Hamburg. Mit 22 Punkten aus 17 Spielen geht der VfL Bochum in die Winterpause. Im Spiel beim FC St. Pauli erkämpfte der VfL ein 1:1.
In einer heiß umkämpften Partie hat der VfL Bochum trotz über einstündiger Unterzahl beim FC St. Pauli ein 1:1 geholt. Damit ist der Zweitligist nach dem Ende der Hinrunde vorerst Elfter, Pauli bleibt Schlusslicht in der Winterpause. Timo Perthel sah die Rote Karte (28.), Peniel Mlapa erzielte die Führung für den VfL. Nach einem Fehler von Torwart Riemann konnte Paulis Aziz Bouhaddouz noch ausgleichen (76.).
VfL-Trainer Gertjan Verbeek setzte auf die erwartete Startelf, Nico Rieble und Tim Hoogland rückten im Vergleich zum 1:0 gegen München 1860 ins Team, und zwar für Maxim Leitsch (krank) und Russell Canouse (Bank). Und mit dabei war Patrick Fabian: Erstmals seit seinem vierten Kreuzbandriss, den er sich Mitte April ausgerechnet auf Pauli zugezogen hatte beim 0:2, war der Kapitän wieder im Kader. Der Lohn für seine Mühen, seit November ist Fabian ja wieder im Mannschaftstraining. Läuft alles weiterhin glatt, könnte er zum Jahresauftakt Ende Januar bei Union Berlin sein Comeback auf dem Platz geben.
VfL-Torwart Riemann steht zweimal im Mittelpunkt
Auf dem Rasen im kühl-vernebelten Hamburg übernahm Perthel zunächst den Part des linken Innenverteidigers, Rieble spielte hinten linksaußen. Verbeek setzte damit auf Erfahrung im Abwehrzentrum (Hoogland, Perthel) und junge Kräfte außen (Gyamerah, Rieble). Im 17. Saisonspiel agierte der VfL damit mit seiner nun schon zwölften Variante der Viererkette - (Personal-)Not macht eben erfinderisch.
Bei Pauli rückten nach dem 2:0 in Fürth drei neue Spieler in die Startelf, Miyaichi, Hornschuh und Buballa erhielten das Vertrauen von Ewald Lienen.
Es dauerte keine drei Minuten, da stand Perthel im Fokus. Seine Kopfballrückgabe geriet abenteuerlich knapp, Paulis Aziz Bouhaddouz lenkt den Ball mit der Hacke über Torwart Riemann. Der Ball tippte auf - und prallte von der Latte zurück ins Feld, wo ihn Riemann und Hoogland aufnahmen. Riesen-Dusel für den VfL.
Die Partie war sofort hart umkämpft, die spielerische Linie ging dabei verloren. Nach zwölf Minuten hatte auch der VfL seinen ersten Abschluss: Nach einem Freistoß von Alexander Merkel aus dem Halbfeld verlängerte Peniel Mlapa den Ball mit dem Kopf. Philipp Heerwagen, der Ex-Bochumer im Tor des FCP, hechtete den Ball zur Ecke.
Kurz darauf prallten Riemann und Daniel Buballa zusammen. Der Paulianer blieb liegen, die Fans sangen “You’ll never walk alone” an, als er vom Platz getragen werden musste, laut seinem Verein zog er sich nach erster Diagnose ein Schädel-Hirn-Trauma zu. Für ihn kam Neudecker.
Doch nachdem Pauli vergeblich einen Elfmeterpfiff gefordert hatte, schlug der VfL eiskalt zu. Nach einem Einwurf von Jan Gyamerah kommt der Ball über Peniel Mlapa zu Nils Quaschner ab, der legt ab, und Mlapa trifft aus 13 Metern trocken ins rechte untere Eck. 1:0 Bochum, Mlapas sechster Saisontreffer (20.).
Ruhiger wurde die Partie damit nicht, im Gegenteil. Timo Perthel rauschte mit gestrecktem Bein in einen Zweikampf mit dem quirligen Miyaichi, der die linke Abwehrseite Bochums oft in Verlegenheit brachte. Perthel traf wohl zuerst den Ball und dann Miyaichi am Kopf, der Paulianer blieb liegen. Schiedsrichter Zwayer diskutierte lange mit seinem Assistenten, steckte dann Gelb wieder weg - und zückte Rot. Eine eher zu harte Entscheidung.
Aber Fakt: Nach 28 Minuten spielte Bochum in Unterzahl.
Anthony Losilla rückte nun in die Innenverteidigung, entsprechend spielten im Zentrum Marco Stiepermann und Johannes Wurtz eine Position defensiver. Überhaupt kam Bochum bis zum Pausenpfiff kaum noch aus der eigenen Hälfte heraus, es gab keine Entlastung. Pauli drückte unermüdlich, erwies sich im Abschluss aber wie so oft in dieser Saison als zu harmlos.
So behinderten sich Bouhadouzz und Gonther sechs Meter vor Riemanns Kasten gegenseitig, und am Ende flog der Ball übers Tor (32.).
In der Halbzeit wechselten beide Trainer aus. Bei Pauli kam der offensive Nico Empen für den defensiven Marc Hornschuh. Bei Bochum ersetzte Russell Canouse Stürmer Mlapa. Ganz vorne agierte nun Nils Quaschner, der seine Aufgabe mit Hingabe und Bravour meisterte. Canouse ordnete sich auf der Sechs ein. Die neun Bochumer Feldspieler konnten Paulis Angriffs-Versuche nun meist deutlich vor dem eigenen Strafraum entscheidend stören. Und zumindest im Ansatz gab es jetzt den einen oder anderen Gegenangriff. So scheiterte Wurtz (54.) und verschenkte Merkel eine Überzahlsituation mit einer Flanke ins Aus. Die Partie lebte weiter von den Emotionen, vom Willen, vom Einsatz, hüben wie drüben, wobei Bochum reifer wirkte, stabiler wurde. Typisch Minute 62: St. Pauli verhaspelt einen Konter derart umständlich, dass am Ende trotz Überzahl gar kein Abschluss zustande kommt.
Und als Pauli so langsam an Fahrt und Hoffnung verlor, half der VfL in Person von Manuel Riemann dem Gastgeber wieder auf die Beine. Nach einem Ballverlust von Gyamerah an der Eckfahne und langer Flanke von Keller ließ Riemann den Ball drei Meter vor dem Tor nach vorne zentral fallen, vor die Füße von Bouhadouzz. Der Stürmer nahm das Geschenk an und schob zum 1:1 ein (76.).
Jetzt bebte die Bude, Pauli legte nach, blieb aber immer wieder hängen. Und nach dem 1:1 können sich die Bochumer nun ausruhen: Bis zum Trainingsauftakt am 2. Januar haben sie Urlaub.
So spielten der FC St. Pauli und der VfL Bochum
St. Pauli: Heerwagen - Hedenstad, L. Sobiech, Gonther, Keller - Hornschuh (46. Empen) - Miyaichi, Sobota, Choi, Buballa (17. Neudecker / 90. Rosin) - Bouhaddouz. Trainer: Lienen
Bochum: Riemann - Gyamerah, Hoogland, Perthel, Rieble - Losilla, Stiepermann - Merkel, Wurtz, Quaschner (87. Novikovas) - Mlapa (46. Canouse). Trainer: Verbeek
Schiedsrichter: Zwayer (Berlin)
Tore: 0:1 Mlapa (20.), 1:1 Bouhaddouz (75.).
Rote Karte: Perthel (VfL Bochum, 28.).