Bochum..
Friedhelm Funkel, das bestätigte Sportvorstand Jens Todt auch zwei Tage nach der Niederlage gegen Fürth, bleibt vorerst Trainer des VfL Bochum. Sollte es bei Dynamo schief gehen, dürfte seine Zeit aber abgelaufen sein in Bochum. „Gegen Dresden müssen wir punkten“, sagte Todt dazu.
„Solch eine bittere Niederlage ist wie eine Ohrfeige. Ich hoffe, die macht uns wach“, hat Andreas Luthe, Bochums Torwart, nach dem Spiel gegen Fürth gesagt. Was, für sich genommen, wie eine Ohrfeige für die Anhänger klingt.
Zum Schutze Luthes aber muss man festhalten, dass der Torwart ein ehrlicher, bodenständiger, ehrgeiziger Typ ist und nicht von ungefähr in diesem Jahr Bochums Konstantester trotz einiger Wackler auch von ihm gegen Fürth. Luthe meinte nicht, dass die Spieler den Ernst der Lage nicht erkannt hätten. Ausführlich erklärte er ja auch, dass der „Wille da war“, dass „haarsträubende Fehler“ in der Defensive alles zunichte machten, was gut begann.
Doch dieser „Hallo-Wach“-Ruf, ausgesprochen kurz nach dem deprimierenden 1:4, macht wohl auch die innere Zerissenheit, die Verunsicherung deutlich: Läuft einfach alles nur gegen uns? Oder sind doch nicht alle immer so bei der Sache, wie sie es sein sollten, über 90 Minuten?
Der Reihe nach. Der VfL hat eine Stunde lang gut mitgehalten gegen Fürth, in der ersten Halbzeit gab er sogar den Ton an. Jens Todt, des Überschwangs im Guten wie im Schlechten unverdächtig, sprach von „der besten ersten Halbzeit" in dieser Saison.
Aber er sah auch, dass 45, auch 60 Minuten nicht genug sind. 90 Minuten „hemmungsloses Weitermachen“ hatte er verlangt, eine Stunde ist dann, räumt Todt ein, „zu wenig“.
Es war ja eklatant, wie einfach Fürth über die hilflose VfL-Defensive herfallen konnte. Jeder Konter eine Chance - und fast jede Chance ein Treffer. Die Außenverteidiger Kopplin und Ostrzolek - überfordert. Die Innenverteidiger Sinkiewicz und Maltritz - überfordert. Die Doppelsechs mit zunehmender Zeit - überfordert.
Fürth gewann nach dem Spielverlauf zu hoch. Verdient aber siegte der Gast allemal.
So wie Düsseldorf zuvor auch. So wie Union Berlin. Gegen St. Pauli wäre ein Remis gerecht gewesen, auch die Hamburger aber waren letztlich: abgezockter, gefestigter.
Und das 0:0 in Rostock war trotz des Punktgewinns der unrühmliche Höhepunkt dieser Saison. Ein 0:0 ohne eigenen Torschuss, meine Güte.
Seitdem spielt Trainer Friedhelm Funkel mit Takashi Inui offensiver, im 4-2-3-1. Seitdem passt hinten gar nichts mehr.
Und passiert vorne immer noch zu wenig. Ein starker Takashi Inui allein reicht nicht. Slawo Freier müht sich, aber oft geht ihm irgendwann die Luft aus - nicht zuletzt im Abschluss. Denis Berger genügt keinen höheren Zweitliga-Ansprüchen. Daniel Ginczek begann stark, baute dann ab.
Wie überhaupt die Mannschaft sich nicht mehr wehrte nach dem 1:3. Man kann es ja menschlich verstehen, dass die Verunsicherung dann um sich greift nach dieser Serie, nach diesen „Nackenschlägen“, wie Todt sagte. Aber kann man sich nicht trotzdem wehren, eine gute halbe Stunde lang? Ist das nicht Pflicht ?
Funkel hat derzeit kaum Alternativen für all seine schwächelnden Spieler. Für Björn Kopplin gibt es keine außer Slawo Freier, für den es dann weiter vorne keine gäbe. Für Ostrzolek gibt es Bönig (hat in Rostock zweimal gespielt). Die Kandidaten für Sinkiewicz, der bisher in keiner Weise an die Klasse von Anthar Yahia hernakommt, obwohl der auch meist unter seinen Möglichkeiten blieb, und Maltritz, der seine Sicherheit verloren hat, sind verletzt.
Mimoun Azaouagh könnte in dieser oder in der nächsten Woche ins Mannschaftstraining zurückkehren - eine Option für die Startelf ist der in Topform zweifellos gesetzte, aber auch anfällige Techniker dann nach über drei Monaten Liga-Pause sicherlich noch nicht. Christoph Dabrowski (hat auch in Rostock gespielt) dürfte wieder dabei sein, etwa für Andreas Johansson. Dem Schweden kann man gar keinen Vorwurf machen - er ist einfach nicht gut genug für gehobene Ansprüche. Für schnelle Fürther zum Beispiel.
Chong Tese könnte spielen, auch seine Rückkehr wird von den Verantwortlichen gerne als Zeichen der Hoffnung gewertet. Dann allerdings sitzt Daniel Ginczek wieder auf der Bank. Und Mirkan Aydin neben ihm. Berger, nur zum Beispiel, spielt weiter. Das System hat Funkel auf ein 4-2-3-1 festgezurrt. Was nicht schlecht sein muss - wenn man das Personal dafür hat.
Der FSV Frankfurt hat am Samstag vier zu Null in Karlsruhe gewonnen. Der VfL ist damit nur noch Vorletzter. Vier Tore oder mehr, aber das nur am Rande, hat der VfL in einem Liga-Spiel übrigens zuletzt vor fast vier Jahren geschossen, beim 5:3-Sieg gegen Wolfsburg.
Und danach nie wieder: unter Koller nicht, unter Heinemann, Herrlich und Wosz nicht und auch unter Funkel nicht, in der 2. Liga.
Vier Gegentore aber gab es reichlich. Zuletzt von Fürth.