Bochum. Drei Kreuzbandrisse hätten nicht viele junge Spieler weggesteckt. Doch Patrick Fabian von Fußball-Zweitligist VfL Bochum hat es geschafft. Sein Einsatz zum Saisonauftakt der Bochumer gegen Union Berlin könnte das Comeback des Jahres markieren. Eigentlich mehr wert als eine Randnotiz.
Es wird in der Berichterstattung über diesen Spieltag vermutlich nicht einmal eine Randnotiz sein, dabei könnte es sich um das Comeback des Jahres handeln. Steht Patrick Fabian, wonach es aussieht, am kommenden Sonntag in der „Alten Försterei“ auf dem Rasen, wenn für Union Berlin und den VfL Bochum die Zweitliga-Spielzeit angepfiffen wird, dann ist das zumindest für Fabian selbst bemerkenswert. Seit sechs Jahren ist der Innenverteidiger nun Profi, einen Saisonanpfiff hat er sich aber bislang allenfalls auf der Reservebank anhören dürfen.
Fabian hat seine Sichtweise geändert, will die "Momente genießen"
Fabian, inzwischen 25, könnte man aufgrund seiner Geschichte getrost als bockig, ja als stur bezeichnen, dabei ist er komplett anders: einsichtig, intelligent, verbindlich, sozial verträglich. Aber eben auch ehrgeizig und, irgendwie, unbeugsam. Drei Kreuzbandrisse hätten nicht viele junge Spieler weggesteckt, etliche hätten sich aber vermutlich bereits vor diesen schweren Verletzungen vom VfL Bochum verabschiedet. Denn auch als das malade Knie noch keine Hauptrolle spielte in seinem Leben, hat Patrick Fabian vorwiegend trainiert mit den Profis, um schließlich am Wochenende doch „nur“ in der U23 seinen Mann zu stehen.
„Es war früher sehr schwierig sich durchzusetzen, in der Ersten Liga war die Leistungsdichte noch höher“, sagt er nun rückblickend, und dieser Blick soll wohl signalisieren: Hängt das alles bitte nicht so hoch.
Er hat seine Sichtweise geändert, vielleicht hat er sie auch ändern müssen, um weitermachen zu können. Zu oft schon habe er vom „Neustart“ gesprochen oder davon, wieder „alles auf Null zu stellen“. Und dann sei er stets zurückgeworfen worden. Jetzt will er sich diesen Krampf nicht mehr antun, will die „Momente mehr genießen“, die ihm sein Sport offeriert - ehrgeizig wie immer, ja, aber ohne den Druck erzeugenden weiten Blick nach vorne, die erstrebenswerte Perspektive, den Karriereplan. Er sei nun, sagt Fabian, „mental so stark und ausgeglichen, dass ich es vom Kopf her anders angehen lassen kann“, nicht so „verbissen“ wie nach dem ersten Kreuzbandriss. Er habe sich diesmal länger Zeit gelassen und sei andere Wege gegangen. Eine Blut- und Wirbelsäulenanalyse sei gemacht worden, fußballspezifische Übungen habe er früher begonnen.
Kein VfL-Trainer hat ein kritisches Wort über Fabian verloren
Naja, Glück habe er schließlich auch gehabt: Immer sei nur das Kreuzband betroffen gewesen, kein Knorpelschaden, keine Gelenksplitter. Und doch: Sich immer wieder allein zurückzukämpfen habe auch bei ihm Frust erzeugt: „Da sind Eckfahnen geflogen und Bälle weggeschossen worden. Irgendwann drehst du auch mal durch.“
Die Trainer, die er hat kommen und gehen sehen in all’ den Jahren, haben diesen Fabian offenbar nicht erlebt. Bei allen war er gut gelitten, niemand hat je ein kritisches Wort über ihn verloren. „Ich bin eben ein Teamplayer und schon in der Jugend nicht durch Ego-Trips aufgefallen. Aber die Trainer haben auch immer Zeit gebraucht. Nach einem halben Jahr fanden sie mich dann alle super“, sagt der 25-jährige, der nebenbei an der Fernuni Hagen studiert. Und dann fügt er hinzu: „Auch dabei gilt: Wenn ich was anfange, dann mache ich es vernünftig.“