Bochum. Mit seinem fünften Remis im fünften Heimspiel der Saison sorgte der VfL Bochum am Freitagabend für ein Novum in der 2. Liga. Allerdings wurde gegen Nürnberg beim erneuten 1:1 deutlich: Das Pech allein ist nicht der Grund für die unheimliche 1:1-Serie.

Der Ausdruck im Gesicht von Michael Gregoritsch nach Abpfiff des 1:1 gegen Nürnberg spiegelte das ganze Dilemma des VfL Bochum wider. Bochums Linksaußen wusste nicht, ob er sich freuen oder ärgern sollte.

Einerseits war ihm war beim 1:0 ein Treffer gelungen, bei dem weniger geübte Kicker ernsthafte Verletzungen verursachen können - entweder bei sich selbst oder im Publikum unterm Stadiondach. 40-Meter-Freistoß von Tasaka, Sekt oder Selters beim Volley, Einschlag mit Mach 3. "Den treffe ich sicherlich nicht jedes Mal so", sagte Gregoritsch, der sich ansonsten selten verdächtig macht, ein großer Freund leiser Töne zu sein.

Andererseits war da diese Szene in der Schlussphase, in der er nach einer Flanke von Onur Bulut mutterseelenallein am Sechzehner auftauchte, den Ball wunderbar auf seinen linken Fuß serviert bekam - und in der er den Ball völlig überhastet auf die Osttribüne drosch. "Das macht das Tor nicht ungenießbar, trübt das Ganze aber schon", meinte Gregoritsch. Am Ende stand das fünfte 1:1 im fünften Heimspiel der Bochumer. Fünf Remis in den ersten fünf Heimspielen eines Klubs - ein Novum in Liga zwei. "Das zehrt an den Nerven", räumte Gregoritsch ein. Wohl wissend, dass man das Pech allein nicht mehr für diese unheimliche Heim-Serie verantwortlich machen kann.

VfL-Coach Neururer: "Das ist für unsere Ansprüche zu wenig"

Dem VfL fehlt vor eigenem Publikum bislang schlichtweg die Effizienz. Man kann Gregoritsch durchaus beipflichten, wenn er sagt: "Wir waren hier zu Hause immer eher am Rand des Siegs als am Rand einer Niederlage." Allerdings gab es auch in jedem Heimspiel - besonders in den Schlussphasen - klare Chancen, die Spiele zu entscheiden. Gegen Fürth verpassten Tasaka und Gregoritsch den finalen Punch, gegen Union versiebte Terrazzino aus fünf Metern vor dem leeren Tor, gegen Düsseldorf waren es Tobi Weis und Simon Terrodde - und am Freitag eben erneut Gregoritsch und Stanislav Sestak, der im rerwirpower-Stadion immer noch nicht getroffen hat nach seiner Rückkehr.

In der Bilanz macht das: fünf Treffer zu Hause und Platz 14 in der Heimtabelle. "Das ist für unsere Ansprüche zu wenig", sagt Trainer Peter Neururer. Und Kapitän Andreas Luthe findet es jammerschade, "weil unsere Fans hier mittlerweile für Bundesliga-Atmosphäre sorgen". Mehr als 25.000 kamen am Freitag zum Duell gegen Nürnberg. Vor einem halben Jahr hätte man sich an der Castroper Straße über 15.000 gefreut.

Ärger, aber keine Verzweiflung beim VfL Bochum

Dieser Kredit bei den Zuschauern ist freilich auch den Bochumer Auftritten in der Fremde zu verdanken. Nimmt man das Debakel in Heidenheim mal als Ausnahme, klappte es auswärts nämlich vor allem in Sachen Effizienz. Je fünf Tore in Aue und Frankfurt, zwei in Braunschweig. Bochum stand nach dem Nürnberg-Spiel als stärkstes Auswärtsteam der Liga in der Statistik.

"Der Trainer hat gesagt, mit einem Jahr mehr Erfahrung mache ich den", sagte Michael Gregoritsch abschließend über seine vergebene Chance. Und gerade solche Entwicklungen sind eine Sache, auf die man im Lager des VfL durchaus hoffen darf. Und nicht nur in der Offensive. Gegen Nürnberg bildeten mit Malcolm Cacutalua und Onur Bulut zwei blutjunge Talente die Hälfte der Vierer-Abwehrkette. "Da muss man uns auch mal zubilligen, dass nicht alles im Aufbauspiel klappt", sagte Neururer.

Am Ende konnte man also Ärger, aber keine Verzweiflung erkennen in den Gesichtern der Bochumer. "Man darf ja auch nicht vergessen, dass wir hier noch ungeschlagen sind", sagte Michael Gregoritsch. Der, wie gesagt, eigentlich immer einen Spruch auf den Lippen hat - und damit auch am Freitagabend nicht brechen wollte. Ob er nun Kandidat sei für das Tor des Monats? "Quatsch. Tor des Jahres." Und lachend ging's unter die Dusche.