Sheffield. Marcel Kittel hat das Gelbe Trikot nach nur einem Tag wieder abgeben müssen: Beim Sieg des Italieners Vincenzo Nibali hatte er wie die übrigen Sprinter nur das Nachsehen. Und auch Jens Voigt musste wieder in seine Teamkleidung zurückschlüpfen.

Vincenzo Nibali hat die zweite Etappe der 101. Tour de France gewonnen und Marcel Kittel das Gelbe Trikot abgenommen. Der Italiener gewann am Sonntag nach 201 Kilometern über neun Steigungen in Sheffield als Solist. Der am Vortag schwer gestürzte Mark Cavendish konnte das Rennen mit einer Schultereckgelenk-Sprengung nicht fortsetzen. Tour-Rekordteilnehmer Jens Voigt verlor sein am Vortag gewonnenes Bergtrikot.

Wie schnelllebig die Tour sein kann, hatte tags zuvor Lokalmatador Cavendish erlebt. Seit Tagen waren er und Vorjahressieger Chris Froome wie Popstars von den Radsport-begeisterten Briten gefeiert worden. Auf der Zielgeraden war für den Ex-Weltmeister nach einem selbst verursachten Sturz der Traum vom Heimsieg im Heimatort seiner Mutter am Samstag dahin. Stattdessen musste der 25-malige Etappengewinner mit Bänderrissen in der Schulter und einer Schultereckgelenks-Sprengung aufgeben. Sechs Wochen wird er ausfallen.

Cavendish "am Boden zerstört"

"Ich hatte gehofft, dass die Schmerzen in der Nacht zurückgehen, aber das war nicht der Fall. Ich bin am Boden zerstört", sagte Cavendish, als er am Sonntag - der rechte Arm in eine Schlinge gehängt - aus dem Team-Bus ausstieg und seinen Abschied verkündete.

Grundsätzlich war die prächtige Stimmung auf der Insel durch den Ausfall aber nicht gestört. Am Samstag waren nach Angaben der Polizei zwei Millionen Menschen auf den Beinen. "Außergewöhnlich, phänomenal, unvergesslich", schwärmte Tourchef Christian Prudhomme. "Das war wie in L'Alpe d'Huez," Diejenigen Zuschauer, die in den 20er Reihen keinen Platz mehr gefunden hatten, versammelten sich bei prächtigem Wetter vor den riesigen Leinwänden in den großen Parks. "Wie Woodstock, nur ohne Matsch", schrieb das Tour-Organ "L'Equipe".

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Besonderer Moment für Jens Voigt

Dabei konnten die Fans live miterleben, wie Rekord-Teilnehmer Jens Voigt seine 17. und letzte Tour auf besondere Weise zelebrierte. Mit einer seiner berühmten Attacken sicherte sich der 42-Jährige die nötigen vier Punkte für das erste Bergtrikot. "Ich fühlte schon eine Verpflichtung, mich hier zu präsentieren, wo doch meine Teilnahme lange offen war", sagte der Oldtimer, der 1998 bei seiner ersten Teilnahme ebenfalls mit einer "verrückten Attacke" das gepunktete Trikot geholt hatte. Am Sonntag musste er das Bergtrikot allerdings wieder hergeben.

Denn auf dem Weg nach Sheffield hatte er bei neun Bewertungen keine Chance, zumal im Finale auch die Topfahrer Froome, Contador und Co. mit vollem Einsatz fuhren, weil es bereits auf dem zweiten Tagesabschnitt um wertvolle Sekunden im Gesamtklassement ging.

Zum abschließenden Höhepunkt der englischen Festspiele kommt es am Sonntag, wenn die dritte Etappe vor dem Buckingham Palace in London endet. Womöglich im Sprint - gute Erfahrungen mit den Royals hat Kittel, der am Sonntag fast 20 Minuten verlor, ja schon gemacht. Er fuhr mit einem breiten Grinsen im Gesicht durchs Ziel. (dpa)