Bochum.. Der Umbruch ist eingeläutet beim VfL Bochum vor der kommenden Saison. Weil 2013 erneut viele Verträge auslaufen, wird der Klub dann innerhalb von zwei Jahren sein kickendes Personal nahezu komplett ausgetauscht haben.
Er habe einen guten Eindruck gewonnen, aber es sei eben nur „ein erster Eindruck“, sagte Jens Todt, Sportvorstand des VfL Bochum, nach dem ersten Trainingslager im Sauerland vorsichtig: „Ich erinnere mich noch an den letzten Sommer. Deshalb sage ich jetzt: Es war toll und flott, mehr aber nicht.“ Nach der Rückkehr am gestrigen Freitag bekamen die Profis noch einmal Urlaub. Am 2. Juli fällt erneut die Klappe, dann beginnt der Vorbereitung zweiter Teil.
Trainer Andreas Bergmann wird nach der neuntägigen Pause vermutlich eine etwas größere Auswahl an Spielern zur Verfügung stehen als in den ersten beiden Testspielen. Christoph Kramer, Mounir Chaftar und Faton Toski, bislang in Teilen noch geschont, sollen dann voll belastbar sein, Holmar Eyjolfsson und Zlatko Dedic kommen hinzu. Für den slowenischen Nationalspieler gibt es nach wie vor keinerlei Anfragen anderer Klubs, also rechnen die VfL-Verantwortlichen mit ihm. Und Daniel Engelbrecht, für die U23 verpflichtet, möchte Bergmann nach der Trainingspause noch ein wenig länger bei den Profis beobachten. Der Aachener hat offenbar einen guten Eindruck hinterlassen.
Japanisches Wechselspiel
Neun Spieler haben den VfL in diesem Sommer bereits verlassen, inklusive der Wintertransfers Andreas Johansson, Chong Tese und Matthias Ostrzolek erhöht sich die Zahl der Abgänge in diesem Kalenderjahr auf zwölf. So etwas nennt man Umbruch. Dass ein 13. Akteur dazukommen wird, gilt indes als ausgemachte Sache. Die Meldung über Takashi Inuis dann endlich vollzogenen Wechsel zur Frankfurter Eintracht ist eine Sache von Tagen oder auch nur Stunden. Kompromissformeln im Fußball-Vertragswerk gibt es heutzutage ja zur Genüge. Das reicht von einer gestückelten Zahlung bis hin zu zahlreichen verschiedenen Zuschlägen für Einsätze in Pflichtspielen, Klassenerhalt, Weiterverkauf, Länderspielberufungen. Die maximal mögliche Summe - spekulativ seien 1,5 bis 1,8 Millionen Euro genannt - wird der VfL also kaum komplett im ersten Zugriff erhalten.
Steht Inuis Wechsel dennoch so gut wie fest, so scheint der Nachschub-Weg für kickende Japaner gerade irgendwie verstopft zu sein. Dass Hiroki Yamada, ein komplett anderer Spieler-Typ als Inui, verpflichtet wird, ist derzeit wieder, so Jens Todt, „absolut offen“. Offenbar gestalten sich die Verhandlungen mit Jubilo Iwata zäh und schwierig. Auf keinen Fall will der VfL den mit Kevin Vogts Wechsel nach Augsburg erzielten Transfererlös weiterreichen an die Japaner. Eher ist da schon in Yamadas Fall eine Ausleihe mit Kaufoption denkbar.
Oder aber ein kompletter Verzicht auf einen weiteren neuen Spieler. „Wir haben ein Gerüst und lassen uns nicht treiben. Wenn es nicht klappen sollte mit Yamada, dann machen wir nur einen hundertprozentig schlüssigen Transfer“, sagte Bochums Sportvorstand am Freitagnachmittag. Heißt: Es könnte auch bei den bisherigen Transfers bleiben.
Neue Hierarchie ist nötig
Klar ist inzwischen: Der VfL Bochum steht vor einer schwierigen, derzeit kaum zu kalkulierenden Spielzeit. Klar ist aber auch: Was bisher geschah, war nur der Umbruch erster Teil, sozusagen die Ouvertüre. 2013 laufen weitere neun Verträge (Maltritz, Dabrowski, Freier, Iashvili, Kramer, Dedic, Fabian, Heerwagen, Luthe) aus, danach wird Carsten Rothenbach der einzige VfL-Akteur über 30 sein. Der VfL wird dann innerhalb von zwei Jahren praktisch sein kompklettes kickendes Personal ausgetauscht haben.
Für die jungen Spieler bedeutet das, so schnell wie möglich Fuß zu fassen in der Zweiten Bundesliga und Erfahrungen zu sammeln. Denn eine neue Hierarchie muss her, dringend. Ein Anfang wurde bereits gemacht. Andreas Luthe, Publikumsliebling und Identifikationsfigur, geht als neuer Kapitän in die kommende Saison. Ein Signal des Auf- und Umbruchs. Das tut der Schlussmann, ein intelligenter Kerl, gern, aber Luthe wäre ein schlechter Sportler, wenn er nicht den Ehrgeiz hätte, so schnell wie möglich so hoch wie möglich zu spielen. In der Bild-Zeitung wird der 25-Jährige so zitiert: „Ob wir eine Lösung finden, werden die (Vertrags-) Gespräche zeigen. Die Bundesliga bleibt jedoch mein Ziel.“ Klingt irgendwie nicht gut.