Matias Concha vom VfL Bochum behält sich nach dem brutalen Foul von Berlins Younga-Mouhani eine Zivilklage vor. Der VfL will den Schweden „nicht hängen lassen“.
Matias Concha gab sich sieben Tage nach dem schweren Foul von Berlins Younga-Mouhani, gegen den der Schwede eventuell zivilrechtlich klagen will, kämpferisch: „Ich will stärker zurückkommen als vorher“, sagte der 30-Jährige vom VfL Bochum bei einer Pressekonferenz im Krankenhaus.
Vortragssaal Ost, Knappschaftskrankenhaus Dortmund. Chefarzt Dr. Karl-Heinz Bauer, auch Vereinsdoc des VfL, schiebt den derzeit unfreiwillig schlagzeilenträchtigsten Bochumer Profi ans Podium. Matias Concha sitzt im Rollstuhl, trägt ein dunkles VfL-Poloshirt, Trainingshose, sein rechtes, operiertes, im wahren Wortsinn „genageltes“ Bein ruht erhöht.
Concha lächelt in die überschaubare Journalistenrunde, die der VfL geladen hat zu einer Pressekonferenz der seltenen wie seltsam anmutenden Art. Er habe „keine großen Schmerzen“, sagt der Schwede. „Im Moment geht es mir o.k.“ Und der 30-Jährige gibt sich schon wieder kämpferisch: „Ich muss jetzt Geduld haben, aber ich will dann noch stärker zurückkommen, um mit dem VfL die Ziele zu erreichen.“
Der erste Schock ist weg, das „positive Denken“ wieder da - aber der Frust sitzt zu tief, um schon zu verzeihen. Union Berlins Macchambes Younga-Mouhani hatte dem Außenverteidiger das Schien- und Wadenbein gebrochen vor sieben Tagen. Es war, das ist Fakt, ein Foul der übelsten Sorte, das zur Fassungslosigkeit Conchas nicht geahndet wurde - es gab ja sogar Freistoß für Berlin.
Teuer erkaufter Sieg
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Ob es Absicht war, weiß nur Younga-Mouhani, der dies bestreitet und sich, nach verstörenden Aussagen kurz nach dem Spiel, entschuldigt hat. Concha weicht der Frage geschickt aus, ob er dem Berliner glaubt - seine Meinung freilich wird auch so deutlich: Er glaubt ihm nicht. „Es ist kein Geheimnis, dass es ein brutales Foul war. Ein Tut mir Leid, es war keine Absicht, hilft mir jetzt nicht weiter“, sagt Concha, der ein Treffen in der Zukunft aber auch nicht ausschließen will.
Vielleicht findet das allerdings vor Gericht statt.
Younga-Mouhani kann von der DFB-Sportgerichtsbarkeit nicht mehr belangt werden, erklärte VfL-Vorstand Thomas Ernst, ebenfalls auf dem Podium in der Klinik. Bei einer „Tatsachenentscheidung“ ist ein Nachspiel ausgeschlossen. Eine zivilrechtliche Klage auf Schmerzensgeld und Schadensersatz indes behält sich Concha im Verbund mit dem Verein und dessen Anwälten vor. „Dafür gibt es eine realistische Chance“, sagt Ernst. „Wir werden das in Ruhe prüfen und abwägen.“
Bis zu einer Entscheidung will Concha einige Schritte weiter sein. Bisher gebe es „keine Komplikationen“, sagt Dr. Bauer. Sechs Wochen darf Concha praktisch nichts tun, es folgen sechs Wochen Reha, erst Ende März könnte er langsam in ein „fußballspezfisches Training“ einsteigen. Wenn alles optimal läuft.
Der Klub will ihm Druck nehmen: „Existenzangst“, sagte Ernst, soll Concha nicht haben. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, womöglich aber erhält er einen neuen. „Darüber muss er sich jetzt keinen Kopf machen“, sagt Ernst. „Er soll in Ruhe gesund werden. Wenn er im Frühjahr wegen seiner Verletzung Schwierigkeiten hat, sich frei zu entscheiden, werden wir ihn nicht hängen lassen.“ Heißt: Kann er sich nicht für einen anderen Klub empfehlen und findet auch keinen, darf er bleiben.
Für den angeschlagenen Concha eine mental wichtige Hilfe. Überhaupt hat er viel Zuspruch erhalten: von Fans, von der Mannschaft, von zig Leuten per Mail und per Fax, „fast aus der ganzen Welt“, freut sich der Schwede - und hautnah von seiner Familie. Sein Bruder Cristian flog mit Mutter Kristina umgehend nach Berlin, und Mama Concha steht ihrem Sohn auch in Dortmund zur Seite: Ein „Luxus“-Zweibett-Zimmer habe er, sagt Concha strahlend: für ihn und seine Mutter.
Bis zum Wochenende, vielleicht bis Montag, wenn Familie Concha in ihre Heimat, nach Malmö fliegen will. Bis Ende Januar soll Concha in Schweden ärztlich betreut werden und im Februar seine Reha in Bochum beginnen.
TRAINING: YAHIA UNTERWEGS, FREIER NOCH NICHT GANZ FIT
Slawo Freier absolvierte nach seinem grippalen Infekt gestern ein leichtes Programm. Auch heute (ab 10 Uhr) soll der 31-Jährige nur reduziert trainieren. Gibt es nach einer Untersuchung am Nachmittag „grünes Licht“, soll Freier am Mittwoch, also erst zwei Tage vor dem Spiel beim MSV, ins Mannschaftstraining zurückkehren.
Wieder Ehrungen und Ehre für Anthar Yahia: In Algeriens Hauptstadt Algier wurde der VfL-Innenverteidiger am Montag zweimal geehrt - für die WM-Teilnahme und für sein Tor zum 1:0 im Play-Off-Spiel gegen Ägypten. Am Dienstag geht es für Yahia in Griechenland weiter: Zinédine Zidane und Ronaldo, UNO-Sonderbotschafter, beriefen Yahia in ihre Benefiz-Elf, die zugunsten der Ärmsten in Athen auf eine Allstar-Mannschaft von Olympiakos Piräus trifft. Yahia steigt erst am Mittwoch wieder ins VfL-Training ein.
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