Bochum. An der Einstellung lag es nicht, dass der VfL Bochum Kaiserslautern unterlag. Es fehlt in der jetzigen Zusammensetzung aber ein wenig an Qualität.
Michael Gregoritsch ist ein offener, sympathischer Zeitgenosse. Dass er über die allmählich zu Ende gehende Saison hinaus sehr gerne in Bochum bleiben würde, hat er in den letzten Wochen mehrfach frank und frei mitgeteilt, und wenn ihm was misslingt auf dem Rasen, dann benennt er das auch und eiert nicht lange herum. Bei der 0:2-Niederlage gegen den 1. FC Kaiserslautern am Freitag stand der stets aktive Österreicher häufig im Blickpunkt, war praktisch an allen erfolgversprechenden Offensivaktionen des VfL beteiligt, war aber auch nicht frei von Verantwortung, was die Gegentore angeht. Mit „Kinderfußball“ titulierte Gregoritsch sein Verhalten beim 0:1 so selbstkritisch wie drastisch.
Kaiserslautern bringt mehr Qualität auf den Platz
Ganz falsch lag er damit nicht, aber für seine Gesamtleistung, sein Laufvermögen, seinen Willen und seinen Mut hätte der 21-Jährige dennoch mindestens einen Treffer verdient gehabt. Doch Gregoritsch fehlte das Quäntchen Glück und Präzision, das es braucht, um aus einer guten Leistung ein ebenso gutes Ergebnis herauszufiltern. Sein gut platzierter Kopfball rauschte Zentimeter am Pfälzer Tor vorbei, seinen wuchtigen Freistößen fehlte nur ein wenig die Feinabstimmung; und schließlich wurde er auch noch durch einen fragwürdigen Abseitspfiff gebremst nach dem Doppelpass mit Selim Gündüz. Der Konter war, nach Betrachtung der TV-Bilder, wohl regelgerecht, ob Karim Matmours anschließendes Foul an Gregoritsch vor oder im Strafraum seinen Anfang nahm, ist mindestens so schwer zu beurteilen wie die angebliche Abseitsposition.
Unter dem Strich aber bleibt für Gregoritsch wie für die gesamte Mannschaft dieses Fazit: An mangelndem Engagement hat es nicht gelegen, dass der Tabellenzweite am Ende doch recht locker die drei Punkte einstreichen konnte.
Vielmehr geht es wohl doch hier und da um Qualität; um die Qualität eines potenziellen Aufsteigers und um die Qualität eines Teams, das in der aktuellen Besetzung, die ja nicht die bestmögliche ist, eben nicht ganz auf Augenhöhe zu agieren vermag. Wer eine Zeitlang Willi Orban beobachten konnte, wie er seine Abwehr ordnet und das Geschehen antizipiert, wer Alexander Ring verfolgt, wie er - weitgehend unauffällig - das Spiel der Pfälzer lenkt, und wer die Cleverness und Leichtfüßigkeit eines Kerem Demirbay bewundert, der bekommt eine Ahnung davon, warum Kaiserslautern sich außerplanmäßig, wie der tief stapelnde Stefan Kuntz sagen würde, mit großen Schritten der Ersten Bundesliga nähert.
Bochum geht gegen Spitzenteams regelmäßig leer aus
Aber es ist ja nicht nur die Kluft zwischen den Pfälzern und dem VfL, die den Unterschied ausmacht. Gegen die ersten Fünf der Zweitliga-Tabelle haben die Bochumer inzwischen neun Partien gespielt, nur das Rückspiel gegen den Spitzenreiter aus Ingolstadt steht noch aus. Keine dieser neun Partien konnte der VfL gewinnen. Unter dem Strich stehen bislang vier Unentschieden und fünf Niederlagen. Wenn dann noch die eine oder andere Fehlleistung gegen nicht ganz so starke Gegner hinzukommt, dann gerät man womöglich, wie geschehen, wieder unter Druck.
Große Sorgen muss man sich angesichts der sieben Punkte, die den VfL aktuell von Aalen und St. Pauli auf den Abstiegsrängen trennen, zwar nicht machen. Allerdings sollte man dann auch am kommenden Sonntag in Aalen besser nicht verlieren. Also folgen wir der Maxime von Michael Gregoritsch, der die Situation so kommentierte: „Angst haben wir keine.“