Bochum. Patrick Osterhage vom VfL Bochum soll gute Chancen haben, nächste Woche bei der U21-Nationalmannschaft zu sein – warum, weiß auch Stürmer Polter.

Er soll behutsam aufgebaut werden beim VfL Bochum, perspektivisch eine Führungsrolle einnehmen im Mittelfeldzentrum. Und Patrick Osterhage ist diesem längerfristig angelegten Plan von Trainer Thomas Reis sogar ein, zwei Schritte voraus. Nach nun schon acht Einsätzen für den VfL in der Bundesliga und zwei im DFB-Pokal könnte er in seinem ersten richtigen Profijahr den Sprung in die deutsche U21-Nationalmannschaft schaffen.

Noch hat der DFB den Kader von U21-Trainer Antonio Di Salvo für die kommenden EM-Qualifikationsspiele am 25. März in Aachen gegen Lettland und am 29. März in Petach Tikwa in Israel nicht bekannt gegeben. Osterhage aber soll gute Chancen auf eine erstmalige Nominierung haben.

Osterhage kennt einige Kollegen der U21-Nationalmannschaft schon lange

„Das würde mich natürlich sehr freuen, wieder für mein Heimatland zu spielen“, sagt Osterhage noch zurückhaltend. 2019 war er in der U19-Nationalmannschaft bereits für ein DFB-Talentteam am Ball. Von den U19-Nationalspielern allerdings schaffen es längst nicht alle zu Bundesliga-Profis – in der U21 weht schon ein ganz anderer Wind.

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„Wenn ich nominiert werden sollte, würde ich wie beim VfL im Training auch bei der Nationalmannschaft Gas geben und versuchen, mich anzubieten“, sagt der erst im Februar 22 Jahre alt gewordene Mittelfeldmann des VfL Bochum, der damit für die U21 noch spielberechtigt ist.

Einige kennt er ja schon lange. Armel Bella Kotchap natürlich, seinen VfL-Teamkollegen, der bereits sechs Einsätze in der U21 absolviert hat und sicherlich erneut nominiert werden dürfte. Noch länger kennt er etwa Jonathan Burkardt von Mainz 05 und Jean-Manuel Mbom vom SV Werder Bremen. Mit Mbom war er gemeinsam im Internat in Bremen, beim SV Werder spielte er als Kind und Jugendlicher von 2011 bis 2017, ehe er zu Borussia Dortmund in die U19 wechselte, auch mal bei den Profis trainierte und bis für den BVB U23 spielte, wenn er denn gesund war.

Polter über Osterhage: „Er saugt viel auf und lernt schnell“

Viel Verletzungspech bremsten ja Osterhages frühe Karriere, nach acht Einsätzen beim BVB U23 in der Regionalliga wechselte er im Sommer 2021 zum VfL, gleich mal von der vierten in die 1. Liga, unterschrieb einen Vertrag bis 2024. Auch bei einem Nicht-Aufstieg wäre es ein großer Schritt gewesen. Nun wurde es ein Riesenschritt. Und machbar, weil Osterhage ein Typ ist, der irgendwann selbst vorangehen will – und daran arbeitet im Training, im Spiel.

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Sebastian Polter ist einer der erfahrenen VfL-Spieler, die Vorbild sind für Jüngere, Tipps geben. Bei Osterhage, dem Mittelfeldmann mit Offensivgeist, stößt der Stürmer mit der robusten Spielart nicht auf taube Ohren. „Patti ist ein Junge, der viel aufsaugt und schnell lernt. Das ist das Wichtigste. Er will die Dinge, die ihm Trainer oder auch Mitspieler mit auf den Weg geben, umsetzen, bringt sich aber selbst auch immer wieder ein“, sagt Polter.

Osterhage nimmt sich an Losilla, Riemann, Polter ein Beispiel

„Ich versuche, alles mitzunehmen. Wie Toto, Polti, Manu vorneweggehen, daran kann man sich tagtäglich etwas abgucken, in der Kabine und fußballerisch sowieso“, sagt Osterhage über seine so erfahrenen wie bekannt ehrgeizigen Kollegen wie Anthony „Toto“ Losilla (36), Sebastian „Polti“ Polter (30) und Torwart Manuel „Manu“ Riemann (33).

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Reflektiert ist Osterhage, selbstkritisch. Zufriedenheit ist daher ein Wort, das er im Profifußball nicht gerne in den Mund nimmt. „Ganz zufrieden bin ich nie, weil ich mich immer verbessern kann, verbessern will“, sagt er. Auch nach dem 4:2-Sieg gegen den FC Bayern mit ihm im Zentrum über 90 Minuten samt Hackenvorlage auf Cristian Gamboa vor dessen 3:1-Hammer sah er noch Steigerungspotenzial.

Daran hat sich nichts geändert, schon gar nicht nach dem Frankfurt-Spiel, das sicherlich nicht sein bestes war bisher. Nach gutem Beginn baute er ab, vermisste Reis auch bei Osterhage die „Körperlichkeit, da hat er sich wie viele andere auch zu oft wegdrücken lassen“. Auch eine Frage der Entwicklung: Reis hält große Stücke auf Osterhage.

Osterhage setzt gegen Mönchengladbach auf Sieg

Die Tendenz spricht für Reis’ Einschätzung, für Osterhages Weg. In der Rückrunde spielte er drei Mal von Beginn an in der Bundesliga und zwei Mal im Pokal. Insbesondere defensiv und im taktischen Verständnis hat er große Fortschritte gemacht, aber, so Thomas Reis, „es ist Luft nach oben“. Er kann den Pass in die Tiefe spielen und selbst in die Tiefe ziehen, zeigt dies aber noch zu selten. Osterhage hat eine saubere Technik, einen sicheren Pass, Tempo und Laufvermögen ohnehin: Regelmäßig spult er die meisten Kilometer ab, oft mehr noch als Losilla. Osterhage sagt: „Vom Gefühl her geht vor allem offensiv mehr.“

Gegen Mönchengladbach beim Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr) muss Reis erneut entscheiden, ob Osterhage beginnt oder Eduard Löwen, der ja eigentlich als unumstrittene Stammkraft vorgesehen war in dieser Saison. Weitere Alternativen wie Milos Pantovic fallen aus. Klar ist für Osterhage, „dass wir uns im eigenen Stadion vor wenigen bis gar keinem Gegner verstecken müssen. Wir wollen vor unseren Fans wieder die Punkte holen.“