Bochum. Trotz zwischenzeitlicher 3:1-Führung muss Bochum gegen Hannover am Ende noch mal zittern. Robert Tesche rettet dem VfL den Dreier.
Irres Spektakel in Bochum. Robert Tesche machte mit einem Kopfballtor in der Nachspielzeit den VfL glücklich. Der Routinier erzielte nach einem Offensiv-Wirbel mit vielen Drehungen und Wendungen das 4:3 (2:1) gegen Hannover 96 und brachte den VfL damit der 1. Bundesliga einen großen Schritt näher. Kurz zuvor erst hatte Hannover das 3:3 erzielt nach einem 1:3-Rückstand und hatte Sekunden vor dem Schlusspfiff Pech, als Gamboa das 4:4 mit dem Bauch rettete kurz vor der Linie. Der Spitzenreiter der 2. Liga hat damit vorerst sechs Punkte Vorsprung auf Fürth und sieben auf den Dritten Hamburger SV, die beide allerdings noch ein Nachholspiel haben.
In die VfL-Startelf kehrten nach dem 0:3 in Paderborn die zuletzt gesperrten Offensivkräfte Robert Zulj und Danny Blum zurück, Thomas Eisfeld und Milos Pantovic rotierten auf die Bank. Dagegen zählte Danilo Soares überraschend nicht einmal zum Kader, obwohl er nicht verletzt und nicht krank ist. Der Linksverteidiger erhielt von Trainer Thomas Reis einen kräftigen Denkzettel. Er stelle die bestmögliche Mannschaft auf, die sich im Training angeboten hat, sagte Reis sinngemäß vor dem Spiel bei Sky und sprach von „Leistungsgeschichten und Verhaltensweisen“, die eine Rolle spielten. „Daher steht er uns heute leider nicht zur Verfügung.“
VfL Bochum beginnt engagiert
Dass der Trainer keine Rücksicht nimmt auf größere Namen, wenn ihm die Einstellung nicht passt, hatte Reis schon öfter bewiesen. So hatte er im Hinspiel gegen Fürth freiwillig auf Zulj verzichtet. Auch in der heißen Phase des Aufstiegskampfes also zieht Reis seine auf Teamgeist und Einsatzwillen basierende Linie konsequent durch. Für Soares spielte Herbert Bockhorn, der ihn schon beim letzten Heimspiel gegen Kiel (2:1) erfolgreich vertreten hatte, als Soares gesperrt fehlte.
Bei Hannover gab es nach dem 1:3 gegen Heidenheim vier Wechsel und eine Überraschung. Der bei den Niedersachsen nach zuletzt sieben Partien ohne Sieg unter Druck stehende Trainer Kenan Kocak verzichtete auf seinen Torjäger Marvin Ducksch. Er nahm nur auf der Bank Platz.
Der VfL begann engagiert, lief früh an, war präsent in den Zweikämpfen in einer sofort umkämpften Partie auf höherem Zweitliga-Niveau. Er machte Druck, ohne sich zwingende Chancen zu erarbeiten. Die erste gute Möglichkeit hatte der Gast: Torwart Manuel Riemann parierte einen Freistoß-Schuss aus 18 Metern von Florent Muslija glänzend (15.). Und Hannover blieb nun dran. Nach einer Konfusion in der VfL-Defensive klärte Cristian Gamboa den Schuss von Genki Haraguchi vor der Linie, und nach der folgenden Ecke klatsche der Ball nach einem Schuss von Simon Falette an die Latte.
Gerrit Holtmann stellt zwischenzeitlich auf 3:1 für die Bochumer
Bochum in höchster Not – und dann folgerichtig geschlagen. Wieder stimmte die Zuordnung nicht. Sei Muroya hatte auf rechts viel Platz zum Flanken, in der Strafraummitte verloren die Bochumer den heranstürmenden Dominik Kaiser komplett aus den Augen. Der 96-Kapitän verwandelte volley aus vollem Lauf, die verdiente Führung für Hannover nach 22 Minuten.
Die Reaktion? Gerrit Holtmann nahm Maß, der Ball flog aber deutlich links vorbei (23.). Und wenn es aus dem Spiel heraus nicht so recht läuft, hilft ja oft ein Standard. Robert Tesche lief ein, die Ecke von Robert Zulj kam maßgenschneidert, und Routinier Tesche köpfte mustergültig ins linke Eck ein. Der Ausgleich, 29. Minute.
Bochum hatte wieder Oberwasser, holte einige vielversprechende Standards heraus. Und zeigte Tempo und Klasse: Nach einem langen Ball von Anthony Losilla zog Turbo-Mann Gerrit Holtmann seinem Kontrahenten Bo Niklas Hult auf der rechten Außenbahn auf und davon, nahm den Ball perfekt mit und vollstreckte aus spitzem Winkel eiskalt ins linke Eck. Ein überragender Treffer – Bochum hatte das temporeiche Spiel schnell gedreht (37.). Der VfL legte nach, Zoller nach einem 96-Patzer und Holtmann nach einer starken Kombination vergaben das 3:1.
Robert Tesche wird nach Last-Minute-Tor zum Mann des Tages
Es blieb eng, es blieb packend, auch nach dem Wechsel: Linton Maina für Hannover und Danny Blum nach Holtmanns Pass für Bochum hatten gleich große Chancen. Die Partie beruhigte sich etwas, Bochum war defensiv nun deutlich stabiler, gewann viele zweite Bälle – und spielte Fußball. Zulj bediente auf links Blum, der schlug den Ball scharf in den Fünfer, wo Simon Zoller seinen Fuß im rechten Moment ausstreckte (62.). Das 3:1, es war Zollers 15. Saisontreffer – aber nicht die Entscheidung.
Kocak brachte umgehend Ducksch und Reis Pantovic für den starken Holtmann. Ducksch stach sofort: Torwart Riemann eilte arg weit aus seinem Kasten, erwischte den Ball am Strafraumrand nicht, und der Torjäger köpfte Weydandts Flanke ins leere Tor (68.). Wenig später blockte Bella-Kotchap einen Ducksch-Schuss ab. Hannover roch am Ausgleich, erneut Ducksch scheiterte freistehend an Riemann (76.). Der Gast wechselte mehrmals, setzte auf volle Offensive, drängte Bochum komplett zurück. Ohne Holtmann, Blum (Eisfeld ersetzte ihn) und am Ende auch mit Verteidiger Decarli für Stürmer Zoller gab es kaum Entlastung. Leitsch blockte, Riemann hielt – und war doch noch einmal geschlagen in diesem Drama. Ochs gelang in der 90. Minute der Ausgleich, ehe Tesche dem VfL den Sieg bescherte, den der Mann des Tages mit einem Flic-Flac feierte.