Essen. Drei Millionen soll der HSV für Christian Hochstätter an den VfL Bochum bezahlen - ein cleverer Schachzug. Ein Kommentar.

Not macht bekanntlich erfinderisch. Im Multimillionengeschäft Profifußball ist dies allerdings ein schlechter Ratgeber. Für sportliche, taktische Maßnahmen des Trainers mag es noch Ausnahmen geben, in der Führungsebene kommt bei richtungsweisenden Entscheidungen nach Not aber meistens Panik und letztlich Verzweiflung. Zwischen Not und Panik dürfte derzeit die Stimmungslage beim Hamburger SV angesiedelt sein.

Auch interessant

Der Bundesliga-Dino reagierte auf das desaströse Bundesliga-Abschneiden zunächst mit einem Trainerwechsel und greift nun nach dem nächsten Strohhalm, indem der HSV Christian Hochstätter als Sportdirektor verpflichten möchte. Mit dem VfL Bochum, Hochstätters bis 2020 noch vertraglich zugesichertem Arbeitgeber, wird daher gerade um die Ablösesumme gefeilscht. Die Frage, die die Fans angesichts kursierender Ablöseforderungen von mittlerweile drei Millionen Euro umtreibt: Ist ein Manager eines Zweitligisten so viel Geld wert?

Noch ist ja nicht gesichert, ob der die Hanseaten tatsächlich so tief für Hochstätter in die Tasche greifen müssen. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass auf Experten, die die Geschicke bei den Bundesligisten führen, ähnlich viel Verantwortung lastet wie auf den Spielern und Trainern. Sportdirektoren und Manager sind für die Gesamtausrichtung zuständig, müssen kompetentes Personal finden – sie können bei ihren Entscheidungen genauso daneben liegen, wie ein Verteidiger den entscheidenden Fehler zum Gegentor begehen kann. Sowohl auf dem Rasen als auch am Schreibtisch sind daher Unterschiede erkennbar. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass mittlerweile für die begehrte sportlich Verantwortliche eine Ablöse gezahlt wird.

Positive Entwicklung beim VfL unter Hochstätter

Auch interessant

Dass ein Zweitligist für seinen abwanderungswilligen Oberstrategen drei Millionen Euro aufruft, lässt einen nur noch bedingt die Augenbrauen hochziehen und mit der Nase rümpfen. Hochstätters größte Errungenschaft ist der Konsolidierungskurs, den er dem klammen VfL auferlegt hat. Tabellarisch ist seit seinem Antritt 2013 mit den Endplatzierungen 15, 11 und 5 auch eine positive Entwicklung zu verzeichnen – der wirtschaftlich sinnvolle (und vermutlich auch unvermeidbare) Verkauf von Leistungsträgern wie Simon Terodde, Leon Goretzka und Michael Gregoritsch erschwert jedoch automatisch die Rückkehr in die 1. Liga.

Hochstätter hat also noch nicht die höchsten Weihen erhalten. Was sollten dann Interessenten erst für Münchens Michael Reschke, Leipzigs Ralf Rangnick oder aktuell Kölns Jörg Schmadtke überweisen? Im gesamten Fußball-Business ist inzwischen jedoch so viel Geld unterwegs, dass man sich in nicht allzu ferner Zukunft wohl auch nicht mehr über zweistellige Millionenbeträge für Führungskräfte wundern darf. Der VfL agiert daher nur clever und will den größtmöglichen Profit herausschlagen, wenn er schon seinen wichtigsten Angestellten ziehen lassen muss.