiburger zu einer lockeren, für die Bochumer zu einer richtig üblen. 

Richtig stark agierten im Europapark-Stadion nur die VfL-Fans. Sie hörten nicht auf, ihre Mannschaft anzufeuern, sie zu besingen und bedingungslos zu unterstützen. Reis und auch sein Gegenüber Christian Streich nutzten die Gelegenheit zu weiteren frühen Wechseln im Spiel. Nach 65 Minuten brachte Reis Jürgen Locadia für Polter und Patrick Osterhage für Löwen.

Aufreger hatte das Spiel danach trotz der deutlichen Überlegenheit dennoch. Stafylidis foulte Sallai, Schiedsrichter Sascha Stegemann sah ein grobes Foulspiel, schickte Stafylidis mit der Roten Karte vom Platz. Weil Reis in der Szene seine Coachingzone verließ und in der von Streich auftauchte, sah er auch die Rote Karte und musste auf die Tribüne. Von da musste er dann zusehen, wie sein Team in Unterzahl weit zurückgedrängt wurde und froh sein musste, nicht noch mehr Gegentore zu bekommen. Möglich wäre es gewesen. Riemann verhinderte Schlimmeres.