Bochum. Wie weggeblasen ist die Aufbruchstimmung vom Beginn des Jahres nach der 0:1-Niederlage des VfL Bochum gegen Ingolstadt. Man muss in der Tabelle nach unten schauen, und auf dem Platz fehlen die Alternativen. Ein paar Punkte braucht der VfL noch.
Wie weggeblasen ist sie, die schöne Aufbruchstimmung beim VfL Bochum. Ende des vergangenen Jahres, nach dem 1:1 gegen Düsseldorf und nach der knappen Pokalniederlage gegen die Bayern, da schaute man hoffnungsvoll nach vorne. Sportvorstand Jens Todt kleidete die Zuversicht im Anschluss an das Winter-Trainingslager in diese Worte: „Wir sind als Team weiter als noch vor vier Monaten.“ Und nun? Nach der 0:1-Niederlage gegen Ingolstadt und dem fünften sieglosen Spiel in Serie muss man froh sein, wenn der VfL Bochum nicht noch in den Abstiegskampf gerät.
Dort stünden die Chancen vermutlich schlecht, denkt man an die „fehlende Durchschlagskraft“, die der konsternierte Andreas Bergmann am Freitagabend beklagte. Da ist nämlich zurzeit niemand, der die guten spielerischen Phasen in ein entsprechendes Ergebnis umzumünzen versteht. In den schlechten Phasen dagegen, versteht sich, fallen regelmäßig die Gegentore, die den VfL immer weiter unter Wasser drücken.
Rang neun, der eine halbe Million Euro an TV-Geldern wert wäre, ist zwar noch in Sichtweite, aber angesichts der aktuellen Torkrise kann man sich kaum vorstellen, wie der VfL Bochum noch an Dynamo Dresden vorbeikommen sollte. Schafft er es nicht, wird Todts ohnehin bedrohlich wirkender Satz („Wir bereiten uns auf eine schwierige neue Saison vor, in der unser finanzieller Spielraum noch enger sein wird“) an Schärfe zunehmen.
Todt und Bergmann stehen in der Kritik
Aber wie ist es nur so weit gekommen? Todt und Bergmann stehen in der Kritik, obwohl die strukturellen Gründe, die mitverantwortlich sind für den Niedergang, wenig bis nichts mit ihnen zu tun haben. Sie sagen das nicht öffentlich, weil sie nicht den Anschein erwecken wollen, sie würden sich herausreden, aber: Grundsätzlich geplant haben diese Saison andere.
Und natürlich haben sie eine Vorstellung davon, wie es weitergehen soll - in der kommenden Spielzeit. Dann sicher ohne Concha, Bönig, Kopplin, Berger und Kefkir, der nach nun knapp zweijähriger Probezeit schlicht durchgefallen ist. Jung zu sein bedeutet ja nicht automatisch die für den Profifußball nötige Qualität zu besitzen. Wer immer nur pauschal nach dem Umbruch, nach der Jugend schreit, sollte sich vielleicht einmal mit eigenen Augen ansehen, wie die U23 des VfL durch die Regionalliga-Saison stolpert. Denn auch das gehört zur vorgefundenen Struktur: Bis auf Leon Goretzka, den Andreas Bergmann, wenn er nur dürfte, sofort in der Zweiten Bundesliga bringen würde, und vielleicht Selim Gündüz herrscht zurzeit Flaute, besonders beim älteren VfL-Nachwuchs.
Das wäre für die aktuelle Situation nicht von Bedeutung gewesen, hätte sich die personelle Lage nicht in den letzten Wochen extrem verschärft. Denn vor der Partie in Fürth schien Bergmann einen Hebel gefunden zu haben, das Spiel schneller und zwingender zu gestalten - mit Michael Delura und Mirkan Aydin auf den Außenpositionen im Mittelfeld. Slawo Freier, dem seit Jahr und Tag jegliche Torgefahr abgeht, wäre in diesem Konstrukt eine andere Rolle, die des alternativen Außenverteidigers, zugefallen, und Christoph Dabrowski, der in dem einen oder anderen Forum zu Unrecht mit dem Herrlich-Zitat „Osterhase“ versehen wurde, hätte als „Häuptling“ aus der zweiten Reihe seine Erfahrung und seinen Team-Spirit einbringen können. Dazu Mimoun Azaouagh als flexible Mittelfeld-Alternative - Bergmanns Optimismus für das letzte Saisonviertel war gar nicht so weit hergeholt.
Ein paar Punkte braucht der VfL Bochum noch
Dann aber brachen mit Delura, Aydin und Azaouagh gleich drei für diesen Plan wesentliche Spieler weg - und schon fehlten die Alternativen. Wenn Haudegen wie Dabrowski und Freier nach etwa einer Stunde die Luft ausgeht, ist niemand mehr da, der den Druck hoch halten kann. Der Gegner bekommt Oberwasser, die Fehler häufen sich, die Gegentore fallen; auch weil Bergmann und mit ihm die Mannschaft selbst dann noch auf Sieg spielen wollen, wenn es vielleicht klüger wäre, mit dem Spatz in der Hand zufrieden zu sein. Wie gegen Ingolstadt.
Das Problem: Ein paar Punkte brauchen sie noch, damit alle diese quälende Spielzeit endlich abhaken können.