Bochum. Wieder 1:1! Der VfL Bochum beendet das sechste Heimspiel der Saison zum sechsten Mal mit dem gleichen Ergebnis. Erst in der Nachspielzeit gelang Mikael Forssell der Ausgleich. Die Vorlage zum Last-Minute-Tor steuerte Keeper und Kapitän Andreas Luthe bei.
Damit hatte wohl niemand gerechnet. Sicher, ein sechstes Unentschieden wollte anfangs keiner auf Seiten des VfL Bochum. Der Fluch sollte diesmal gebrochen werden, gegen den Aufsteiger SV Darmstadt 98 wollte man den ersten Heimsieg feiern. Unbedingt. Am Ende aber, als Mikael Forssell nach dem Kopfball von Andreas Luthe über die Linie des Darmstädter Tores gedrückt hatte zum 1:1, jubelten die Bochumer Fans, als ob Weihnachten und Ostern auf einen Tag gefallen wären. Wenigstens das ist mit diesem Tor geblieben: Der VfL hat in dieser Saison noch kein Heimspiel verloren.
Dem Gegner Fragen stellen, die er “nicht beantworten kann”, wollte Peter Neururer. Doch zunächst musste er eine überraschende Personalie lösen. Timo Perthel, der am Vortag noch problemlos mittrainiert hatte, klagte 24 Stunden später wieder über muskuläre Probleme - für den ehemaligen Braunschweiger gab U19-Europameister Fabian Holthaus sein Saisondebüt in der Zweiten Bundesliga. Dass dieses Spiel für Jan Simunek noch zu früh kommen würde, war zu erwarten gewesen.
VfL brauchte Zeit, um auf die Beine zu kommen
Dass auch der blendend in die Saison gestartet Aufsteiger in der Lage ist, schwierige Fragen zu stellen, wurde schnell klar. Die “Lilien” gingen früh drauf und zwangen die Gastgeber durch ihr starkes Pressing zu Ungenauigkeiten und Fehlern. Bereits nach wenigen Sekunden musste sich VfL-Schlussmann Andreas Luthe lang machen, als Tobias Kempe, bei den Darmstädtern der Mann für die Standards, von einem Missverständnis zwischen Malcolm Cacutalua und Anthony Losilla profitierte. Auch in der nächsten Szene der Gäste stand ein Bochumer unfreiwillig Pate. Als Romain Bregerie, der aus Dresden gekommene Innenverteidiger, den Ball per Kopf aufs Bochumer Tor beförderte, fälschte Michael Gregoritsch unglücklich ab - der VfL war in Rückstand geraten.
Und brauchte eine gehörige Zeit, um auf die Beine zu kommen. Es fehlte die Ruhe im Spiel, der Ball befand sich viel zu oft in der Luft, wo die Gäste klare Vorteile besaßen, klare Spielzüge blieben Mangelware. Stanislav Sestak und Simon Terodde waren gegen die starke Darmstädter Defensive abgemeldet, Michael Gregoritsch wollte zu viel und verlor ein ums andere Mal den Ball - das Offensivspiel der Bochumer hakte gewaltig. Gefährlich wurde es lediglich, wenn Yusuke Tasaka sich einschaltete.
Der Japaner hatte folgerichtig auch die beste Chance zum Ausgleich auf dem Fuß, aber sein Schuss aus kurzer Distanz war zu ungenau, Darmstadts Schlussmann Christian Mathenia hatte keine Mühe zu parieren.
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Mit Marco Terrazzino anstelle Stanislav Sestak eröffnete der VfL die zweite Halbzeit - und hatte doch fast noch mehr Probleme in den Strafraum zu gelangen als im ersten Durchgang. Minutenlang riegelten die Darmstädter ihren Sechszehner, nein, sogar die komplette eigene Spielhälfte ab, ohne dass den Hausherren ein Rezept dagegen einfiel. Immer wieder verdichteten die Hessen das Spielfeld, doppelten, gewannen so schließlich die Mehrzahl der Zweikämpfe und hielten den Gegner vom eigenen Tor weg. Und wenn sie sich mal fallen ließen, dann auf breiter Front - mit einer nahezu undurchdringlichen Fünfer-Abwehrkette.
Erste Pfiffe seit langem
Zu diesem Mittel griffen die Gäste, als der Druck der Bochumer immer größer wurde. Denn die Gastgeber wollten nicht klein beigeben. Warum auch? Die Fans, die sich beim Halbzeitpfiff die ersten Pfiffe seit langem gegönnt hatten, standen, als der Ball wieder rollte, wie ein Mann hinter der Mannschaft.
Aber es gibt Tage, da spürt man, dass auch der beste Wille auf den Tribünen da unten auf dem Rasen wenig bewirkt. Die Minuten verstrichen, der VfL mühte sich - und rieb sich allmählich auf in seiner ganzen Erfolglosigkeit. Denn im Grunde genommen geriet die Abwehr des Aufsteigers kaum einmal unter Druck. Zu selten wurde es turbulent im Darmstädter Strafraum. Und am Ende haben sie wohl einfach nicht mehr an ihr Glück geglaubt. Bis Luthe kam und Forssell - in letzter Sekunde.